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Mit der Arbeit „nord sud east west“ von 1979 bezog sich Wojciech Krzywobłocki auf die erstarrte Lage Polens im Kalten Krieg. Die BetrachterInnen mussten zwischen den Standpunkten „sud“ und „nord“ wählen. Stellten sie sich auf den Standpunkt „nord“, war „east“ z.B. links, „sud“ unten und „west“ rechts. Für Krzywobłocki kam es in der Weltordnung vor 1989 darauf an, wo man sich befand: je nachdem änderte sich die Perspektive auf West und Ost, Nord und Süd. Er ging davon aus, dass der Osten „negativ“ und der Westen „positiv“ sei, aber auch schon damals schien das je nach Standpunkt austauschbar.

NEGATIV POSITIV POSITIV NEGATIV geht auf die wesentlich komplexeren, ja chaotischen, Strukturen der Gegenwart ein. Die Welt ist nicht mehr nur in zwei Blöcke geteilt. Gegensatzpaare wie Ost / West, Links / Rechts, Positiv / Negativ beschreiben die gegenwärtige Lage unzureichend. Wir sehen zu, wie die Machtsphären der Welt neu aufgeteilt werden und beobachten Vertreibungen und Fluchtbewegungen infolge von Krieg und Verarmung, Verwüstung von landwirtschaftlich nutzbaren Flächen durch rücksichtslose Industrialisierung und Klimawandel. Die Fundamente der westlichen, europäischen Kultur werden in Frage gestellt.

In dem 3-Kanal Video treffen Bilder der Gegenwart auf Bilder von Palmyra, die Krzywobłocki 2010 in dem damals noch friedlichen Syrien gemacht hat. Die Videoinstallation thematisiert die gegenwärtigen Verwerfungen, stellt aber auch die Frage, wie wir damit umgehen: herrscht Unterstützung, Gleichgültigkeit oder Widerstand?