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Mit Yesterday Will Be Better präsentiert das Aargauer Kunsthaus im Rahmen seines diesjährigen Jubiläums eine grosse Gruppenausstellung mit zahlreichen nationalen und internationalen Kunstpositionen. Die Ausstellung greift ein bisher wenig beachtetes, äusserst spannendes Thema auf — die vielschichtige Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft. Zu sehen sind Arbeiten von insgesamt 35 Kunstschaffenden aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Zeichnung, Skulptur und Video. Auf unterschiedliche Weise, gehen sie der Frage nach, warum wir erinnern oder welche Wünsche wir entwickeln. Die Ausstellungseröffnung bildet den Auftakt des grossen Kunsthaus- Festes, das von Freitag, 20. August bis Sonntag, 22. August 2010 alle zum Feiern einlädt.

Der Ausstellungstitel ist einer Arbeit des Fluxus-Künstlers George Brecht aus den 1970er Jahren entliehen: Yesterday Will Be Better verdreht die alte Binsenweisheit 'früher war alles besser' zum Paradox 'gestern wird besser sein'. Ausgangspunkt für die Ausstellung ist ein Widerspruch als auch die Annahme, dass sich Vergangenheit und Zukunft bedingen. Das Wortspiel führt von den Zeitdimensionen Vergangenheit und Zukunft direkt zur Auseinandersetzung mit der Gegenwart: Gestern, Heute und Morgen definieren die Wirklichkeit stets durch Wechselwirkung, sodass die Sicht auf Dinge, Vorgänge und Personen dem beständigen Wandel und der fortschreitenden Entwicklung unterworfen sind. Da zukünftiges Handeln von Erfahrungen in der Vergangenheit bestimmt wird, stellt sich die Frage, inwiefern sich Erinnerungen im Laufe der Zeit verändern und das Gedächtnis ein flexibles Merkinstrument ist.

Das Brechtsche Wortspiel Yesterday Will Be Better steht mit seiner unmöglichen Prognose auch stellvertretend für das heterogene Erlebnis vergangener Ereignisse. Es fordert dazu auf, die eigene Realität als eine Möglichkeit aus einer Vielzahl von Perspektiven zu begreifen und enthält das Angebot, Ereignisse nachträglich zu überdenken sowie die Geschichte zukünftig mit mehr Sinn zu versehen, sie ‹besser› und visionärer zu gestalten.

Zur Ausstellung Die Wiedergabe von Realität durch Erinnerungen wird in der Ausstellung anhand diverser künstlerischer Strategien gespiegelt. Formen der Nacherzählung, der Rekonstruktion oder der Re-Lektüre spielen eine grosse Rolle, wenn es darum geht, den Bogen zwischen Vergangenheit und Zukunft zu spannen. Zugleich stehen Relikte aus zurückliegenden Zeiträumen sowie materielle oder gedankliche Erinnerungsbruchstücke dem Begehren, der Erwartung oder möglichen Perspektiven gegenüber. Die Künstlerin Fiona Tan hat für die Ausstellung ihre Fotoinstallation Vox Populi, Switzerland geschaffen, eine Assemblage von Bildern aus Schweizer Familienalben. Die privaten Fotografien repräsentieren sowohl die eigene Geschichte als auch die familiären und freundschaftlichen Beziehungen, die uns zu dem machen, was wir heute sind, und die zukünftige Generationen prägen werden. Der britische Künstler Douglas Gordon zeigt eine monumentales Wandarbeit. Seine List of Names besteht aus der namentlichen Auflistung aller Verwandten, Freunde und Bekannten, deren sich der Künstler zur Zeit erinnern kann. Cyprien Gaillard präsentiert in Aarau bearbeitete Kupferstiche auf denen er in Landschaftsdarstellungen aus dem 17. Jahrhundert modernistische Gebäude aus dem 20. Jahrhundert integriert und so eine romantische Naturverbundenheit mit einer ästhetischen und sozialen Utopie überlagert.

Yesterday Will Be Better ist als offenes Feld für eine Auseinandersetzung angelegt und schafft neue Zugänge zur bisher kaum bearbeiteten Schnittstelle zwischen Erinnerung und Zukunft. Die Schau vereint rund 50 Werke von 35 Künstler/innen unterschiedlicher Generationen und Herkunft, deren kulturelle Identitäten sich in den Exponaten spiegeln. Zu sehen sind Arbeiten aus den Bereichen Malerei über Fotografie, Zeichnung, Skulptur und Video, die grösstenteils in den letzten zehn Jahren entstanden sind.

Mit der Ausstellung ist das Anliegen verbunden, verschiedene, auch gegensätzliche Blickwinkel zu eröffnen. Gerade deswegen haben wir Künstler/innen aus unterschiedlichen Generationen eingeladen Positionen zu zeigen, die aus verschiedenen kulturellen und geographischen Hintergründen erwachsen sind. Das Ziel der Ausstellung ist, das spannende Thema in seiner Tiefe auszuloten: Die ausgestellten Werke können als eine Art 'Sondierbohrungen' betrachtet werden. Wichtig ist dabei die reflexive Partizipation, die Kunstschaffende anstossen.

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Yesterday Will Be Better
Mit der Erinnerung in die Zukunft
Kuratoren: Madeleine Schuppli, Marianne Wagner

Künstler: Lida Abdul, Yael Bartana, Muriel Baumgartner, Manon Bellet, Pierre Bismuth, George Brecht, Hans Danuser, Simon Dybbroe Moller, Angus Fairhurst, Mounir Fatmi, Hans-Peter Feldmann, Cyprien Gaillard, Douglas Gordon, Stefan Gritsch, Lutz / Guggisberg, Mona Hatoum, Alexander Heim, Pierre Huyghe, Susan Hiller, huber.huber , Jorge Macchi, Kris Martin, Claudia & Julia Müller, Oscar Muñoz, Deimantas Narkevicius, Rivane Neuenschwander / Cao Guimaraes, Uriel Orlow, Lorna Simpson, Fiona Tan, Adam Thompson, Carey Young