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Als Kunstsammler ist Egidio Marzona weltweit ein Begriff. Teile seiner mehr als 1000 Kunstwerke umfas-senden Sammlung aus den Bereichen Minimal Art, Arte Povera, Conceptual Art und Land Art wurden kürzlich für die Nationalgalerie Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwartskunst Berlin, angekauft. Weniger bekannt ist, dass Egidio Marzona schon früh mit dem Sammeln von Architekturpublikationen begonnen hat und mit seinem eigenen Verlagsprogramm eine thematische Vorliebe für die klassische Moderne zeigt. Egidio Marzona lebt in Verzegnis (Friaul) Berlin und Wien mit zeitgenössischen Kunstwerken und einem ständig anwachsenden Archiv. Die vom Sammler nach subjektiven Kriterien ausgewählten und zusammengetragenen Bücher werden für die Ausstellung im Architekturzentrum Wien erstmals katalogi-siert und für eine breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die mehr als 500 gezeigten Publikationen wer-den in der Ausstellung nach 8 Sachbereichen (Didaktik, Ismen, Länder, Material und Konstruktion, Monographie, Städtebau, Theorie und Praxis, Wohnbau) geordnet. BUCH / MODERNE Im 19. Jahrhundert veränderte sich die Buchproduktion durch den Einsatz neuer Fertigungs- und Darstellungstechniken massiv, wodurch im 20. Jahrhundert die Entwicklung des Buches zum Massenmedium erst ermöglicht wurde. Im 19. Jh. war der architektonische Diskurs auf den Menschen und die Gesellschaft bezogen – in den Texten spiegelt sich eine volkserzieherische Haltung, eine dogmati-sche Wertsetzung und der Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Gleichzeitig diente das Buch als Provokateur – so werden architektonische Tendenzen und Stile inauguriert und in Szene gesetzt. Die wirtschaftlichen, sozialen und technischen Veränderungen des einsetzenden 20. Jahrhunderts forderten ein radikales Um-und Neudenken in beinahe allen Lebensbereichen. Inhalte sichtbar zu vermitteln bzw. abzubilden steht im Vordergrund der Buchproduktion der Moderne. Die Bedeutung des Bildes als Träger der modernen Gesinnung rückt verstärkt in den Vordergrund. Neben dem Textbuch entsteht die Form des Bilderbuches – das fotografische Abbild des Objekts wird zum eigenständigen Thema. Bis heute setzt sich die geradezu bis ins kleinste Teil inszenierte fotografische Wiedergabe fort. Das geht so weit, dass Architektur heute den Strukturen der Medien ihrer Repräsentation – Zeichnung, Fotografie, Film , Buch und Zeitschrift – folgen muss, um Bedeutung zu erlangen. Noch heute, fast 100 Jahre später, erhitzen sich die Gemüter bei der Diskussion über die "Moderne". Kann man die "Moderne" als abgeschlossenes, d.h. als historisches Phänomen bezeichnen oder bestim-men nicht ähnliche Fragen und Problemstellungen den heutigen Diskurs? Der Begriff "Moderne" impliziert Eigenschaften wie fortschrittlich, zeitgenössisch und aufgeklärt – somit steht er im Widerspruch zur vermeintlichen Historizität, gleichzeitig lässt sich der Beginn der Moderne nicht definieren. Die Moderne versteht sich als Ausdruck einer Weltanschauung, die u.a. nach neuen Formulierungen sucht. Bücher und Zeitschriften werden zu Leitmedien, in denen sich die unterschiedlich-sten Interpretationsmodelle der Architekten, Kritiker und Rezipienten widerspiegeln. DIE AUSSTELLUNG Wie Bauen? heißt es im Titel der Ausstellung, darin zeigt sich bereits die Vielschichtigkeit des Themas: Geht es um eine bloße Stilsuche der Heroen der Moderne, das formale Dilemma, in welchem "Ismus" gebaut werden soll, oder geht es um die Befreiung der Architektur von der Vereinnahmung durch die reine Form? Oder impliziert der Titel die Propaganda von Technologie im Sinne von Standardisierung und Typisierung? In der Ausstellung finden sich neben unzähligen Ikonen der architektonischen Geschichtsschreibung auch die eher vernachlässigten Seitenströmungen der Moderne. Innerhalb der Themen sind die Drucksorten chronologisch bzw. thematisch geordnet, dadurch ist es möglich, den Verlauf der Debatten und die per-sönlichen Meinungen der Kontrahenten sowie den Generationenkonflikt mitzuverfolgen. Damit entsteht keine neue Anthologie einer Architekturgeschichte der Moderne mit Anspruch auf Vollständigkeit, sondern eher ein Lesebuch zur Moderne, das einen offenen Ein- und Überblick gewährt. Die Rhythmisierung von aufgeschlagen und geschlossen, horizontal und vertikal ausgestellten Publikationen ermöglicht einen vielfach verzweigten Lesevorgang und nimmt die Dynamik und Heftigkeit des geführten Diskurses auf. Um eine individuelle Lesart und haptische Erfahrungen zu ermöglichen, steht ein Teil der raren und ent-sprechend wertvollen Bücher dem Besucher zur Benutzung in der Ausstellung zur Verfügung, zusätzlich kann mithilfe von Reprints eine vertiefende Auseinandersetzung stattfinden. Die Ausstellungsgestaltung der ArchitektInnen HOLODECK.at in der Alten Halle des Az W nimmt mit flie-ßend geformten Wänden mit schwebenden Buchbändern die thematische Gliederung des Materials und die Dynamik des Querlesens auf. Mittels Schichtung, Überlagerung und Vernetzung werden die Publikationen unhierarchisch und vielschichtig präsentiert. Pressetext

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Wie Bauen? Das Buch der Moderne - Architektur des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung Marzona
Kuratorin: Elisabetta Bresciani
Ausstellungsgestaltung: HOLODECK.at
Projektleitung: Monika Platzer