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n dieser Ausstellung mit Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus Österreich geht es um die Auseinandersetzung mit räumlichen – fremdbestimmt-öffentlichen sowie privat eingerichteten – Zonen, Konstrukten, die Menschen durch ihre Ambivalenz in prekäre Situationen bringen können: Einerseits bedeuten Zonen Be- und Ausgrenzung, andererseits Schutz und Sicherheit vor einer (vermeintlichen) Bedrohung von außen. Der Aspekt der Sicherheit bestimmt dominant das Denken und Handeln der Menschen des 21. Jahrhunderts. Seit der Ost-Öffnung haben sich u.a. aufgrund zunehmender Migration die Sicherheits- und Existenzängste sowie Identitätsprobleme in Europa – und im Speziellen in Österreich als Grenzland zu Osteuropa – verstärkt. Die Öffnung nach außen bedingt sozusagen Abgrenzungsmaßnahmen im Inneren. Aktualisiert wird die Thematik durch die in diesem Jahr begonnenen Revolutionen in der arabischen Welt.

Einige der hier vertretenen KünstlerInnen, wie beispielsweise Eva Grubinger, beschäftigen sich speziell mit öffentlichen Zonen, die eingerichtet werden, um – oft temporär und flexibel – für die Sicherheit bestimmter Gruppen zu sorgen. Transit-, Grenz-, Verkehrs-, Freizeitzonen u.v.m. bieten Menschen einen „sicheren“ Aufenthalt, liefern sie aber andererseits aus an übergeordnete Machtorgane, die sie kontrollieren, reglementieren und mit Kameras und Patrouillen überwachen, im extremen Fall in Lagern „verwalten“. Dariusz Kowalski hat an Verhörräumen von Psychiatrie und Polizei untersucht, welche Auswirkungen Be- und Überwachung sowie Strukturen der Macht auf den Menschen haben. Kamen Stoyanov thematisiert , wie Eingriffe der Werbe-, Konsum- und Entertainmentindustrie die natürlichen Lebensräume zu „Un“-Zonen werden lassen, an die man sich anpassen oder gegen die man revoltieren kann – wie Fabio Zolly, der sich im öffentlichen Außen- und Innenraum, so auch in den KUNSTSAELEN, private, „copy-geschützte“ Areale absteckt. Wie sich durch politische und soziale Veränderungen Gesellschaften und Identitäten neu formen, ist das Thema von Isa Rosenberger, die die prekäre Situation von Menschen in der Nähe einer Brücke zwischen Ost und West, die gleichsam trennt und verbindet, vor und nach der Wende analysiert, sowie von Helmut & Johanna Kandl, die sich –– in einer neu konzipierten Wandarbeit und mit Videos – mit der Prekarisierung von Lebens- und Arbeitsverhältnissen befassen.

Andere KünstlerInnen, wie Robert F. Hammerstiel, der eine neue Installation entwickelt, thematisieren das private Territorium, die individuell geschaffene Zone, eine Ersatzwelt, die Geborgenheit und Schutz vor Gefahren von außen bieten soll. Diese wird häufig regelrecht nach außen abgeschottet durch blickdichte Begrenzungen und nicht selten durch Alarmsysteme. Bei Almut Rink wird diese Ab- und Ausgrenzung durch die Heftigkeit, mit der Rolladen heimeliger Eigenheime herunterkrachen (Film zu einer neuen Installation), verdeutlicht. Jun Yang verbildlicht diesen Gedanken anhand von Wohnressorts in China, die „ideal“ konzipiert sind, bei denen es sich aber tatsächlich um von der Außenwelt abgeschlossene Kulissenwelten handelt. Clemens Fürtler thematisiert mit einem Gesamtkunstwerk aus Objekt, Malerei, Fotografie und Video modellhaft Begrenzung und Öffnung von Raum.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Petra Noll, Matthias Reichelt und Michaela Schweighart.

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Zonen_prekär
Künstler: Clemens Fürtler, Eva Grubinger, Robert F. Hammerstiel, Helmut und Johanna Kandl, Dariusz Kowalski, Almut Rink, Isa Rosenberger, Kamen Stoyanov, Jun Yang, Fabio Zolly