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Im Zuge der Erneuerung des Schwendermarktes entwickelte die Gebietsbetreuung Storchengrund die Idee, die an das Marktgebiet angrenzende Stützmauer, die die Trennlinie zur höher gelegenen Mariahilferstraße darstellt, zu gestalten. Anstoß für die Überlegungen war die Vorstellung vom Markt als Umschlagplatz und Treffpunkt unterschiedlicher sozialer Schichten und Kulturen. Im Sommer 2004 waren im 15. Bezirk insgesamt 72 verschiedene Sprachen registriert, wobei der Schwendermarkt mit seiner Sprachenvielfalt zu einer der Brennpunkte von Rudolfsheim-Fünfhaus zählt.

Vor diesem Hintergrund wurde die mehr als 80 Meter lange Wand unter dem Titel Wand der Sprache in Kooperation mit mehreren Schulen des 15. Bezirks gemeinsam mit Jugendlichen verschiedener sprachlicher Herkunft mit persönlichen und allgemeinen Sinnsprüchen graffittiähnlich bemalt. Zur Auswahl der in Polnisch, Englisch, Arabisch, Türkisch, Rumänisch oder Kroatisch formulierten Sinnsprüche, Gedichte oder pointierten Kurzkommentare wurde ein Zeichenwettbewerb veranstaltet. Die Ergebnisse wurden von den beiden Künstlerinnen Christine und Irene Hohenbüchler grafisch umgesetzt und gemeinsam mit Jan Blaschko und Roland Zolle, Studenten der Akademie der bildenden Künste Wien, auf die Wand übertragen.

Die Basis für die farbige Grundierung des so entstandenen Gemeinschaftswerks im Breitwandformat bildet eine in Streifenmuster wiedergegebene Statistik des Bezirkes mit den am häufigsten vertretenen Sprachen. Entsprechend der Arbeit im öffentlichen Raum und der an Graffiti angelehnten Form finden sich letztlich auf der Wand der Sprache auch spontan entstandene Spuren von Sprayern aus der Umgebung.

Als Resultat eines komplexen sozialen Prozesses zwischen Jugendlichen, KünstlerInnen, LehrerInnen und nicht zuletzt der Bezirksverwaltung entstand auf diese Weise eine weithin sichtbare künstlerisch gestaltete Wandmalerei, in der Sprache als elementares Werkzeug der Kommunikation thematisiert wird. Zugleich wird die Idee von einer einzigen an einem bestimmten Ort gültigen Sprache hinterfragt und auf das lebendige Nebeneinander höchst unterschiedlicher Sprechtraditionen verwiesen. Die oft nur in Form statistischer Werte dargestellte Vielsprachigkeit in vielen Gebieten Wiens wird hier sichtbar, die Wand der Sprache zu einem kommunikativen Objekt der möglichen Identifikation für die Vielheit der Kulturen, in jedem Fall aber zu einem Spiegelbild der am Markt und seiner Umgebung vorhandenen Sprachvielfalt.

Pressetext

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Wand der Sprache
Wandmalerei in Graffititechnik
Acrylspray auf Dispersion, ca. 4,5 x 82 m
Idee: Michaela Rebel-Burget
Visuelle Umsetzung: Christine und Irene Hohenbüchler gemeinsam mit Jan Blaschko und Roland Zolle, Akademie der bildenden Künste, Wien
Ort: Schwendermarkt, 1150 Wien
Fertigstellung: Oktober 2004

Gemeinschaftsprojekt unter Beteiligung zahlreicher Jugendlicher, KünstlerInnen, LehrerInnen