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2014 jährt sich zum 100. Mal der Zeitpunkt, der den Beginn des Ersten Weltkrieg markiert. Aus diesem Anlaß präsentiert das Brücke-Museum Berlin zwei bemerkenswerte Ausstellungen, die das Thema aus der Sicht der „Brücke“-Künstler aufgreifen und individuelle Zeugnisse der Zeit liefern.

Der Erste Weltkrieg und die Künstler der „Brücke“

Der Erste Weltkrieg ging als erste umfassende Katastrophe des 20. Jahrhunderts in die Geschichte ein, die grundlegende globale Veränderungen auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene nach sich zog. Kriegs- und Nachkriegsjahre waren durch einungeahntes Ausmaß an Schrecken und Leid geprägt. Wie für viele andere stellte diese Zeit auch für die Künstler der „Brücke“ eine unfreiwillige Zäsur in ihrem Schaffen dar. Die Auswirkungen des kriegerischen Geschehens, das nun größtenteils den Alltag bestimmte, zeichnen sich daher teilweise sehr deutlich in den Werken ab. Das persönliche Erleben beim Militär oder in der Heilstätte wurde zum Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit. Wie gingen die „Brücke“-Künstler mit den persönlichen Restriktionen und Belastungen um? Wie wirkte sich das tiefgreifende Ereignis auf ihre künstlerische Tätigkeit aus?

Die Ausstellung „Weltenbruch – Die Künstler der Brücke im Ersten Weltkrieg 1914 – 1918“ geht dieser Frage nach und präsentiert in einer thematisch gegliederten Hängung Werke der „Brücke“-Künstler in der Zeit des Großen Krieges. Begleitend zur Ausstellungen erscheint eine umfassend recherchierte Publikation, die das vielschichtige Thema ausführlich bearbeitet und mit zahlreichen farbigen Abbildungen anschaulich illustriert.

Psychische Krise und ihre Transformation in Kunst

Angeregt von Adelbert von Chamissos Novelle „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ (1814), schuf Ernst Ludwig Kirchner 1915 –– während einer der schwersten psychischen und physischen Krisen seines Lebens - seinen gleichnamigen Bilderzyklus.

Noch während seiner militärischen Grundausbildung bei der Artillerie im Sommer 1915 erlitt er aufgrund der beklemmenden Umstände einen schweren Nervenzusammenbruch.

Fast wie in Trance schuf er in dieser Phase eine eindringliche Folge von sieben großformatigen Farbholzschnitten, in denen er seine eigene seelische Zerrissenheit offenbarte, die sich durch seine Erfahrungen beim Militär deutlich verstärkt hatte und sein Dasein als Künstler in Frage stellte. Wie Peter Schlemihl, der Protagonist inChamissos Geschichte, fühlte sich Kirchner zunehmend von seinem bisherigen Leben entfremdet und von seinem sozialen Umfeld isoliert.

Heute gilt die Schlemihl-Folge als Kirchners bedeutendstes druckgraphisches Werk. Bestehend aus einer Umschlags-Lithographie und sieben Farbholzschnitten, schuf der Künstler mehrere Versionen, die sich jeweils in ihrer Farbigkeit sowie auch im Druckbild unterscheiden und eigentlich gar nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Kirchner verschenkte diese sehr persönlichen Bekenntnisse zu seiner geschundenen Seele nur an engste Freunde und Vertraute. Insgesamt existieren heute noch fünf vollständige Folgen des „Schlemihl“-Zyklus, die jedoch über die ganze Welt verstreut sind. Seit sie das Atelier des Künstlers verließen, konnten sie fast 100 Jahre lang nicht wieder zusammen betrachtet werden.

Präsentation im Brücke-Museum Berlin

Dem Brücke-Museum Berlin ist es nach langer und intensiver Vorbereitungszeit erstmalig gelungen, die fünf Folgen des Schlemihl-Zyklus aus dem In- und Ausland zusammenzutragen und in einer einzigartigen Ausstellung zu vereinen, um sie der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Im Rahmen der großangelegten Schau zum Ersten Weltkrieg ist diesen Druckgrafiken von Ernst Ludwig Kirchner ein eigenes Kapitel gewidmet. In einer speziell konzipierten Hängung sind die individuellen Motive jeweils einander gegenüberstellt, wobei feine Unterschiede in Druck und Farbgebung im direkten Vergleich deutlich zutage treten. Jede einzelne Grafik ist dabei ein meisterhaft gestaltetes Unikat. Die sehr empfindlichen Blätter können noch bis zum 16. November im Brücke-Museum bewundert werden. Ein aufwändig und bibliophil gestalteter Katalog mit über 50 Ausklapptafeln und einer ausführlichen Einführung in Kirchners „Schlemihl“-Zyklus begleitet die Präsentation und bewahrt die Einzigartigkeit der Exponate auch über die Ausstellung hinaus.

Insgesamt sind in beiden Ausstellungen 127 Exponate aller Techniken zu sehen.