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Der 1909 in die untergehende Österreich-ungarische Doppelmonarchie hineingeborene Künstler Zoran Music erlebte durch den 1. Weltkrieg schon früh die Unbilden des Krieges und die damit in Zusammenhang stehende Vertreibung und erzwungene Nomadenschaft. Music studierte nach den Kriegswirren an der Akademie der Schönen Künste in Zagreb bei Ljuba Babic, einem Schüler von Franz von Stuck. 1935 beendete er sein Kunststudium und reiste nach Madrid, um im Prado seine Vorbilder El Greco, Velázquez und Goya zu studieren. Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, zog er sich auf eine dalmatinische Insel zurückzog, bevor er 1943 nach Venedig übersiedelte. Erste Ausstellungserfolge stellen sich in diesen Jahren ein, sein Traum von einem Künstlerleben in Venedig schien sich realisieren zu lassen, bis er 1944 von der Gestapo wegen Kollaboration mit antideutschen Kreisen verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau als Häftling 128.231 deportiert wurde.

Durch diese - immer am Rande des Todes schwebende - höllische Erfahrung, wurde nicht nur sein Leben, sondern auch sein Werk entscheidend geprägt. Music: „Um zu meiner wahren Malerei zu gelangen, musste ich die entsetzliche Erfahrung von Dachau machen, die meine Art zu sein und zu leben, grundsätzlich geändert hat“. 1945 von den Amerikanern befreit, sollte sich das Leben - zumindest nach außen hin - langsam normalisieren. Es folgten wichtige Ausstellungsbeteiligungen, u.a. 1950 an der Biennale von Venedig, 1956 an der Documenta in Kassel etc. In den Arsenalen der Erinnerung waren diese Grenzerfahrungen jedoch fest gespeichert. Erst in den frühen 70er Jahren, nach einer Phase der Lähmung und des Schweigens, kamen die grauenhaften Erlebnisse wieder an die Oberfläche. Music: „Was ich erlebt habe, musste im Inneren reifen. Am Anfang versuchte ich alles zu vergessen – es war ein Alptraum. Es lässt sich jedoch nicht verdrängen. Es bleibt tief drinnen im Innern und wird immer reifer. Dann kommt der Augenblick, wo alles raus muss...“. Ab den 80er und 90er Jahre lebt Music abwechselnd in Paris und Venedig, wo er 2005 im Alter von 96 Jahren stirbt.

Zoran Music war ein endloser Wanderer zwischen den Welten und Ländern, - einer der ständig Grenzen und Kulturen überwand bzw. gezwungen war, diese zu überwinden. Einige wenige Motive bestimmten sein künstlerisches Werk: Etwa die folkloristisch anmutenden, friedlichen Pferdchendarstellungen, die menschenleeren, lyrischen (Karst-)Landschaften, die kahlen Bäume, Äste und Wurzeln, die byzantinisch anmutenden Veduten Venedigs, die erschütternden Zeugnisse der Opfer aus Dachau und schließlich die Selbst- und Doppelportraits mit seiner Frau.

Dieses, von der Poesie der Kargheit beherrschte, stille und doch so kraftvolle Oeuvre, spiegelt sein Leben wider, das einen Bogen spannte von emotional unbeschwerter, kindlicher Glückseligkeit und jugendlicher Leichtigkeit, von der Verzweiflung und Todesangst im Konzentrationslager, bis hin zu seinem ausdrucksstarken, melancholischen Alterswerk, in dem er sich mit Leere, Vereinzelung und der Meditation über die Vergänglichkeit auseinander setzte.

Die Ausstellung mit Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken präsentiert rund 120 Werke aus allen Schaffensphasen aus der Sammlung Carl und Eva Grosshaus, sowie ergänzend dazu einige hochkarätige Gemälde aus der Sammlung von Karl-Heinz und Agnes Essl und gibt damit einen umfassenden Einblick in das künstlerisches Lebenswerk von Zoran Music. Darüber hinaus werden Portraits des Künstlers von der Fotografin Christine Turnauer erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

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Zoran Music. Meditationen über die Vergänglichkeit.
Aus der Sammlung Carl und Eva Grosshaus
Kurator: Hans-Peter Wipplinger