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WEL­CO­ME TO THE JUNG­LE
03.03.2018 - 21.05.2018
Pressetermin: Freitag, 03.03.2018 11:00 Uhr

Un­ter dem Ti­tel „Wel­co­me to the Jung­le“ ver­sam­melt die Kunst­hal­le Düs­sel­dorf ei­ne Aus­wahl in­ter­na­tio­na­ler Wer­ke, die kri­tisch, re­flek­tiert und oft mit Hu­mor, aber oh­ne mo­ra­li­schen Fin­ger­zeig auf je­ne Zu­stän­de und Pa­ra­do­xi­en ver­wei­sen, in die wir uns ver­stri­cken, wäh­rend wir ver­su­chen, das Rich­ti­ge zu tun. Im Zeit­geist liegt zum Bei­spiel das Auf­be­geh­ren ge­gen Ver­hält­nis­se, in de­nen wir durch un­se­re Ent­schei­dun­gen im­pli­zit auch sol­che un­ter­neh­me­ri­schen, so­zia­len und res­sour­cen­be­zo­ge­nen Prak­ti­ken ge­wäh­ren las­sen, die wir im kon­kre­ten Fall ab­leh­nen wür­den, wenn z.B. Mensch und Na­tur dar­un­ter lei­den. Greif­bar wird dies durch be­wuss­te­re Kon­sum­entschei­dun­gen bei Er­näh­rung, Klei­dung und Rei­sen oder bei der ein­fa­chen Fra­ge, wel­chen The­men und Stim­men wir un­se­re Zeit und Auf­merk­sam­keit schen­ken. Vom Car­bon Foot­print bis zur nach­hal­ti­gen Fi­nanz­an­la­ge, von Cor­po­ra­te So­ci­al Re­s­pon­si­bi­li­ty bis zur Öko­bi­lanz der Ver­ar­bei­tungs­ket­te – in der Pra­xis nimmt die In­for­ma­ti­ons­dich­te dschun­gel­ar­ti­ge Aus­ma­ße an, wo­bei oft nicht klar ist, wel­che Aus­rich­tung den ei­ge­nen Über­zeu­gun­gen am ehes­ten ent­spricht oder wel­cher Weg rein theo­re­tisch der rich­ti­ge wä­re. Es ist der Ver­such im Lärm und Di­ckicht des Dschun­gels Ori­en­tie­rung zu ge­win­nen und aus der lo­ka­len Per­spek­ti­ve das Gro­ße-Gan­ze zu er­ken­nen. Kol­lek­ti­ve Be­we­gun­gen ent­ste­hen und ver­dich­ten sich. In­ves­ti­ga­ti­ver Jour­na­lis­mus und vi­ra­le Er­zäh­lun­gen tei­len sich die Band­brei­te mit pro­fes­sio­nel­len Ima­ge­kam­pa­gnen und di­gi­ta­len Ne­bel­ker­zen.

Gü­te­sie­gel für Fair Tra­de oder öko­lo­gi­sche Her­stel­lung funk­tio­nie­ren zu­neh­mend wie Brands, und der Nach­hal­tig­keit ver­schrie­be­ne Le­bens­ent­wür­fe kön­nen aus Ma­ga­zi­nen in der Bild­spra­che von Mo­de- und Li­fes­ty­le­indus­trie ent­lehnt wer­den. Der Dschun­gel ist so­mit auch Sinn­bild für Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit und Über­for­de­rung, ein Ort, an dem kei­ne Rich­tung viel­ver­spre­chen­der aus­sieht als die An­de­re. Je­de neue Po­si­ti­on scheint ei­ne be­lie­bi­ge aus den be­reits ver­füg­ba­ren. Je­de neue Er­zäh­lung ist be­reits Teil ei­ner grö­ße­ren Er­zäh­lung, in der Fik­ti­on und Auf­klä­rung ver­schmel­zen.

Ob in der Brei­te und auf ma­kro­öko­no­mi­scher Ebe­ne mit der in­di­vi­du­el­len Fra­ge „Wie will ich le­ben?“ ein kri­ti­sches Po­ten­ti­al ent­wi­ckelt und so auch Lö­sun­gen für die so­zia­len und öko­lo­gi­schen Pro­ble­me der All­ge­mein­heit ge­fun­den wer­den, ist mit Si­cher­heit ei­ne der span­nen­den Fra­gen. Für den Ein­zel­nen bleibt aber das Di­lem­ma: Mes­se ich mich an ei­nem hy­po­the­ti­schen Er­folg mei­ner Ent­schei­dun­gen und Er­geb­nis­se (und bin auf der per­ma­nen­ten Su­che nach neu­en Er­kennt­nis­sen, da die In­for­ma­tio­nen von Heu­te Mor­gen kei­ne Gül­tig­keit mehr ha­ben) oder kön­nen Hal­tung, In­ten­ti­on und In­te­gri­tät in­ner­halb mei­ner in­di­vi­du­el­len Le­bensum­stän­de wei­ter­hin gül­ti­ge Maß­stä­be sein?

Auch in der bil­den­den Kunst wer­den Fra­ge­stel­lun­gen ver­han­delt, die sich ex­pli­zit mit die­sen The­men be­schäf­ti­gen. Im Fo­kus der Aus­stel­lung ste­hen je­ne künst­le­ri­schen Prak­ti­ken, die die äs­the­ti­sche Di­men­si­on der Kunst in den Vor­der­grund rü­cken um da­mit das Be­wusst­sein für je­ne Zu­stän­de und Pro­zes­se, Pa­ra­do­xi­en und Wi­der­sprü­che im all­täg­li­chen Dschun­gel von In­for­ma­tio­nen, Weis­hei­ten, Halb­wahr­hei­ten, Vor­ur­tei­len und Vor­schrif­ten zu schär­fen. Die aus­ge­wähl­ten Ar­bei­ten ge­ben we­ni­ger ei­nen kon­kre­ten Weg vor oder zeich­nen ein apo­ka­lyp­ti­sches Bild, als dass sie viel­mehr die Rea­li­tä­ten des Dschun­gels ernst­haft und mit Hin­ga­be er­kun­den und den Be­trach­ter letzt­lich in ei­ner er­mu­ti­gen­den und hu­mor­vol­len At­mo­sphä­re ani­mie­ren Fra­gen zu ver­tie­fen und neue Zu­gän­ge oder poe­ti­sche wie ab­sur­de We­ge zu er­pro­ben.

Die für die Aus­stel­lung ein­ge­la­de­nen Künst­ler*in­nen zeich­net aus, dass sie mit ei­nem je­weils spe­zi­fi­schen me­dia­len An­satz ein­neh­men­de Bil­der und Ge­schich­ten schaf­fen, die zum ei­nen durch die Wahl ih­rer The­men und zum an­de­ren durch ih­re Äs­the­tik über­zeu­gen. Vie­le der aus­ge­wähl­ten Ar­bei­ten be­schäf­ti­gen sich mit kon­kre­ten Si­tua­tio­nen und Ent­wick­lun­gen, die sie be­ob­ach­ten und in die sie (äs­the­tisch) ein­grei­fen. Jen­seits ei­nes rei­nen 3. MÄRZ – 21. MAI 2018

WEL­CO­ME TO THE JUNG­LE Un­ter dem Ti­tel „Wel­co­me to the Jung­le“ ver­sam­melt die Kunst­hal­le Düs­sel­dorf ei­ne Aus­wahl in­ter­na­tio­na­ler Wer­ke, die kri­tisch, re­flek­tiert und oft mit Hu­mor, aber oh­ne mo­ra­li­schen Fin­ger­zeig auf je­ne Zu­stän­de und Pa­ra­do­xi­en ver­wei­sen, in die wir uns ver­stri­cken, wäh­rend wir ver­su­chen, das Rich­ti­ge zu tun. Im Zeit­geist liegt zum Bei­spiel das Auf­be­geh­ren ge­gen Ver­hält­nis­se, in de­nen wir durch un­se­re Ent­schei­dun­gen im­pli­zit auch sol­che un­ter­neh­me­ri­schen, so­zia­len und res­sour­cen­be­zo­ge­nen Prak­ti­ken ge­wäh­ren las­sen, die wir im kon­kre­ten Fall ab­leh­nen wür­den, wenn z.B. Mensch und Na­tur dar­un­ter lei­den. Greif­bar wird dies durch be­wuss­te­re Kon­sum­entschei­dun­gen bei Er­näh­rung, Klei­dung und Rei­sen oder bei der ein­fa­chen Fra­ge, wel­chen The­men und Stim­men wir un­se­re Zeit und Auf­merk­sam­keit schen­ken. Vom Car­bon Foot­print bis zur nach­hal­ti­gen Fi­nanz­an­la­ge, von Cor­po­ra­te So­ci­al Re­s­pon­si­bi­li­ty bis zur Öko­bi­lanz der Ver­ar­bei­tungs­ket­te – in der Pra­xis nimmt die In­for­ma­ti­ons­dich­te dschun­gel­ar­ti­ge Aus­ma­ße an, wo­bei oft nicht klar ist, wel­che Aus­rich­tung den ei­ge­nen Über­zeu­gun­gen am ehes­ten ent­spricht oder wel­cher Weg rein theo­re­tisch der rich­ti­ge wä­re. Es ist der Ver­such im Lärm und Di­ckicht des Dschun­gels Ori­en­tie­rung zu ge­win­nen und aus der lo­ka­len Per­spek­ti­ve das Gro­ße-Gan­ze zu er­ken­nen. Kol­lek­ti­ve Be­we­gun­gen ent­ste­hen und ver­dich­ten sich. In­ves­ti­ga­ti­ver Jour­na­lis­mus und vi­ra­le Er­zäh­lun­gen tei­len sich die Band­brei­te mit pro­fes­sio­nel­len Ima­ge­kam­pa­gnen und di­gi­ta­len Ne­bel­ker­zen. Gü­te­sie­gel für Fair Tra­de oder öko­lo­gi­sche Her­stel­lung funk­tio­nie­ren zu­neh­mend wie Brands, und der Nach­hal­tig­keit ver­schrie­be­ne Le­bens­ent­wür­fe kön­nen aus Ma­ga­zi­nen in der Bild­spra­che von Mo­de- und Li­fes­ty­le­indus­trie ent­lehnt wer­den. Der Dschun­gel ist so­mit auch Sinn­bild für Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit und Über­for­de­rung, ein Ort, an dem kei­ne Rich­tung viel­ver­spre­chen­der aus­sieht als die An­de­re. Je­de neue Po­si­ti­on scheint ei­ne be­lie­bi­ge aus den be­reits ver­füg­ba­ren. Je­de neue Er­zäh­lung ist be­reits Teil ei­ner grö­ße­ren Er­zäh­lung, in der Fik­ti­on und Auf­klä­rung ver­schmel­zen.

Ob in der Brei­te und auf ma­kro­öko­no­mi­scher Ebe­ne mit der in­di­vi­du­el­len Fra­ge „Wie will ich le­ben?“ ein kri­ti­sches Po­ten­ti­al ent­wi­ckelt und so auch Lö­sun­gen für die so­zia­len und öko­lo­gi­schen Pro­ble­me der All­ge­mein­heit ge­fun­den wer­den, ist mit Si­cher­heit ei­ne der span­nen­den Fra­gen. Für den Ein­zel­nen bleibt aber das Di­lem­ma: Mes­se ich mich an ei­nem hy­po­the­ti­schen Er­folg mei­ner Ent­schei­dun­gen und Er­geb­nis­se (und bin auf der per­ma­nen­ten Su­che nach neu­en Er­kennt­nis­sen, da die In­for­ma­tio­nen von Heu­te Mor­gen kei­ne Gül­tig­keit mehr ha­ben) oder kön­nen Hal­tung, In­ten­ti­on und In­te­gri­tät in­ner­halb mei­ner in­di­vi­du­el­len Le­bensum­stän­de wei­ter­hin gül­ti­ge Maß­stä­be sein?

Auch in der bil­den­den Kunst wer­den Fra­ge­stel­lun­gen ver­han­delt, die sich ex­pli­zit mit die­sen The­men be­schäf­ti­gen. Im Fo­kus der Aus­stel­lung ste­hen je­ne künst­le­ri­schen Prak­ti­ken, die die äs­the­ti­sche Di­men­si­on der Kunst in den Vor­der­grund rü­cken um da­mit das Be­wusst­sein für je­ne Zu­stän­de und Pro­zes­se, Pa­ra­do­xi­en und Wi­der­sprü­che im all­täg­li­chen Dschun­gel von In­for­ma­tio­nen, Weis­hei­ten, Halb­wahr­hei­ten, Vor­ur­tei­len und Vor­schrif­ten zu schär­fen. Die aus­ge­wähl­ten Ar­bei­ten ge­ben we­ni­ger ei­nen kon­kre­ten Weg vor oder zeich­nen ein apo­ka­lyp­ti­sches Bild, als dass sie viel­mehr die Rea­li­tä­ten des Dschun­gels ernst­haft und mit Hin­ga­be er­kun­den und den Be­trach­ter letzt­lich in ei­ner er­mu­ti­gen­den und hu­mor­vol­len At­mo­sphä­re ani­mie­ren Fra­gen zu ver­tie­fen und neue Zu­gän­ge oder poe­ti­sche wie ab­sur­de We­ge zu er­pro­ben.

Die für die Aus­stel­lung ein­ge­la­de­nen Künst­lerin­nen zeich­net aus, dass sie mit ei­nem je­weils spe­zi­fi­schen me­dia­len An­satz ein­neh­men­de Bil­der und Ge­schich­ten schaf­fen, die zum ei­nen durch die Wahl ih­rer The­men und zum an­de­ren durch ih­re Äs­the­tik über­zeu­gen. Vie­le der aus­ge­wähl­ten Ar­bei­ten be­schäf­ti­gen sich mit kon­kre­ten Si­tua­tio­nen und Ent­wick­lun­gen, die sie be­ob­ach­ten und in die sie (äs­the­tisch) ein­grei­fen. Jen­seits ei­nes rei­nen Do­ku­men­ta­ris­mus und Auf­klä­rungs­ha­bi­tus ver­han­deln die Ar­bei­ten Stra­te­gi­en des Do­ku­men­ta­ri­schen und letzt­lich auch die Un­er­reich­bar­keit der ei­nen Wahr­heit oder des rich­ti­gen Wegs. So ar­bei­ten ei­ni­ge der Künst­lerin­nen mit do­ku­men­ta­ri­schen Prak­ti­ken, un­ter­lau­fen die­se aber im­mer wie­der, in­dem sie z.B. die Rol­le des Be­ob­ach­ters und des Be­ob­ach­te­ten um­keh­ren, die­se mit der Äs­the­tik von Mu­sik­vi­de­os durch­bre­chen oder mit der In­sze­nie­rung ei­nes do­ku­men­ta­ri­schen Set­tings die Sicht­bar­keit ei­nes Su­jets erst er­mög­li­chen. Auch je­ne künst­le­ri­schen Prak­ti­ken de­ren Zu­gang über spe­zi­fisch kul­tu­rel­le Su­jets er­folgt, schaf­fen letzt­lich durch ih­re Äs­the­tik ei­ne uni­ver­sel­le Gül­tig­keit. Ein wei­te­rer An­satz, der ein­zel­ne Po­si­ti­on ver­bin­det, ist der Rück­griff auf kör­per­lich-per­for­ma­ti­ve Ele­men­te, durch die abs­trak­te Pro­zes­se in be­son­de­rer Art sicht­bar und er­fahr­bar wer­den.

Die Aus­stel­lung ver­sam­melt Vi­deo­in­stal­la­tio­nen, Per­for­man­ces, raum­grei­fen­de In­sze­nie­run­gen und orts­spe­zi­fi­sche Ar­bei­ten von in­ter­na­tio­na­len Künst­ler*in­nen.

Ku­ra­tiert von Jas­mi­na Merz und An­na Le­na Sei­ser

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Parallelprogramm

Jeden Sonntag um 13.30 Uhr gibt es eine öffentliche Führung durch die Schau. Am Familientag, Sonntag, den 8. April, ist der Eintritt den ganzen Tag frei. Um 13.30 Uhr sammeln wir in der Familienführung „Von Tieren und Menschen“ Ideen für ein Zusammenleben von Mensch und Tier.

„Teufel und Gott – Geheimnisse des Tabaks“ heißt es am Mittwoch, den 11. April, um 19 Uhr. Autorin Annette Meisl – Zigarrenmanufactrice und Tabakexpertin mit eigener Zigarrenmarke und Manufaktur LA GALANA in Köln – widmet sich in einem Vortrag dem faszinierenden Gewächs Tabak. Der Eintritt ist frei.

Die Nacht der Museen lädt am Samstag, den 14. April zum Flanieren durch die Düsseldorfer Kulturinstitute. Die Kunsthalle ist an diesem Abend von 19 bis 2 Uhr geöffnet.

Am Freitag, den 20. April findet ein Künstlergespräch mit Mario Pfeifer statt. Der Künstler, der mit einer Arbeit in der aktuellen Ausstellung vertreten ist, stellt dabei sein Filmprojekt „Über Angst und Bildung, Enttäuschung und Gerechtigkeit, Protest und Spaltung in Sachsen/Deutschland“ vor, welches vom 20. bis zum 22. April im Rahmen eines Sonder-Screenings in der Kunsthalle zu sehen ist.

Zu einer akustischen Führung für blinde, sehbehinderte und sehende Besucherinnen laden wir am Sonntag, den 22. April ein. Eine Kuratorenführung für gehörlose und hörende Besucherinnen gibt es am Donnerstag, den 26. April. Die Führung wird von einer Gebärdensprachdolmetscherin begleitet. Die Teilnahme an beiden Führungen ist kostenlos.

Am 26. April laden wir auch zu einem Gespräch mit Autorin Kathrin Hartmann, anlässlich ihres Buches und Dokumentarfilms „Die grüne Lüge“, der kürzlich auf der Berlinale gezeigt wurde. Darin geht sie der Frage nach, was wirklich hinter Schlagwörtern wie „nachhaltig“, „fair“, „natürlich“ oder „umweltschonend“ steckt und wie wir im Irrglauben, richtig zu handeln, doch oft genau das Gegenteil bewirken.

Im Offenen Atelier am 28. April beschäftigen sich Kinder ab 6 Jahren ebenfalls mit dem Thema des nachhaltigen Handelns und werden zu „Helden des Alltags“.