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Die Ausstellung »Wie sich den gegenwärtigen Verhältnissen widersetzen oder widersprechen?« zeigt anhand zweier Künstler Ideensplitter antagonistischer Systeme. Kaszás Tamás untersucht das sozialistische Design in seiner visuellen Ideologie und entwirft neue Formen als Ausdruck der Transformation. Toamash Kasash findet Lösungsansätze im Werk des US-amerikanischen Transzendentalisten Henry David Throreau, die keine panische Weltflucht, sondern eine Verweigerung von Konformität einer totalitär wirksamen Lebensweise unter kapitalistischen Verhältnissen darstellen.

Kaszás Tamás

Symbol rehab Formalistische Studien über die Wappenkunde sozialistischer Länder

„Utopien haben ihren eigenen Wert – nichts erweitert mehr den imaginären Horizont der menschlichen Möglichkeiten – , als Leiter des Benehmens aber können sie fatal werden… ‚Die Dinge können nicht bewegungslos sein’ (Heraklit)“ – Erzsébet Szalai

Kaszás Tamás wuchs im pseudo-sozialistischen Europa auf. Klare Ideen und direkte Botschaften wurden durch feine, dekorative Elemente des Systems vermittelt. Er mochte die mit zeitgemäßen Design vorbereiteten Symbole, Plakate und Wappen. Ihr Optimismus und das durch sie projizierte, noch schönere Zukunftsbild faszinierten ihn, obwohl die Kulissen seither einstürzten, und an die Stelle der Ideen nichts mehr kam, was ihn hätte faszinieren können.

Kaszás meint, dass sich hinter den Symbolen, wie sich seither herausstellte, kein realer Inhalt befinde. Ihre Rolle bestünde einzig darin, das generell Schlechte zu verdecken. Seltsam, dass doch die aus ihnen strahlende Kraft real war, denn sie hatte ja auf ihn so positiv gewirkt. Sogar heute noch, wenn er diese Symbole ohne ihren geschichtlichen Hintergrund – nur sie selbst – betrachte, fühle er ihre positive Ausstrahlung.

Unzählige Symbole brannten während der Geschichte aus, an die sich ursprünglich Ideen oder Werte knüpften, die wir auch in der Gegenwart für gültig halten können. Das war der Grund für Kaszàs künstlerische Beschäftigung mit ihnen und deren Rehabilitation. Als kombinierte oder transformierende Collage können diese Symbole als Modell zum Nachdenken anregen.

Innerhalb dieses Projektes bilden die Wappen der sozialistischen Länder eine Einheit, die – alle Gesetze der traditionalen Heraldik ausser Acht lassend – besonders ausgestaltet wurden. Die Grundform der Wappen war meistens das Motiv des Kranzes. Diese Wappen können als komplexe Embleme betrachtet werden, die mit unterschiedlichen Symbolen arbeiten.

Diese Praxis kann als ein rein ästhetisches Spiel, auch als purer Formalismus, betrachtet werden. Mit seiner Reinheit und seinem Bestreben nach Perfektion können jedoch auch aus dem Formalismus utopistische, bzw. politischen Inhalt tragende neue Bilder entstehen.

Toamash Koasash

Der folgende Text ist ein Auszug aus dem halb-fiktionalen Projekt mit dem Titel Forest School (dt. Waldschule), das zum Teil auf Thoreaus bekannten Werk „Walden“ basiert. In diesem Projekt versucht der Künstler in erster Linie hausgemachte Tricks für ein Exil und ein Überleben in der Natur zu sammeln und zu erfinden. Koasash will durch metaphysische und poetische Aspekte an das Thema anknüpfen und stellt diese in den Vordergrund.

Waldschule Ich liebe die Natur, denn sie ist kein Mensch.*[freie Adaptation nach Thoreau]

„In der Waldschule lernen nicht die Tiere, sie brauchen keinen Unterricht. Dahinter steckt auch kein wochenendliches Pfadfindertreffen, wo Jugendliche im Schoss der Natur das Horchen erlernen. Die Waldschule wurde von einer kleinen Gemeinschaft ins Leben gerufen, um ihr Leben stufenweise in die Wildnis übertragen zu können. Sie waren nämlich der Meinung, dass sich das Leben nur allein in schwer zugänglichen Wäldern und in den weiten Bergen vervollständigen könne. Ganz besonders nach dem totalen Zusammenbruch, dessen Vorboten die Wirtschafts- und Ökokrise sind. Wenn die Überlebenden in den Ruinen der Städte in organisierten Banden gegeneinander kämpfen werden, für das was noch übrig geblieben ist, dann wird die Wildnis nur noch denen Zuflucht bieten, die sie vom Herzen aus kennen. Dafür sind Jäger-Tricks allerdings unzureichend, man muss die Poesie des Waldes verstehen können...“

Kurzbiografie:

Kaszás Tamás / Toamash Koasash

Traditionelle wie neue Medien finden sich in den Installationen von Tamás Kaszás. Themen seiner Kunst sind die sozialen Probleme und die Metaphysik der Natur. Oft kollaboriert er mit anderen Künstlern, auch mit Aktivisten. Er präferiert recycelte oder billige und umweltfreundliche Materialien. Obwohl sein Werk meistens im Raum von Institutionen realisiert wird, forscht er nach Möglichkeiten von Praxen, die außerhalb des traditionellen Kunstkontexts fallen. Er nahm auch in kleinen autonomen Gruppen und in der Grünen Bewegung in Budapest teil.

Seit 2000 stellt Kaszás regelmäßig in Museen und Galerien überall in Europa aus. 2009 erschienen seine Kunstwerke unter anderem in der Mucsarnok/Kunsthalle in Budapest und in Futura in Prag; 2008 im Macedonian Museum of Contemporary Art, in Thessaloniki, Griechenland und auf der Projecto 270, einer Öko-Farm in Portugal, sowie im International Project Space, Birmingham; 2007 als Kooperation des Museums Folkwang im RWE Turm, Essen und in der Liget Galéria, Budapest; 2006 in SPACE, London, im NBK, Berlin und im WKV, Stuttgart.

Mit freundlicher Unterstützung von: BM:UKK Stadt Wien - Kulturabteilung MA 7

Open Space Zentrum für Kunstprojekte Lassingleithnerplatz 2 A – 1020 Vienna Austria (+43) 699 115 286 32 Für weitere Infos: office@openspace-zkp.org http://www.openspace-zkp.org Geöffnet nach Vereinbarung - Eintritt frei

Open Space - Zentrum für Kunstprojekte will einen Ort grundlegender, zeitgenössischer Kunstpraxis schaffen, der sich als Beitrag zu einer neuartigen und ständig weiterentwickelten Modellstrategie für grenzüberschreitende, interregionale Projekte begreift.

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Kaszas Tamas / Toamash Koasash
Wie sich den gegenwärtigen Verhältnissen widersetzen oder widersprechen?
Kurator: Hedwig Saxenhuber