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Eine Ausstellung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung mit rund 120 Bildern in vier Räumen.

Was war das für eine Zeit? Rauchende Schlote lösten Glücksgefühle aus. Stahlkocher vor glühendem Erz wurden als Helden inszeniert. Blümchenkleid und Petticoat, Fernseher und VW-Käfer gehörten zu den Symbolen eines neuen Lebensgefühls im Nachkriegsdeutschland. Die Fotografie der 1950er-/1960er-Jahre vermittelt Aufbruch und Zuversicht. Aber es gibt auch eine andere Seite: Bilder, die unglaubliche Zerstörungen in Städten und Unternehmen dokumentieren. Vom 5. Juli 2014 bis zum 23. November 2014 zeigt die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung die Ausstellung Wirtschaft! Wunder! Krupp in der Fotografie 1949-1967. Zu sehen sind 114 Bilder und einige Objekte in vier Räumen der Villa Hügel, Essen. Der größte Teil dieser Fotografien wurde noch nie ausgestellt, und sie stammen aus dem reichen eigenen Bestand des Historischen Archivs Krupp. Rund 300.000 Aufnahmen der 1950er- und 1960er-Jahre stellen hier einen bislang kaum bekannten Schatz dar und sind eine wichtige historische Quelle.

Zerstörung und Wiederaufbau Die Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders war widersprüchlich: Wachstum und Wohlstand standen enormen Kriegsschäden und schmerzhafter politischer Aufarbeitung gegenüber. Ein Spannungsfeld, auch und besonders für die Firma Krupp. Nach dem Krieg waren rund siebzig Prozent des Kruppschen Industriebesitzes vernichtet und nicht nur das – der Image-Schaden durch das Verhalten im Nationalsozialismus war immens. Doch schon in den frühen 1950er-Jahren wurde Krupp wieder als Aushängeschild der deutschen Wirtschaft wahrgenommen. „Krupp Rises From War’s Ruins“ titelte Newsweek, und Fortune beschrieb das „Comeback of the House of Krupp“. Es war nicht zuletzt die Macht der Bilder, die die Botschaft vom Aufstieg aus Ruinen in alle Welt trug.

Fotografische Experimente In den Wirtschaftswunderjahren waren neben den Werksfotografen zum ersten Mal renommierte Reportagefotografen bei Krupp zu Gast. Zu ihnen gehörten der Magnum-Fotograf Erich Lessing und international anerkannte Größen wie Rene Burri, Fritz Henle, Robert Lebeck, Hilmar Pabel oder Albert Renger-Patzsch, die eine neue Bildsprache prägten. Sie experimentierten mit ungewöhnlichen Einstellungen, schwarz-weiß und auch in Farbe. Die Aufnahmen zeigen die Produktion, Werkssiedlungen, Messen, ausländischen Besuch und nicht zuletzt den Menschen, vom Lehrling bis zum Chef. Sie vermitteln die Aufbruchstimmung jener Zeit, in der ein neues Bild des alten Unternehmens entstand.

Eine Zeitreise Die Fotografien dieser Zeit dokumentieren ein neues Freizeit- und Konsumverhalten, Modernität und Aufgeschlossenheit für Neuerungen und Veränderungen. Sie werfen Schlaglichter auf die rasanten gesellschaftlichen Veränderungen, den Strukturwandel der Arbeit oder neuer Produktionsfelder.

Die Ausstellung Die Kuratoren Manuela Fellner-Feldhaus, Ute Kleinmann und Ralf Stremmel haben die Ausstellung in vier Abteilungen gegliedert. Sie behandeln die Zeit des Wiederaufbaus und der Zerstörung, zeigen exemplarisch Arbeiten externer „Fotojournalisten im Werk“, werfen unter dem Titel „Neues Sehen“ ein Schlaglicht auf die Bildsprache dieser Zeit und schließen mit dem Thema „Menschen am Arbeitsplatz“. Auf einer Ausstellungsfläche von ca. 250 m² sind 114 Fotografien und außerdem Objekte wie zeitgenössische Illustrierte und Fotobände zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 50 ganzseitigen Fotografien im Klartext-Verlag, Essen.