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Die Ausstellung ORT DES GEGEN, die vom 12. Juni bis 26. Juli 2003 im Künstlerhaus Stuttgart stattfinden wird, versammelt Ideen eines möglichen Gegen. Sowohl in dem Entwurf einer visionären, urbanen Gemeinschaft (BORG von Inga Svala Thorsdottir) wie auch in den Überlegungen für einen ORT DES GEGEN (von Annette Wehrmann) stehen Wünsche und Visionen im Vordergrund. Annette Wehrmann untersucht Orte, die wie die Rückseite einer Utopie sind, Orte, die nicht an einen Zweck gebunden sind, funktionslos und damit etwas freisetzen, was nicht den gesellschaftlichen Zwängen entspricht. In den Arbeiten der drei Künstlerinnen spielt Verweigerung eine wichtige Rolle. Judith Hopf setzt subtile Verschiebungen medialer Codes ein, um das Funktionieren außer Kraft zu setzen oder in eine neue Richtung zu wenden. Alle drei Künstlerinnen werden für ORT DES GEGEN neue räumliche Situationen schaffen. Annette Wehrmann wird ihre Arbeit auf die Situation im öffentlichen Raum in Stuttgart ausweiten. Am Tag nach der Eröffnung (12. Juni) ist eine Vortragsperformance von Annette Wehrmann und Inga Svala Thorsdottir geplant, in der sie von BORG und dem ORT DES GEGEN berichten. Am 3. Juli findet eine weitere Vortragsperformance zum Thema STUPIDITY (Doofheit) mit Judith Hopf und Heike Föll statt. Sie haben bereits ein Seminar zu diesem Thema an der Merz-Akademie gehalten. Weiter findet ein umfangreiches Filmprogramm am 4. Juli 2003 ab 19 Uhr statt , dass mögliche ORTE DES GEGEN in unterschiedlichen Weisen zeigt. Das Filmprogramm wird von Madeleine Bernstorff, Judith Hopf und Stephan Geene zusammengestellt. Elke aus dem Moore

Zu den teilnehmenden Künstlerinnen: Annette Wehrmann Die Hamburger Künstlerin Annette Wehrmann wird für die Ausstellung ORT DES GEGEN eine neue Arbeit entwickeln und am 12. Juni zusammen mit Inga Svala Thorsdottir eine Vortragsperformance machen. EIN ORT DES GEGEN "Der ORT DES GEGEN nimmt genau genommen keinen Platz ein. Er kann an jeder beliebigen Stelle in Erscheinung treten. Der ORT DES GEGEN befindet sich fortwährend in Bewegung: Er tritt kurzzeitig an den inneren und äußeren Rändern (...) aus dem städtischen Organismus aus . Voraussetzung für den ORT DES GEGEN ist ein Stillstand oder Versagen koordinierter Abläufe, der städtischen Funktionen: der ORT DES GEGEN ist unter anderem eben der Ort, an dem der Müll liegen bleibt. Der ORT DES GEGEN ist die Rückseite der Utopie, die dritte Dimension. Er kann an allen nicht oder eher provisorische definierten Plätzen in Erscheinung treten, an allen Ecken und Enden der Stadt. Der funktionale Stillstand ist ein partieller, eine zeitweilige und örtliche begrenzte Bruchstelle (aber keine Sollbruchstelle) in den glatten und eleganten Abläufen, die Fortdauer und Effizienz der Stadt BORG gewährleisten: aus Gründen, die ich derzeit noch nicht zur Gänze überblicke, die aber dennoch zwingend sind, wird sich in der Nähe des ORT DES GEGEN häufig eine Imbissbude oder die Filiale einer Burgerkette befinden. An beider Einrichtungen Effizienz und Funktionalität kann nicht gezweifelt werden. Der ORT DES GEGEN bezeichnet eine Bruchstelle für zweckfreie Negation, insbesondere für ein zweckfreies Vergehen von Zeit, materialisiert in der Zunahme/Anhäufung von Abfall (hallo broken-window-Theorie). Irgendwo zwischen zum-Stillstand-kommen und radikaler Freisetzung. Am ORT DES GEGEN können die Einwohner BORGS zweckfrei und sinnfrei auf einander treffen, es ist aber auch dessen Gegenteil oder gar nichts möglich. Am ORT DES GEGEN wachsen - wie erwähnt - die Halden: die Halden an Zeit und Langeweile, Überfluss und Abfall." Aus: Annette Wehrmann: EIN ORT DES GEGEN, Ein Projekt für BORG, Island

Inga Svala Thorsdottir BORG Inga Svala Thorsdottir, eine in Hamburg lebende isländische Künstlerin, hat das Projekt BORG entworfen - eine Idee für eine urbane community auf Island. "Bei dem bereits nach sorgfältigster Ortsbegehung ausgewählten Areal, das bis zu einer Million Menschen aufnehmen soll, handelt es sich um ein bislang von Elfen bewohntes Gebiet nördlich der isländischen Hauptstadt Reykjavik. Sowohl die Infrastruktur als auch die Gebäude werden sich an den Formen und Prozessen orientieren, die die Natur in all ihrer rationellen Vielfältigkeit vorgebildet hat. Flora und Fauna der Umgebung liefern neben dem visuellen Erscheinungsbild zusätzlich auch die zu verwertenden Ressourcen. (...) Die Vorbilder der Natur erfahren (...) durch die menschlichen Wunschbilder ein visionäres Korrektiv. Die Vorstellung von der Kunst als Nachahmung der Naturformen wird nutzbar gemacht, um Orte zu schaffen und Räume zu öffnen, die den Menschen als denjenigen vor Augen führen, der immer wieder neu mit der Aufgabe zum Entwerfen seiner selbst betraut erscheint. ..." Harald Uhr in Stars & Stripes 3, Bonn

Judith Hopf Die in Berlin lebende Künstlerin Judith Hopf, die vor kurzem in der Kunststiftung Baden-Württemberg ihre neue Videoarbeit zeigte, wird in der Ausstellung ORT DES GEGEN im Künstlerhaus Stuttgart eine neue projektbezogene Arbeit im Raum positionieren. Ihr Video "Hey Produktion" und "Bartleby" geben inhaltliche Richtungen ihrer Arbeit. Am 3. Juli 2003 zeigt sie zusammen mit Heike Föll die Vortragsperformance STUPIDITY. Inhaltbeschreibung des Videofilms "Hey Produktion": "Eine Protagonistin sitz in einer Parklandschaft. Während sie ihr Umfeld betrachtet beginnen sich die Dinge zu verschieben, Jogger leuchten seltsam auf, eine Parkskulptur macht einen Schritt zur Seite. Die Protagonistin sieht sich gezwungen aufzustehen, Aktion zu entwickeln. Ruhig schlendert sie auf dem Parkrasen, bis sie unverhofft auf sich selber, in einer völlig neuen Rolle trifft. Während die Protagonistin versucht aus dem Schatten einer Wolke zu treten, schließt sich Ihre "bessere Hälfte" einer Gruppe an, die zu einem selbst komponierten Song, mit dem Titel "Hey Produktion", einen musical-artigen Tanz aufführt. Schließlich verlässt die Gruppe kommentarlos die Parklandschaft. "Hey Produktion" thematisiert gesellschaftliche Strukturen, die an eine Produktivität materielle Werte knüpfen. Der Film untersucht die Bildcodes, die sich zu uns als "perfekte" Naturvorstellungen und die daran angeschlossenen Wertevorstellungen von Funktion und sozialem Gebrauch, via TV und Film übertragen. Es soll gezeigt werden, das alle Wahrnehmung eine Frage der sozialen Eingebundenheit und Gewohnheit einschließt und nicht zwingend gleich erlebt werden muss. Mit dem Mittel der latenten Verschiebung und Irritation, die in einer unwahrscheinlichen gesellschaftlichen Aktion endet werden derart fixe und gewohnte Bilderwelten auf einen schwankenden Boden gezogen." Pressetext

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Annette Wehrmann, Inga Svala Thorsdottir und Judith Hopf