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Mit einer international ausgerichteten Retrospektive zu ZERO widmet sich das museum kunst palast einer der bedeutendsten Avantgardebewegungen seit 1950. Konzentriert auf die Jahre 1953 bis 1966 zeigt die Düsseldorfer Schau Gemälde, Plastiken, Objekte, Installationen, Environments und Raum-Rekonstruktionen dieser weit über die europäischen Grenzen hinaus wirkenden und vernetzten Künstlerbewegung. Die Ausstellung thematisiert die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen ZERO-Künstlergruppen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, den Niederlanden und Japan. Sie bietet einen umfassenden Blick auf eine künstlerische Bewegung, die in der Sammlung des Museums u.a. mit einem fest integrierten ZERO-Lichtraum aus dem Jahr 1964 mit Arbeiten von Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker vertreten ist, und präsentiert dem Publikum mehr als 250 Werke von 48 europäischen und japanischen Künstlern.

Mit einem modernen künstlerischen Selbstverständnis und einer neuen Bild- und Formensprache revolutionierten die ZERO-Künstler Ende der fünfziger Jahre die Kunst. Mit bewusster Distanzierung zu der in der Nachkriegszeit vorherrschenden expressiven, emotionalen Gestik der informellen Malerei forderten ihre Vertreter in Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Belgien neue zeitgemäße künstlerische Ausdruckformen.

Jean-Hubert Martin (Generaldirektor museum kunst palast): „ZERO beginnt am Nullpunkt der Kunst. Indem sich die Zerokünstler bewusst von der vorherrschenden abstrakten Malerei absetzten und technische Apparaturen sowie die natürlichen Elemente Licht, Feuer und Wasser einbezogen, befreiten sie die Kunst von den tradierten Konventionen der Malerei. Ein zentrales Anliegen von ZERO war, sich nicht von festgelegten formalen Normen einengen zu lassen, sondern offen für die verschiedensten künstlerischen Ideen zu sein. So äußerten sich die ZERO-Künstler in einer sehr differenzierten Formensprache: die traditionellen Gattungen wie Malerei und Skulptur wurden durch Installationen und Aktionen ergänzt. Kunst sollte aktiv erlebt und nicht nur passiv betrachtet werden. ZERO verkörperte einen Zeitgeist, der der modernen Wirklichkeit gerecht werden und eine neue Lebensnähe ausdrücken sollte.“

Mit großer Experimentierlust und Technikbegeisterung bedienten sich die Künstler neuer Materialien und neuer Methoden. Als Gestaltungsmittel verwendeten sie nicht mehr ausschließlich Farbe, sondern auch Elemente wie Feuer, Wasser, Licht und Rauch sowie technische und industrielle Werkstoffe wie Nägel, Aluminiumplatten, Glas, Spiegel und Leuchtkörper. Die traditionelle Komposition wurde durch serielle Bildordnungen abgelöst. Neben monochromen Bildern und Reliefs entstanden zahlreiche Raum- und Lichtinstallationen. Günther Uecker schuf seine berühmten Nagelobjekte, Heinz Mack kreierte Lichtreliefs und Otto Piene arbeitete mit Feuer und inszenierte Lichtballette.

Innerhalb der ZERO -Gruppierung war - neben den Vertretern der Düsseldorfer Künstlergemeinschaft Mack, Piene und Uecker - auch der Franzose Yves Klein von besonderer Bedeutung. Mit seinem Begriff der Purifikation – der reinen Farbempfindung – übte er auf die gesamte Bewegung eine katalytische Wirkung aus. Der Schweizer Jean Tinguely brachte den ZERO- Künstlern die kinetische Kunst nahe: Er erzeugte mit technischen Apparaturen bewegte Bilder und brachte Objekte zum Rotieren. Der Italiener Lucio Fontana (1899-1968), der einer älteren Generation als der meist um 1920/1930-geborenen ZERO-Künstler angehörte, wurde durch sein Raumkonzept und seine vitale Art zu einer weiteren zentralen Figur für ZERO. Seine Concetti Spaziali sowie Kleins Anthropométries, und Tinguelys Méta-matics stehen exemplarisch für die Entdeckung von Bewegung, Immaterialität und räumlicher Expansion in der Kunst.

Die Düsseldorfer Ausstellung zeigt, dass die Kontakte von ZERO bis in den ostasiatischen Raum reichten. Henk Peeters, Mitglied der ZERO-nahen, niederländischen NUL-Gruppe, lud 1965 Mitglieder der japanischen GUTAI-Bewegung sowie die Künstlerin Yayoi Kusama zu einer Ausstellung in das Stedelijk Museum nach Amsterdam ein. Die GUTAI-Gruppe schloss sich ideologisch eng an die europäische Avantgarde an. Sie war ebenso aus einer Aufbruchstimmung heraus entstanden und forderte eine am Leben ausgerichtete Kunst. Bereits vor der Entstehung eines europäischen Netzwerkes machten Jiro Yoshihara (1905-1972), Kazuo Shiraga (*1924) und andere GUTAI-Künstler Anfang der 50er Jahre in Japan durch Aktionskunst und Freilichtausstellungen – die Vorläufer der späteren Performance- und Installationskunst – auf sich aufmerksam.

Die Überblicksschau in Düsseldorf umfasst den Zeitraum von 1953 bis 1966: Von der frühen Schaffensperiode der japanischen GUTAI -Künstler Anfang der 50er Jahre, über die intensive Werk- und Ausstellungsphase von ZERO in Europa ab Ende der 50er Jahre bis zur Auflösung der Düsseldorfer ZERO-Gruppe 1966.

Die Ausstellung präsentiert die Werke in monografischen, dialogischen und thematischen Gruppierungen. Den zentralen Vertretern – u.a. Klein, Mack, Piene, Uecker, Fontana, Castellani und Shiraga – sind eigene Räume gewidmet. Der „Weiße Raum“ sowie Werkgruppen zu den Themen Feuer, Licht, Spiegelung und Vibration versammeln Beiträge unterschiedlichster Künstler und geben einen faszinierenden Einblick in die Vielfalt ästhetischer Gestaltungsformen. Darüber hinaus werden historische Environments eigens für die Ausstellung wieder vereint und teilweise rekonstruiert. Ein separater Dokumentationsraum und der Einsatz historischer Ton- und Filmdokumenten vergegenwärtigen das gesellschaftliche und künstlerische Klima der 50er und 60er Jahre.

Generaldirektor: Jean-Hubert Martin

Kuratoren: Jean-Hubert Martin, Heike van den Valentyn, Mattijs Visser und Lóránd Hegyi

Projektleitung: Sandra Badelt-Pörschmann

Weitere Stationen: Musée d'Art Moderne, Saint-Étienne, Frankreich (voraussichtlicher Termin: 15.9.2006 - 15.01.2007)

Leihgeber u.a.: - Adolf-Luther-Stiftung - Anita und Werner Ruhnau - Archivio Gianni Colombo - Archivio Opera Piero Manzoni - Ashiya City Museum of Art & History, Japan - Centre Pompidou, Musée national d'art moderne/Centre de création industrielle - Fondazione Lucio Fontana - Galerie Gmurzynska - Hubertus Schoeller Stiftung, Leopold Hoesch Museum, Düren - Hyogo Prefactural Museum of Art, Japan - Krefelder Kunstmuseen - Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf - MART (Museo di Arte Moderna e Contemporanea di Trento e Rovereto) - MMK - Museum für Moderne Kunst Frankfurt - Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam - Museum Jean Tinguely Basel - Museum Morsbroich Leverkusen - Prada Collection - Sammlung Axel Vervoordt, s'Gravenwezel - Sammlung Helga und Edzard Reuter - Sammlung Ingrid und Willi Kemp - Sammlung Lenz Schönberg - Sammlung Rira - Staatliche Museen zu Berlin - Nationalgalerie - Stedelijk Museum Amsterdam - Stiftung für konkrete Kunst, Sammlung Wandel - The Menil Collection, Houston

Ausstellungsumfang: ca. 250 Werke, Gemälde, Plastiken, Objekte, Installationen, Environments sowie verschiedene Raum-Rekonstruktionen

Katalog Im Verlag Hatje Cantz erscheint ein 360 Seiten umfassender, reich bebildeter Katalog mit Beiträgen von Bazon Brock, Tiziana Caianiello, Lóránd Hegyi, Valerie Hillings, Heinz-Norbert Jocks, Jean-Hubert Martin, Catherine Millet, Heike van den Valentyn, Mattijs Visser, Atsuo Yamamoto und Rainer Zimmermann.

Film Zur Ausstellung erscheint ein Film mit Künstlerinterviews von Werner Raeune.

Diese Ausstellung findet im Rahmen der QUADRIENNALE 06 ARTCITY DÜSSELDORF statt.

Künstlerliste: Arman (1928-2005) Almir da Silva Mavignier (1925) Armando (1929) Christian Megert (1936 Bern) Bernard Aubertin (1934) François Morellet (1926) Hermann Bartels (1928-1989) Sadamasa Motonaga (1922) Pol Bury (1922 -2005) Saburo Murakami (1925-1996) Enrico Castellani (1930) Henk Peeters (1925) Gianni Colombo (1937-1993) Otto Piene (1928 Laasphe) Dadamaino (1935) Uli Pohl (1935) Piero Dorazio (1927-2005) Hans Salentin (1925-2004) Lucio Fontana (1899-1968) Schozo Schimamoto (1928) Hermann Goepfert (1926-1982) Fujiko Shiraga (1928) Gerhard von Graevenitz (1934 -1983) Kazuo Shiraga (1924) Gotthard Graubner (1930) Jan J. Schonhooven (1914-1994) Hans Haacke (1936) Rafael Jesús Soto (1923-2005) Jan Henderikse (1937) Daniel Spoerri (1930) Oskar Holweck(1924) Atsuko Tanaka (1932-2005) Akira Kanayama (1924) Jean Tinguely (1925-1991) Yves Klein (1928-1962) Günther Uecker (1930) Yayoi Kusama (1929) Jef Verheyen (1932-1984) Walter Leblanc (1932 -1986) herman de vries (1931) Francesco Lo Savio (1935 -1963) Tsuruko Yamazaki (1925) Adolf Luther (1912-1990) Toshio Yoshida (1928-1997) Heinz Mack (1931) Jiro Yoshihara (1905-1972 ) Piero Manzoni (1933-1963) Michio Yoshihara (1933-1996 ) * = Künstlerinnen

Pressetext

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ZERO . Internationale Künstler-Avantgarde der 50er/60er Jahre
Im Rahmen der Quadriennale 06 ArtCity Düsseldorf
Kuratoren: Jean-Hubert Martin, Heike van den Valentyn, Mattijs Visser, Lorand Hegyi
Projektleitung: Sandra Badelt-Pörschmann

Stationen:
09.04.06 - 09.07.06 Museum Kunst Palast, Düsseldorf
15.09.06 - 15.01.07 Musée d´Art Moderne, Saint-Etienne
(voraussichtlicher Termin)

Werke von Arman , Armando , Bernard Aubertin, Hermann Bartels, Pol Bury, Enrico Castellani, Gianni Colombo, Dadamaino , Piero Dorazio, Lucio Fontana, Hermann Goepfert, Gerhard von Graevenitz, Gotthard Graubner, Hans Haacke, Jan Henderikse, Oskar Holweck, Akira Kanayama, Yves Klein, Yayoi Kusama, Walter Leblanc, Francesco Lo Savio, Adolf Luther, Heinz Mack, Piero Manzoni, Almir da Silva Mavignier, Christian Megert, François Morellet, Sadamasa Motonaga, Saburo Murakami, Henk Peeters, Otto Piene, Uli Pohl, Hans Salentin, Schozo Schimamoto, Fujiko Shiraga, Kazuo Shiraga, Jan Schoonhoven, Jesús Rafael Soto, Daniel Spoerri, Atsuko Tanaka, Jean Tinguely, Günther Uecker, Jef Verheyen, Herman de Vries, Tsuruko Yamazaki, Toshio Yoshida, Jiro Yoshihara, Michio Yoshihara