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Die Konrad Fischer Galerie Berlin freut sich, die Eröffnung der zweiten Einzelausstellung mit neuen Arbeiten von Wolfgang Plöger am 20. September 2013 in unseren Berliner Räumen ankündigen zu dürfen.

Seit einigen Jahren kreisen die Arbeiten von Wolfgang Plöger (*1971) um aktuelle Wahrheitsdiskurse und um Fragen, die sich im Anschluss an die von Michel Foucault begonnene Analyse der Auflösung des Subjektes und der gleichzeitigen Veränderung von Machtstrukturen ergeben. Diese inhaltliche Ebene wird nicht selten mit medien-theoretischen Überlegungen kurzgeschlossen und verknüpft.

Für die zwei filmischen Arbeiten ‘By any means necessary’ und ‘A resounding No’ greift Plöger auf im Internet veröffentlichte 'Last Statements' von in den USA zum Tode verurteilten Gefangenen zurück, indem er die Texte per Siebdruck in voller Länge auf Filmschleifen druckt. Als Ergebnis sehen wir den lesbaren Text in mäandernden Schleifen durch den Raum und einen Projektor gleiten, wobei sich das projizierte Bild hieroglyphengleich einer eindeutigen Lesbarkeit entzieht.

Die Erhebung und Systematisierung personenbezogener Daten im 18. Jahrhundert war die Grundvoraussetzung für die Entwicklung zahlreicher Humanwissenschaften (Psychologie, Soziologie, etc.). Kombiniert mit frühen photographischen Portraits erlaubten diese Daten ein Jahrhundert später die Einrichtung einer ersten Verbrecherkartei durch den französischen Kriminalisten Alphonse Bertillon, die sehr rasch auch von der britischen und amerikanischen Polizei übernommen wurde. In seiner Videoinstallation ‘American Typewriter #4’ bringt Plöger genau diese Daten einer Gruppe zum Tode verurteilter Gefangenener in ein geschlossenes räumliches System, deren standardisierte Erhebung und Archivierung überhaupt erst zu einem vermeintlich objektiven Wissen über das Subjekt geführt haben. Die den Körper der Gefangenen einschließende Zelle findet in der Endlosschleife des filmischen Panoptikums eine irritierende Resonanz.

In unseren Räumen im 1. O.G. zeigen wir einen Raum mit 43 Büchern, in denen Plöger unkommentiert die Ergebnisse seiner Google-Bildsuche zu Machthabern des 20. Jahrhunderts versammelt. In der synoptischen Zusammenschau und Stillstellung der im Internet flottierenden Bilder werden einerseits Typisierungen von Machtposen und Gesten kenntlich, denen wir uns im alltäglichen Umgang mit medialen Bildern kaum bewusst werden. Zum anderen lässt eine Studie der Bilderflut den historischen Wandel bildlicher Herrschaftsdarstellung im Zuge einer immer weiter fortschreitenden Medialisierung moderner Gesellschaften in aller Konkretion aufscheinen.

Plögers Arbeiten wurden unter anderem im PS1, New York, MuMoK, Wien, KW Institute for Contemporary Art, Berlin, Künstlerhaus Bremen, Art Institute of Chicago, International Triennial of Contemporary Art, Izmir, Kunstverein Langenhagen und im MMK Zollamt in Frankfurt am Main gezeigt.