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Wessen Freiheit?
Veranstaltungsreihe
17.06.2019 - 04.11.2019

Auf subtile oder offenkundige Weise werden heute Freiheiten und Rechte – private, gesellschaftliche und künstlerische – zunehmend eingeschränkt. Um wessen Freiheiten handelt es sich? Wann bedeutet Freiheit Lust, wann Errungenschaft und unter welchen Bedingungen wird sie zur Zumutung oder gar zur Last? Welche Freiheiten stehen wem und in welchem Ausmaß zu, und von welchen Kriterien und Kräfteverhältnissen ist dies abhängig?

Seit ihrer Gründung 1897 ist die Secession programmatisch der Freiheit der Kunst verpflichtet – ein Grundsatz, der auch 2019 gültig und aktuell ist. Die Koordinaten eines Freiheitsbegriffs von heute befragend, widmet sich die Gesprächs- und Vortragsreihe Wessen Freiheit? konkreten Zukunfts­szenarien und Handlungsoptionen. Die Bewertungen dessen, was als wahr, politisch korrekt oder akzeptabel erachtet wird, verändern sich rasch. Wie und woran lässt sich ein Zuviel oder Zuwenig an Freiheit festmachen, wer hat Anteil an ihrer Verteilung oder Zuerkennung und welche Rolle kommt KünstlerInnen und künstlerischer Arbeit in diesem Spannungsfeld zu?

Die Gesprächs- und Vortragsreihe wird vielgestaltige und facettenreiche Bestandsaufnahmen und Denkanstöße von KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen bieten. Thematische Schwerpunkte umfassen Potentiale der Autonomie in postkapitalistischen, digitalisierten Arbeitsverhältnissen (Franco Berardi), die räumliche Dimension von Verteilung von Besitz und Ressourcen (Danny Dorling), die Rolle von Kunst im Kontext neoliberaler Selbstkontrolle (Gabriele Michalitsch und Georg Seeßlen) und kollektive Ansätze künstlerischer und kuratorischer Praxis (ruangrupa, angefragt).

Als erste Veranstaltung findet eine Podiumsdiskussion über die Bedingungen und zunehmenden Einschränkungen künstlerischer Produktion in rechtskonservativen Systemen wie etwa in Ungarn mit Beiträgen von Szalbolcs KissPál, Katalin Székely und Katarina Šević statt.

Den Auftakt der Veranstaltungsreihe bildet ein von Wolfgang Tillmans gestaltetes Plakat, das zur Teilnahme an den bevorstehenden Europawahlen aufruft und zur freien Entnahme in der Secession aufliegt. Dies ist eine Kooperation im Rahmen des Projekts Vote together, das von Between Bridges, der von Wolfgang Tillmans gegründeten Stiftung zur Förderung von Demokratie, Völkerverständigung, Kunst und LGBT-Rechten, organisiert wird.

Wessen Freiheit? Veranstaltungsreihe
Konzeption: Susi Jirkuff und Mitglieder der KünstlerInnenvereinigung Wiener Secession
Koordination: Antonia Rahofer
Sujet: Nicole Six und Paul Petritsch

Termine

13. – 26. Mai 2019:
Plakatprojekt Vote together

Montag, 17. Juni 2019, 19 Uhr
Paneldiskussion
Szabolcs KissPál, Katarina Šević und Katalin Székely im Gespräch mit Jade Niklai

Montag, 16. September 2019, 19 Uhr
Vortrag und Gespräch
Franco Berardi

Montag, 30. September 2019, 19 Uhr
Vortrag und Gespräch
Danny Dorling

Montag, 4. November 2019, 19 Uhr
Vorträge und Gespräch
Gabriele Michalitsch
Georg Seeßlen

Zusatzveranstaltung (Termin tbc) Intervention
ruangrupa

Szabolcs KissPál, Künstler und außerordentlicher Professor an der Intermedia-Abteilung der Kunstuniversität Budapest, lebt in Budapest. Mitbegründer der Protestgruppe Free Artist.

Katarina Šević, Künstlerin, lebt in Budapest. In verschiedenen kollaborativen Projekten tätig, Mitbegründerin der unabhängigen Kunsträume Dinamo und Impex.

Katalin Székely, Kuratorin, lebt in Budapest. Mitglied des Kuratorenteams der OFF-Biennale Budapest und Creative Program Officer im Vera and Donald Blinken Open Society Archives in Budapest.

Franco Berardi, aka „Bifo“, Schriftsteller, Medientheoretiker und -aktivist. Gründer des Radio Alice in Bologna, Teil der Autonomia-Bewegung der 1970er-Jahre. Neueste Publikation: Die Seele bei der Arbeit. Von der Entäußerung zur Autonomie (2019).

Danny Dorling, Geograph und Professor für Geographie an der University of Oxford. Aufbau der Website www.worldmapper.org über die Verteilung des weltweiten Wohlstandes. Publikationen u.a.: The Atlas of the Real World: Mapping the Way we Live (2008) und Bankrupt Britain: An Atlas of Social Change (2011).

ruangrupa, indonesisches KünstlerInnenkollektiv, gegründet im Jahr 2000 in Jakarta. ruangrupa – übersetzt „Raum für Kunst“ – hat 2016 sonsbeek in Arnheim kuratiert und wird 2022 die documenta 15 in Kassel kuratieren.

Gabriele Michalitsch, Politikwissenschafterin und Ökonomin an den Universitäten Wien und Klagenfurt. 2002–05 Vorsitzende der ExpertInnengruppe des Europarats zu Gender Budgeting. Publikationen u.a.: Die neoliberale Domestizierung des Subjekts. Von den Leidenschaften zum Kalkül (2006).

Georg Seeßlen, freier Autor, Feuilletonist sowie Kultur- und Filmkritiker, Dozent an verschiedenen Universitäten. Gemeinsam mit Markus Metz: u.a. Freiheit und Kontrolle – Die Geschichte des nicht zu Ende befreiten Sklaven (2017).

Vote together ist ein Projekt, das Wahlberechtigte ermutigt, sich an den Europawahlen im Mai 2019 zu beteiligen und diese für eine Teilnahme zu sensibilisieren. In dieser zweitgrößten Wahl der Welt entscheiden 420 Millionen Wahlberechtigte gemeinsam, wer sie im Parlament vertreten soll. Vote together ist ein Projekt von Between Bridges, eine Stiftung für die Förderung von Demokratie, Völkerverständigung, Kunst und LGBT-Rechten, die 2017 von Wolfgang Tillmans gegründet wurde.