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Im vergangenen Jahr hat das Haus der Völker erstmals seinen bisherigen Weg verlassen und eine Sonderausstellung zeitgenössischen afrikanischen Künstlern gewidmet. Der Erfolg dieses Experiments ermutigte die Initiatoren, eine weitere Schau der außereuropäischen Moderne zu organisieren. Aus Ghana stammen die Protagonisten dieser Initiative, arrivierte Maler und Bildhauer, die einmal mehr den Beweis erbringen, dass die großartigen Werke der afrikanischen Tradition in ihren Arbeiten weiterleben. Obwohl sie als moderne Künstler die Einflüsse der Gegenwart einbeziehen, haftet der Geist Afrikas an ihren Arbeiten.

Godfried Donkor, geboren 1964 in Ghana, verließ im Alter von 20 Jahren seine afrikanische Heimat, um in London und später in Barcelona Kunst zu studieren. Seit seiner Teilnahme an der Biennale Venedig 2001 zählt er international zum Kreis der bedeutendsten Künstler seines Heimatlandes. In der für sein Werk typischen Collagetechnik setzt er sich kritisch mit gesellschaftspolitischen und historischen Themen auseinander. Eine zentrale Rolle in seinen Arbeiten spielt häufig das für die Völker Afrikas meist schmerzvolle Aufeinandertreffen mit den Europäern. In dieser Ausstellung werden Arbeiten aus verschiedenen Werksphasen des Künstlers gezeigt. Ein immer wiederkehrendes Motiv ist der Querschnitt eines Sklavenschiffs, der gefangene und gefesselte Menschen aus Westafrika zeigt. Eingepfercht wie Sardinen mussten sie die lange und für viele todbringende Reise in die Sklaverei nach Amerika antreten. Seine Collagen enthalten auch jeweils eine zweite Darstellung, die des schwarzen Boxers in typischer Kämpferpose oder die eines Pinup Girls. Als Hintergrund dient häufig eine Seite mit Börsenkursen aus der Financial Times. Donkor stellt Verbindungen zwischen dem historischen Sklavenhandel und der modernen Vermarktung des Menschen her. Seit Anfang der 90er Jahre werden seine Arbeiten auf internationalen Kunstevents, Biennalen, in Museen und wichtigen Galerien ausgestellt.

Kofi Setordji wurde im Jahre 1957 in Accra / Ghana geboren. Nach Abschluss der Highschool studierte er von 1984-88 Bildhauerei bei Saka-Acquaye. Zunächst arbeitete er in seiner Heimat als Schildermaler. Im Jahre 1990, nachdem er mit dem Leisure Award „Sculptor of the year“ ausgezeichnet wurde, entschloss er sich, nicht mehr fremdbestimmt zu arbeiten. Es entstanden eine Reihe wichtiger Exponate und Werkzyklen, die in bedeutende Ausstellungen in den USA, Südafrika, Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich, Schweiz, Dänemark etc. gezeigt wurden. Als herausragende Projekte und Ausstellungstourneen sind zu nennen: “New Art from Africa“, Berlin (1996), Abazac Sculpture Biennale, Paris und DAK ´ ART Biennale, Dakar (2000), „The Scars of Memory, München (2004) Africa Screams, Bayreuth, Wien, Frankfurt (2005) und „Hands of Fate“, Bayreuth (2006). Kofi Setordji ist heute einer der profiliertesten zeitgenössischen Künstler Afrikas und genießt weltweit eine hohe Wertschätzung. Obwohl die Verlegung seines Lebensmittelpunktes nach Europa oder in die USA seiner internationalen Karriere sicherlich sehr fördern würde, hat sich Kofi Setordji ganz bewusst für ein Leben und Arbeiten in seiner afrikanischen Heimat entschieden. „Das alltägliche Leben prägt das Bewusstsein und die künstlerische Auseinandersetzung“ sagt Setordji. Seine Werke sind durchdrungen von den alltäglichen großen und kleinen Erlebnissen und reflektieren die sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse Ghanas.

Rikki Wemega Kwawu, Jahrgang 1959 wurde in Sekondi, geboren. Nach seiner schulischen Ausbildung in Ghana studierte er an der Showhegan School of Painting and Skulptures in den USA. Seit 1981 arbeitet er als freischaffender Künstler in Taoradi, Ghana und gehört zu den wenigen abstrakten Malern in seiner Heimat. Vordergründig ist dem Betrachter die Farb- und Formensprache seiner Bilder verstraut. Auf einer tieferen Ebene geht seine Arbeit über die Materialität und Körperlichkeit der zwei Dimensionen hinaus zu einer transzendenten Realität hinter der physischen Oberfläche. Den Künstler beschäftigen methaphysische und philosophische Themen. In der Ausstellung im Haus der Völker werden sowohl Leinwandarbeiten als auch seine neuen Wandinstallationen gezeigt. Diese aus Telefonkarten gebundenen flächigen Objekte finden derzeit großes Interesse im westlichen Kunstmarkt. Bisheriger Höhepunkt seiner Ausstellungstätigkeit ist seine Teilnahme an der zeitgleich mit der Werkschau in Schwaz in New York stattfindende Gruppenausstellung „The Poetics of Cloth“ in der Grey Art Gallery und dem Metropolitan Museum. In dieser Ausstellung ist eine Auswahl von Werken der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler zu sehen. Unter ihnen auch ebenfalls der aus Ghana stammende Maler Owusu-Ankomah und die Bildhauerin Sokari Douglas Camp, die in der ersten Sonderausstellung im Museum Haus der Völker im letzten Jahr zu sehen waren.

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ZEITGENÖSSISCHE KUNST AUS GHANA
Sonderausstellung im Haus der Völker in Zusammenarbeit mit ARTCO Galerie, Herzogenrath

Künstler: Godfried Donkor, Kofi Setordji, Rikki Wemega-Kwawu