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Die Reishäuser erinnern in ihrer archaischen Form an fernöstliche Reliquienschreine. Wolfgang Laib greift so eine traditionelle Form auf, trennt diese aber im Kontext der Ausstellung von ihrer geläufigen Funktion zugunsten einer skulpturalen Dimension auf. Die marmornen Reishäuser sind eingebettet von unterschiedlich grossen, kegelförmigen Reisbergen. Mit der Anhäufung des Reises zu einem Berg verbindet sich die Vorstellung einer ungeheuren Potentialität, wo jedes Reiskorn die Kraft einer beinahe unerschöpflichen Vervielfachung und Leben in sich trägt.

Ein Berg aus Haselnussblütenstaub, installiert in einer kleinen Wandnische, zeigt eindringlich das Potential der Dinge. Klein in seiner Grösse aber monumental in seiner Kraft, bleibt der Berg unberührbar und unbesteigbar.

Wolfgang Laib konzentriert sein Werk auf wenige ausgewählte Stoffe wie Blütenstaub, Milch, Bienenwachs, Marmor, Reis und Siegellack. Aus jeder Materialwahl entsteht eine Werkgruppe, die sich langsam, aber stetig entfaltet. 1975 entstehen die ersten Milchsteine, 1977 sammelte er den ersten Blütenstaub, 1983 arbeitet er erstmals mit Reis, 1987 mit Bienenwachs und 2002 mit Thitsi-Lack (burmesischer Lack). Wolfgang Laib schliesst keine seiner Werkgruppen endgültig ab, was durch die Präsentation mehrerer Reishäuser aus verschiedenen Jahren in dieser Ausstellung sichtbar gemacht wird. Die einzelnen Werke und Werkgruppen bestehen gleichwertig und gleichgewichtig nebeneinander. Dabei geht es dem Künstler nicht um Innovation oder formale Weiterentwicklungen, sondern um Kontinuität. Das Werk ist geprägt von sich in regelmässigen Zyklen wiederholenden Formen und Materialien.

Wolfgang Laib (*1950) zählt zu den international nachhaltig beachteten und geschätzten deutschen Künstlern. Eine Retrospektive in fünf Museen in den USA fand Anfang 2003 im Haus der Kunst München ihren Abschluss. Weitere Ausstellungen fanden in den letzten Jahren statt in der DePont Foundation Tilburg, dem Centre Pompidou Paris, MACRO Roma, Kunstmuseum Bonn oder in der Fondation Beyeler Basel. Die Reina Sofia Madrid zeigt im Palacio de Cristal gegenwärtig mehrere grosse Werke des Künstlers. In der von Klaus Ottmann kuratierten 6. Site Santa Fe ist Wolfgang Laib mit drei grossen Arbeiten aus burmesischem Lack vertreten.

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Wolfgang Laib
Reishäuser