press release only in german

Zhang Huan (geb. 1965) ist einer der bekanntesten Vertreter der jüngeren Generation chinesischer Performance-Künstler. Bevor er vor vier Jahren nach New York zog, lebte er in Bejing, wo er zusammen mit anderen Künstlern seines Stadtteils eine lose Gruppe formierte, die später unter der Bezeichnung »Bejing East Village« bekannt wurde. Anfang der neunziger Jahre, im Klima der Post- Tienanmen-Ära, sah sich Zhang Huan wie die meisten anderen Vertreter der künstlerischen Avantgarde Bejings gezwungen, sich aus der Öffentlichkeit in private Räume und Ateliers zurückzuziehen, da seine experimentellen Performances, die exemplarisch die gesellschaftlichen und privaten Lebensumstände thematisierten, von staatlicher Seite als subversiv angesehen wurden. In seinen Aktionen,Videos, Fotografien und Installationen beschäftigt sich Zhang Huan mit der Komplexität von Identität, indem er die soziale, politische und kulturelle Situation, in der seine Arbeit entsteht, reflektiert. Während er sich in seinen frühen, noch in Bejing entwickelten Aktionen mit den Repressionen durch das Regime auseinander setzte und für China spezifische Themen wie doktrinäre Familienplanung, Überbevölkerung und Landflucht aufgriff, verbindet er in seinen im Westen entstandenen Performances Elemente der eigenen Kultur mit denen seiner neuen Heimat. Rituale des Buddhismus werden mit solchen der christlichen Religionen verknüpft, westliche Kunstgeschichte und traditionelle chinesische Kultur vereinen sich in den Werken Zhang Huans zu einem eigenständigen Hybrid. Unterschiedlich geprägte Lebensweisen verschmelzen zu einer Einheit, deren Widersprüchlichkeit die Vorstellung einer homogenen, stabilen kulturellen Identität zugunsten eines sich im Laufe der Zeit wandelnden und immer wieder aufs neue definierenden Subjekts negiert. Häufig setzt Zhang Huan seinen eigenen Körper ein und involviert bei den Performances zusätzlich jeweils Personen vor Ort. Es gelingt ihm so, Stereotypen zu relativieren und das Problem adäquater kultureller Repräsentation in Form komplexer, teilweise überspitzt theatralischer Darstellungsweisen zu visualisieren. Die Ausstellung im Kunstverein in Hamburg ist die bisher größte Einzelpräsentation Zhang Huans. Neben Videodokumentationen seiner Performances liegt die Konzentration auf dem fotografischen Werk des Künstlers, das mit annähernd fünfzig Aufnahmen, angefangen vom Beginn der neunziger Jahre bis heute, einen breit gefächerten Überblick ermöglicht.

Ein Höhepunkt wird die Live- Performance des Künstlers zur Eröffnung der Ausstellung sein.

Im Rahmen der Ausstellung von Zhang Huan veranstaltet der Kunstverein mit Unterstützung der Michael & Susanne Liebelt- Stiftung drei Vorträge: Paul Schimmel, Chief Curator am Museum of Contemporary Art, Los Angeles, hat dort 1998 die legendäre Ausstellung »Out of Actions: between Performance and the Object, 1949–79« kuratiert und wird über Aktionskunst in den 50er bis 70er Jahre sprechen. Claus Friede, freier Kurator in Hamburg, hat zahlreiche Ausstellungen in und über Asien realisiert und wird chinesische Performance-Künstler in Asien vorstellen. Hito Steyerl, Filmemacherin und Autorin sowie Gastprofessorin für Gender, Cultural und Postcolonial Studies an der Universität der Künste, Berlin, hält einen Vortrag über kulturelle Globalisierung und postkoloniale Kritik.

Es erscheint ein dt.-engl. Katalog im Hatje Cantz Verlag mit Texten von Yilmaz Dziewior, Hans Günther Golinksi und Yu Yeon Kim.

Pressetext

only in german

Zhang Huan