Filipp Rosbach, Leipzig

Spinnereistraße 7, Halle 20, Eingang D
04179 Leipzig

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artist / participant

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In immer neuen Projekten und Serien setzt sich Wolfgang Ellenrieder mit der Funktionsweise und Glaubwürdigkeit von Bildern auseinander. An die Wahrheit von Bildern glauben wir Menschen instinktiv, und deshalb werden Bilder auch so oft benutzt für Manipulation, falsche Interpretation und Inszenierung. Noch nie waren die Möglichkeiten der Bildbearbeitung so vielfältig, die Instrumente dazu so weit verbreitet und die Resultate so perfekt wie heute.

Wolfgang Ellenrieder interessiert nicht das originäre Motiv, sondern viel mehr die Besonderheit vorgefertigter Bilder als Grundlage seiner malerischen Analysen durch Fragmentierung und Manipulierung oder durch Sampling und Dekonstruktion, wie etwa bei seiner großen Bildkonstruktion backstage. Durch seinen grandiosen Illusionismus lässt er hier den Betrachter, der sich paradoxerweise vorne im Hintergrund befindet, von hinten auf die Vorderfläche blicken und reflektiert dabei die Manipulierbarkeit seiner Wahrnehmung.

Eine jüngste Serie von malerischen Porträts entstand aus Vorlagen von Stock-Fotos, also möglichst neutralen Fotografien, die käuflich zu erwerben und für verschiedene Situationen und Kontexte, vor allem in der Werbung und sogar in Tageszeitungen, verwendet werden. Das Bild wird dabei zum variabel verfügbaren Repertoire, losgelöst vom jeweiligen Ort und als visuelles Zeichen beliebig verwend- und verortbar. In aufwendigen Malverfahren hat Wolfgang Ellenrieder diese in Bilder umgesetzt, mit eigens hergestellten Farben und Bindemitteln, in vielen sich überlagernden und vernetzenden Farbschichten aus gesprühtem Nebel, gerollten Flächen und gepinselten Spuren und Linien, welche eine ganz eigene Dichte und Wirkung entstehen lassen.

Diese kollektiven Bilder sind in der Lage im Kopf des Betrachters den dazugehörigen Film ablaufen zu lassen. Deshalb ist es strategisch wichtig Bilder zu besetzen, zu entwerten, neu zu bewerten und für sich und seine Interessen einzusetzen. Die Interpretationshoheit über Bilder zu erhalten, das ist der Bilderkrieg der Gegenwart. Bild und Krieg gehören seit jeher eng zusammen. In seiner Serie der Feuer-und-Rauch-Bilder geht Wolfgang Ellenrieder deshalb daran, diese Artefakte zu zerlegen und etwas Neues daraus zusammenzusetzen.

Wolfgang Ellenrieders Bilder verweisen in ihrer Aktualität nicht auf bestimmte Gegenstände und Ereignisse, die in seinen Bildern scheinbar thematisiert sind, sondern auf andere Bilder jeder Art, ja und eigentlich und viel mehr noch auf das Ereignis und die ganze Fülle und Kraft des Bildprozesses selbst. —Franz Fischer

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Wolfgang Ellenrieder
2 ½ Zimmer