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Die grosse Sommerausstellung in der Fondation Beyeler ist dem deutschen Künstler Wolfgang Tillmans (*1968) gewidmet. Vom 28. Mai bis zum 1. Oktober werden ca. 200 fotografische Arbeiten von 1986 bis 2017 und eine neue audio-visuelle Installation zu sehen sein.

Nachdem der Künstler bereits 2014 auf Einladung des Museums einen Raum mit Gemälden und Skulpturen aus der Sammlung und zwei eigenen Arbeiten eingerichtet hatte, ist die Ausstellung mit Wolfgang Tillmans die erste umfassende Auseinandersetzung mit dem Medium der Fotografie in der Fondation Beyeler. Sie wird zeigen, dass nicht Fotografie im klassischen Sinn im Vordergrund des Werkes von Tillmans steht, sondern das Schaffen einer neuen Bildsprache.

Tillmans‘ Werk wird gerne in Verbindung mit seiner Persönlichkeit wahrgenommen. Sein Engagement und seine Position in verschiedenen sozialen Kontexten ergeben ein Narrativ, das oft allzu selbstverständlich zum Leitfaden für das Verständnis seiner Arbeiten wird. Darüber gerät das, was die Bilder von Tillmans wirklich sind, was sie einmalig macht, was jedoch weniger direkt fassbar ist und sich schwer beschreiben lässt, in den Hintergrund.

Die Ausstellung in der Fondation Beyeler versucht eine andere Annäherung an das Schaffen von Wolfgang Tillmans. Nicht ein Thema oder ein narrativer Zusammenhang prägen die Ausstellung; Ausgangs- und Angelpunkt sind die Bilder selbst. Die Fondation Beyeler mit ihrer Sammlung von herausragenden Werken der klassischen Moderne und Gegenwart erscheint als idealer Kontext, um zu zeigen, wie Tillmans das mechanische Medium der Fotografie in eine ausdrucksstarke eigenständige Bildsprache verwandelt hat. Eine Bildsprache, in der das Sehen als solches und damit auch die Wahrnehmung der Welt zum Thema werden.

Bekannt und berühmt wurde Tillmans in den frühen 1990er Jahren mit heute zum Teil ikonischen Bildern, welche das Lebensgefühl einer Generation und Jugendkultur zum Ausdruck brachten, die er selbst miterlebte. Bald erweiterte er den Fokus und nutzte auf kreative, teils gewagte und gleichzeitig souveräne Weise das Experimentieren mit den Mitteln der Fotografie zum Erfinden von neuen Bildtypen – abstrakte Arbeiten, die ohne Kamera entstehen und zu denen die Xerox, Silver, Lighter und Freischwimmer/Greifbar genannten Arbeiten gehören. So erweitert und belebt er nicht nur die traditionellen Genres wie Porträts, Stillleben oder Landschaftsbilder neu, er macht sich auch das ganze Spektrum zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion zunutze. Gleichzeitig entwickelte Tillmans eine spezifische Form der Installation. Die Fotografien hängen selten auf gleicher Höhe nebeneinander, vielmehr sind sie in loser Anordnung auf einer Wand verteilt, grosse und kleine Formate, figürlich und abstrakt, ungerahmt und gerahmt. Es ist eine Art der Präsentation, in der die visuellen Beziehungen zwischen den Bildern ebenso wichtig sind wie das einzelne Bild, das damit immer auch als Teil einer zusammenhängenden Erzählung gesehen wird.

Die Auswahl der Bilder für die Ausstellung in der Fondation Beyeler ebenso wie die Installation in den zwölf Räumen des Museums werden zeigen, wie Tillmans die Möglichkeiten der Fotografie nutzt, um Sichtbarkeit zu evozieren und eine Bildstrategie zu entwickeln, die der Wahrnehmung der Welt eine neue, menschliche Qualität zu geben vermag.

Wolfgang Tillmans wurde 1968 in Remscheid geboren. Als 20-Jähriger lebte er in Hamburg, wo seine künstlerische Arbeit ihren Anfang nahm. Anfang der 1990er Jahre studierte er am College of Art and Design in England. Von 1992 bis 2007, lebte und arbeitete er vorwiegend in London; danach verlegte er seinen Schwerpunkt nach Berlin. Seit den frühen 1990er Jahren wird sein Schaffen international wahrgenommen und ausgestellt.

Umfassende Ausstellungen zu seinem Werk gab es unter anderem in der Kunsthalle Zürich (1995 und 2012), den Deichtorhallen, Hamburg (2001), in der Tate Britain, London (2003), in der Tokyo Opera City Art Gallery sowie Wako Works of Art, Tokyo (2004), im Museum of Contemporary Art, Chicago (2006), dem Hammer Museum Los Angeles (2006), Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington (2007) sowie im Museo Tamayo Arte Contemporanea, Mexico City (2008), im Hamburger Bahnhof, Berlin (2008), im National Museum of Art, Osaka (2015) und in der Tate Modern, London (2017). 2000 wurde Tillmans, als erster Fotograf und nicht-britischer Künstler, mit dem Turner Prize ausgezeichnet. 2015 erhielt er den International Award in Photography der Hasselblad Foundation, Göteborg.

Am 7. September 2017 spricht Wolfgang Tillmans im Rahmen der „Artist Talks“, organisiert von der Fondation Beyeler und UBS.
Die Ausstellung Wolfgang Tillmans wird grosszügig unterstützt durch:
Beyeler-Stiftung
Hansjörg Wyss, Wyss Foundation
LUMA Foundation