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"duo.! anton dobay – oswald tschirtner"

Zur Wiedereröffnung des Museums am 17. September 2009 wird die Sonderausstellung „duo.! anton dobay – oswald tschirtner“, kuratiert vom künstlerischen Leiter des Museum Gugging Johann FEILACHER, gezeigt werden. Zwei Künstler der ersten Phase Guggings - großformatige Leinwände Oswald TSCHIRTNERs gemeinsam mit über 120 Werken des kaum bekannten Anton DOBAY. Leo NAVRATIL wollte 3 Jahrzehnte lang ein Buch und eine Ausstellung zu diesem Künstler machen, vollendete aber nie seine Skizzen dazu. Dies wird die bisher größte Präsentation der Werke dieses Künstlers.

Anton Dobay’s (1906 - 1986) Arbeiten, in erster Linie mit Bleistift, Farbstiften und Wachskreide gearbeitet, entstanden selten als freie Schöpfungen: von Leo Navratil angeregt, zeichnete er vorwiegend nach Vorlagen, die ihm sein Primararzt, der ihn nach einem Schlaganfall behandelte, in der Gugginger Klinik anbot. In nur 10 Jahren schuf er etwa 400 Werke, bevor seine Kraft für immer versiegte. Das Oeuvre Anton Dobays wird umfassend gezeigt: zu sehen sind über 120 Arbeiten aus allen Schaffensperioden des Künstlers, hauptsächlich im Format 30 x 40 cm.

Oswald Tschirtner (1920 – 2007) wird mit seinen größten Formaten präsentiert: Leinwände von zwei mal sechs Metern Größe, Werke, die er während der Produktion nie ganz sah, da er sie auf einem kleinen Tisch nur teilweise ausgrollt schuf. Der Künstler zeigt mit diesen Arbeiten seine Fähigkeit, seine meist kleinformatigen Zeichnungen mit Feder und Tusche (14 x 21 cm) problemlos in jede Dimension umzusetzen. Ein hervorragendes Beispiel ist dafür auch die acht Meter hohe Figur an der Südfassade des Haus der Künstler in Gugging.

"liberty.! - african american artists"

Die afro-amerikanischen Künstler der Südstaaten der USA - lange Zeit Stiefkinder der Kunstgeschichte - stehen im Mittelpunkt dieser Ausstellung. Die Nachkommen der Sklaven entwickelten im 20. Jahrhundert künstlerische Stilrichtungen, die in Europa bisher kaum zu sehen waren.

Bill TRAYLOR ist wohl der anerkannteste dieser Künstler, der erst im Alter von 80 Jahren zu zeichnen begann – nach einem 70-jährigen Arbeitsleben, an dessen Beginn die Existenz als Plantagen-Sklave stand. Weitere Vertreter sind Mary T. SMITH, Purvis YOUNG und William HAWKINS. In den USA werden die Künstler der Self-Taught-Art zugerechnet und unter anderem vom American Folk Art Museum gesammelt und ausgestellt. Die in der Schau "liberty.!" gezeigten Werke entstammen privaten Sammlungen in New York City und Chicago. Nun sind die Zeugnisse eines in seiner scheinbaren Schlichtheit ebenso selbstbewussten wie berührenden Kunstschaffens in größerem Rahmen in Österreich zu sehen.

Bill Traylor (1854(6?) – 1949) ist wohl der berühmteste Vertreter der „afro-american-artists“. 1854 als Kind von Sklaven auf einer Baumwollplantage in den Südstaaten geboren, begann er erst mit seinem 1935 erfolgten Umzug in die `Großstadt´ Montgomery, Alabama, künstlerisch zu arbeiten. In einer äußerst kurzen, vom jungen weißen Maler Charles SHANNON geförderten kreativen Phase, die schon während des 2. Weltkrieges versiegt, entstehen seine farbintensiven figürlichen Arbeiten von authentischer Schlichtheit.

Mary T. Smith (1904 - 1995), geboren in Brookhaven, Mississippi, war Pächterin einer kleinen Landwirtschaft und arbeitete als Köchin. Erst nach ihrer Pensionierung begann sie zu malen. Smiths Haus, gelegen an einer vielbefahrenen Straße, erregte ob seiner bunten Bemalungen und Dekorationen das Interesse unzähliger Passanten. Smith verwendete, was sie fand: Reste von Sperrholz, Metallschrott oder anderen Materialien dienten ihr als Malgründe. Sie arbeitete mit fettem Pinselstrich, in der Regel mit ein oder zwei Primärfarben. Die meisten ihrer Gemälde zeigen Menschen oder Tiere, manchmal mit Worten oder Buchstaben versehen. Viele ihrer kraftvollen Figuren strecken beide Arme in den Himmel.

William Hawkins (1895 - 1990) sah zeit seines Lebens in seiner Abstammung den Grund seines künstlerischen Talentes, kann er doch neben schwarzen und weißen auch auf indianischstämmige Vorfahren verweisen. In Kentucky geboren, verbrachte er den Großteil seines Lebens in Columbus, Ohio. Hawkins produzierte und verkaufte laut eigenem Bekunden schon seit den 1930er Jahren seine Kunstwerke, ernsthaft künstlerisch zu arbeiten begann er erst in den 70ern. Motive, die seiner bäuerlichen Herkunft Referenz erweisen, finden sich in seinem breiten Oeuvre ebenso wie farbenreiche Reflexionen zur Bibel und zur Heimat USA. Seiner „Liberty“ verdankt die Ausstellung im Museum Gugging ihren Namen.

Purvis Young (geb. 1943) zählt zu den aktivsten Vertretern der zeitgenössischen amerikanischen Art-Brut-Szene. Unzählige Ausstellungen begleiten den Weg des autodidaktischen Malers und Installationskünstlers aus Miami, Florida. 2006 entstand mit „Purvis of Overtown“ ein Dokumentarfilm zum Leben des `urbanen Expressionisten´ Purvis Young.

Der Novomatic-Salon In regelmäßig wechselnden Ausstellungen werden im neu geschaffenen Novomatic-Salon Werke internationaler Art-Brut-Künstler sowie Kunst der Gegenwart vorgestellt. Eröffnet wird Novomatic-Salon am 17. September 2009 mit der Ausstellung „liberty.! - african american artists“.

"gugging classics" Gemeinsam mit den oben genannten temporären Ausstellungen ist auch die ständige Präsentation "gugging classics" zu sehen. Auf 700 m2 gibt diese Schau einen umfassenden Überblick zu Geschichte und Gegenwart der künstlerischen Aktivitäten in Gugging. Neben den bekannten Vertretern der → Art Brut wie August WALLA, Oswald TSCHIRTNER oder Johann HAUSER wird auch das Werk in Vergessenheit geratener Künstler wie Franz GABLECK oder Rudolf HORACEK gewürdigt. Die Exponate in diesem Ausstellungsbereich werden regelmäßig ausgetauscht und ergänzt.

Seit den 70er Jahren gehören die Künstler aus Gugging zu den weltweit wesentlichen Vertretern der Art Brut. Jean DUBUFFET hat sie als Vertreter dieser Kunstrichtung persönlich anerkannt; ihre Werke werden neben der Collection de l' Art Brut in Lausanne auch in vielen Museen zeitgenössischer Kunst, wie etwa dem Philadelphia Art Museum oder dem Setagaya Museum in Tokyo gesammelt und ausgestellt. Seit 2006 ermöglicht das Museum Gugging nun auch die Präsentation dieser Werke am Ort ihres Entstehens.