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Arndt & Partner freuen sich, die erste Einzelausstellung William Cordovas in Deutschland zu präsentieren. 1972 in Lima / Peru geboren, lebt der Künstler seit seiner Jugend in Lima und Miami. William Cordova variiert in seinem Werk verschiedene künstlerische Medien und Techniken. In der hier gezeigten Ausstellung Pálante – was aus dem kolloquialen Spanisch übertragen so viel wie der Aufruf »Vorwärts« oder »Weiter machen« bedeutet – überwiegen jedoch sparsame Zeichnungen und reduzierte Collagen.

Meist kleinformatige Zeichnungen lagern vor hellen, monochromen Hintergründen, einige von ihnen werden von breiten schwarzen Klebebändern durchkreuzt und verdeckt. Es handelt sich hauptsächlich um Darstellungen akkumulierter, ausrangierter Dinge, die surreal verselbständigt zu sein scheinen. Lautsprecher, Schallplatten, Mikrophone, Bretter, Autoreifen, schwarze Büchlein, etwa in der Größe von Maobibeln, gehören zu William Cordovas ikonographischem Repertoire. Ihrer gewohnten Funktion entfremdet, nach Art von Stillleben künstlich arrangiert, nehmen die Gegenstände bisweilen die Züge menschlicher Charaktere an wie etwa in one step up 2 steps back. Seine künstlerische Praxis bezeichnet er selbst als »Maskerade« und den Einsatz von Objets trouvés als »reality of lived experience«. Die Objekte wirken instabil, auf der Kippe stehend, gleichzeitig aber auch anarchisch. Als seien sie beseelt bergen sie den Drang nach Rebellion und Verschwörung in sich. In seinen Werken beschäftigt sich William Cordova mit der Geschichte und Theorie des Anarchismus und betrachtet die Ursachen für Akte des Widerstandes oder der Auflehnung gesellschaftlicher Gruppierungen.

Neben alltäglichen Materialien wie etwa zerknittertem Papier verblüfft die Verwendung von Blattgold. Auf dessen Grund erscheinen jedoch keine heiligen Themen, sondern profane Objekte, wie beispielsweise ein im Niemandsland liegen gebliebener Lastwagen (Wholesellers) oder eine Säule aus Schallplatten, die von Mikrophonen attackiert wird (No nacimos pá semilla (or coin, tel, pro). Das Gold ist, neben seinem Vorkommen in Peru, als Allusion auf die Ikonenmalerei zu verstehen – Inbegriff der Melancholie und Kontemplation, wie in dem Filmklassiker Nosthalgia von Andrej Tarkowskij, auf den sich der Künstler nicht zuletzt aufgrund der Thematik der Ferne und des Exils bezieht.

William Cordova verwendet zahlreiche Mosaiksteine aus Filmen, Musik und Literatur, die ihn in Nähe der Appropriation Art verorten. Ein Spiel mit Zitaten verraten vor allem die Titel, die sich unter anderem auf Jorge Luis Borges, Frantz Fanon, Túpac Amaru, die Third Cinema-Bewegung oder auf Filme wie Fitzcarraldo von Werner Herzog beziehen. Arbeiten, wie beispielsweise die Plastik This is not 4 U – ein in Aluminium und Plexiglas verpacktes Radio – oder auch die Zeichnung On the low frequencies I speak 4 U (para R. Means y D. Banks), in der leises Sprechen oder Flüstern seinen Ausdruck in hauchdünnen Graphitlinien auf Papier findet, stellen eine Art »kulturelle Archäologie« (Gean Moreno, Flash Art) dar.

Neben zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen in den USA und Europa, beispielsweise der 49. Biennale in Venedig (2003), präsentierte William Cordova Einzelausstellungen in renommierten Institutionen wie etwa dem P.S.1-Contemporary Art Center, New York (2006), oder dem MOCAMuseum of Contemporary Art, Miami (2003). Im kommenden Jahr wird er in der Gruppenausstellung Street Level im Nasher Museum, North Carolina, vertreten sein. Texte: Heidrun Mattes

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