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Die Ausstellung präsentiert zwölf Künstler und Künstlerinnen, deren Arbeiten sich zwischen humorvoll Inszeniertem und streng Dokumentarischem bewegen und so unterschiedliche Themen behandeln wie öffentliche Einrichtungen oder private Wohnbereiche, Garten- oder Stadtlandschaften, Museumssäle oder Filmdrehorte. Gemeinsam ist aber allen Teilnehmern das Anliegen, jene realen und illusionären Mechanismen zu zeigen, die an der Erzeugung und Wahrnehmung von Räumen teilhaben.

Der Essay der Kuratorin Marie-Josée Jean vertieft diese Betrachtungsweise in der zeitgenössischen kanadischen Fotokunst und nimmt Bezug auf weitere Aspekte, die nicht in die Auswahl aufgenommen werden konnten. Der zweite Text von Ian Wallace untersucht die verschiedenen Kräfte, von welchen das Schaffen der kanadischen Fotokünstler heute gesteuert wird.

Die zwölf Positionen, die hier vorgestellt werden, können mit der von der Kuratorin gewählten englischen Überschrift ihres auf Französisch geschriebenen Textes zusammengefasst werden: „The Space of Making“, das auf Deutsch so viel wie „Räume der Kreation“ bedeutet oder in unserem Fall eher als „Räume der fotografischen Produktion“ verstanden werden kann. Im Grunde wird diese Lesart mit einer zusätzlichen Dimension erweitert, denn sie geht über die Frage der Orte des fotografischen Handelns oder der Erschaffung von Räumlichkeit mit fotografischen Mitteln hinaus und schließt sowohl die Sichtbarmachung des Denkens darüber als auch die Enthüllung der Mythen und Mechanismen der Bildproduktion mit ein. Die Werke der Ausstellung vermitteln eine mehrstimmige Reflexion über dieses Konzept. Nicolas Baier arbeitet mit visuellen Überlagerungen von Zeitebenen durch Ineinanderschichtung von Alltagsfragmenten; Lynne Cohen dokumentiert fremd wirkende, von sozialer Distanz gekennzeichnete Interieurs, in denen die Grenzen zwischen Innen und Außen, Kultur und Natur verschwommen sind; Stan Douglas operiert mit der Wechselwirkung von öffentlichem Raum und sozialem Leben; Isabelle Hayeur untersucht die Auswirkung der Globalisierung auf die Umwandlung der urbanen Landschaften; Vid Ingelevics schildert die Herstellung von kulturellen Räumen am Beispiel von Museumsinnenaufnahmen; Scott McFarland fotografiert pittoreske, jedoch verschlossene Gartenlandschaften, als Sinnbilder für verbaute Natur; Emmanuelle Léonard verweist auf die Besonderheit bestimmter sozialer Realitäten mit Hilfe von menschenleeren Arbeitsstätten, die die dort Tätigen für sie dokumentierten; Mark Lewis macht (neben seiner filmischen Arbeit) Standfotos von Drehorten, die konträr zu ihrer veranschaulichenden Funktion deren ästhetische Autonomie zum Vorschein bringen; Louise Noguchi zeigt die Folgen der Globalisierung auf die kulturellen Erwartungen am Beispiel von Wildwest-Themenparks; Alain Paiement stellt Gleichzeitigkeit und räumliche Einheit suggerierende Fotomontagen her von zeitlich und räumlich getrennten Wohn- und Arbeitsbereichen; Carlos and Jason Sanchez erzielen narrative Verankerungen von Privaträumen durch inszenierte Situationen und Michael Snow schließlich schafft illusionistische Momentaufnahmen über die Simultaneität von realen und konstruierten Räumen.

Katalog: Der in Zusammenarbeit mit der Edition Braus im Wachter Verlag GmbH, Heidelberg erschienene Katalog ist Teil der Reihe des NBK zur Fotokunst der Gegenwart. Die Textbeiträge stammen von Marie-Josée Jean, Leiterin von VOX, centre de l’image contemporaine, Montréal und Ian Wallace.

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Zeitgenössische Fotokunst aus Kanada

Künstler:
Nicolas Baier, Lynne Cohen, Stan Douglas, Isabelle Hayeur, Vid Ingelevics, Scott McFarland, Emmanuelle Leonard, Mark Lewis, Louise Noguchi, Alain Paiement, Carlos Sanchez / Jason Sanchez, Michael Snow.

Kuratoren:
Marie-Josee Jean