18.06.2022 - 25.09.2022
**documenta fifteen**
Künstlerische Leitung der documenta 15: ruangrupa
Erstmals kuratiert ein Künstler:innenkollektiv die Weltkunstausstellung
Auf dem Weg zur documenta fifteen lädt ruangrupa gemeinschaftsorientierte Kollektive, Organisationen und Institutionen aus aller Welt ein, miteinander lumbung zu praktizieren und an neuen Nachhaltigkeitsmodellen sowie kollektiven Praktiken des Teilens zu arbeiten.
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documenta fifteen und lumbung-Praxis
lumbung ist das indonesische Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. ruangrupa hat der documenta fifteen die Werte und Ideen von lumbung zugrunde gelegt. lumbung als Konzept ist der Ausgangspunkt für die documenta fifteen: Iumbung wird die konkrete Praxis auf dem Weg zur documenta fifteen im Jahr 2022 und danach sein.
Nun möchte ruangrupa einen tieferen Einblick geben, was sie unter lumbung verstehen und wie es in ihrer kuratorischen Praxis umgesetzt wird. Im Sinne von lumbung hat ruangrupa die ersten lumbung-member und das Artistic Team eingeladen, sich individuell vorzustellen, indem sie Geschichten über ihre jeweiligen Arbeitsweisen und ihre Verbindung zum Gesamtprojekt teilen.
Die lumbung-Architektur für die Lagerung von kollektiv verwalteten Lebensmitteln dient dem langfristigen Wohl der Gemeinschaft durch gemeinsame Nutzung von Ressourcen und gegenseitige Fürsorge. lumbung baut auf bestimmten gemeinsamen Werten, kollektiven Ritualen und Organisationsprinzipien auf. ruangrupa führt diese Tradition des Teilens fort und überträgt sie auf die eigene Praxis.
lumbung ist für uns nicht lediglich ein „Thema“, welches wir für die documenta fifteen ausgewählt haben. Es ist vielmehr tief in unsere tägliche Praxis eingeschrieben und fasst unsere bisherigen Methoden und Wertvorstellungen zusammen. Als Kollektiv teilen wir Ressourcen, Zeit, Energie, Finanzmittel, Ideen und Wissen unter uns und mit anderen. Wir haben das lumbung-Konzept erstmals vor fünf Jahren aufgegriffen, als wir mit Serrum and Grafis Huru Hara ein Kollektiv der Kollektive gebildet haben, eine Initiative, die durch kontinuierliches Ausprobieren zuletzt in Gudskul mündete, unseren kollektiv betriebenen Raum mit der dazugehörigen Schule im Süden Jakartas.
Werte
lumbung als künstlerisches und ökonomisches Modell wird mit den zugrundeliegenden Werten wie Kollektivität, Großzügigkeit, Humor, Vertrauen, Unabhängigkeit, Neugier, Ausdauer, Regeneration, Transparenz, Genügsamkeit und Konnektivität an unterschiedlichen Schauplätzen praktiziert und erhält dadurch eine globale Dimension.
Für die documenta fifteen bringt das Artistic Team Kollektive, Organisationen und Institutionen aus der ganzen Welt zusammen, um gemeinsam lumbung zu praktizieren. Jeder der lumbung-member wird einen Beitrag leisten und verschiedene Ressourcen wie Zeit, Raum, Geld, Wissen, Fürsorge und Kunst teilen und erhalten. Wir haben ein ausgeprägtes Interesse daran, von anderen Konzepten und Modellen zu Erneuerung, Bildung und Ökonomie – anderen lumbung-Praktiken in verschiedenen Teilen der Welt – zu lernen und mit ihnen zu arbeiten.
lumbung im Hinblick auf die aktuelle Situation
Im Angesicht der problematischen Situation der Pandemie der letzten Monate haben wir unseren kollektiven Raum Gudskul in eine Minifabrik für die Herstellung der so dringend benötigten Atemschutzmasken und Schutzanzüge verwandelt, die direkt an das medizinische Personal in Krankenhäuser und Kliniken auf den verschiedenen indonesischen Inseln verteilt werden. Wir haben uns überdies mit unterschiedlichen lokalen Initiativen zusammengeschlossen und Spenden beschafft.
Unsere kollektive Erfahrung in der Reaktion auf COVID-19 hat uns dazu bewogen, nochmals über die Bedeutung von Solidarität nachzudenken. Als Kollektiv sind wir uns der gestigenen Notwendigkeit neuer Formen der Vernetzung bewusst, um kleine bis mittelgroße Kunstinitiativen nachhaltig zu stärken. Entsprechend überdenken wir auch erneut, was künstlerische Praxis und Eventorganisation ausmacht – und was sie sein könnten und sollten. Wenn das Agieren in einem großen Maßstab mit sich bringt, dass Relevanz in Bezug auf unsere eigene Praxis verlorengeht, sollten wir uns dann verkleinern? Was bedeutet es heutzutage, lokal und global verwurzelt zu sein und welches Potenzial eröffnet Lokalität gegenwärtig? Welche Bedeutung hat Materialität in der Gegenwartskunst heute für die Kunst und Künstler*innen? Wie sollten wir Raum nutzen, um unsere Beziehung mit der Öffentlichkeit neu zu definieren? Bei der Betrachtung regenerativer Ökonomien sollten wir parallel zu den bewährten Praktiken neue Strageien erkunden und entwickeln.
Als ruangrupa die Idee von lumbung als kollektiv zu verteilende Ressourcen hervorbrachte, führte dies zu dem künstlerischen Spekulieren, wie eine solche gemeinsame Struktur im Laufe der Zeit aufgebaut werden könnte. Angesichts der aktuellen Entwicklungen zeigt sich das Konzept von lumbung mit seinen Werten von Solidarität und Kollektivität nun von größerer Bedeutung und Relevanz denn je. In Momenten, in denen so viele Menschen die Ungleichheit und Ungerechtigkeit der herrschenden Systeme zu spüren bekommen, kann lumbung (neben vielen anderen Denkansätzen) zeigen, dass die Dinge auch anders gelöst werden können. Insofern werden wir lumbung nicht aufschieben, sondern es verstärkt vorantreiben.
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ruangrupa ÜBERNIMMT KÜNSTLERISCHE LEITUNG DER DOCUMENTA 15
Erstmals kuratiert ein Künstler*innenkollektiv die Weltkunstausstellung
ruangrupa, ein im Kern zehnköpfiges Kollektiv aus Künstler*innen und Kreativen aus dem indonesischen Jakarta wurde von der internationalen Findungskommission einstimmig zur Künstlerischen Leitung der documenta 15 ausgewählt und vom Aufsichtsrat berufen. Dies gab die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann, am heutigen Freitag in Kassel bekannt.
Die documenta wird in ihrer fünfzehnten Ausgabe damit erstmals von einem Künstler*innenkollektiv ausgerichtet. Sie findet vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel statt.
Für die achtköpfige Findungskommission begründeten Elvira Dyangani Ose (Direktorin von The Showroom, London) und Philippe Pirotte (Rektor der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, und Direktor Portikus, Frankfurt am Main) die einstimmige Wahl wie folgt: „Wir ernennen ruangrupa, weil sie nachweislich in der Lage sind, vielfältige Zielgruppen – auch solche, die über ein reines Kunstpublikum hinausgehen – anzusprechen und lokales Engagement und Beteiligung herauszufordern. Ihr kuratorischer Ansatz fußt auf ein internationales Netzwerk von lokalen Community-basierten Kunstorganisationen. Wir sind gespannt, wie ruangrupa ein konkretes Projekt für und aus Kassel heraus entwickeln wird. In einer Zeit, in der innovative Kraft insbesondere von unabhängigen, gemeinschaftlich agierenden Organisationen ausgeht, erscheint es folgerichtig, diesem kollektiven Ansatz mit der documenta eine Plattform zu bieten.“
ruangrupa kann aus dem Indonesischen mit „Raum der Kunst“, oder auch „Raum-Form“ übersetzt werden. Ein Spannungsfeld, indem sich der zentrale kuratorische Ansatz des Kollektivs bereits andeutet. Farid Rakun und Ade Darmawan, die ruangrupa heute in Kassel vertraten, formulieren ihren dezidiert partizipativen kuratorischen Anspruch für die Weltkunstausstellung 2022: „Wir wollen eine global ausgerichtete, kooperative und interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform schaffen, die über die 100 Tage der documenta 15 hinaus wirksam bleibt. Unser kuratorischer Ansatz zielt auf ein anders geartetes, gemeinschaftlich ausgerichtetes Modell der Ressourcennutzung – ökonomisch, aber auch im Hinblick auf Ideen, Wissen, Programme und Innovationen. Wenn die documenta 1955 antrat, um Wunden des Krieges zu heilen, warum sollten wir nicht versuchen, mit der documenta 15 das Augenmerk auf heutige Verletzungen zu richten. Insbesondere solche, die ihren Ausgang im Kolonialismus, im Kapitalismus oder in patriarchalen Strukturen haben. Diesen möchten wir partnerschaftliche Modelle gegenüberstellen, die eine andere Sicht auf die Weltermöglichen.“
Das Kollektiv gründete sich im Jahr 2000 in Jakarta, Indonesien. ruangrupa betreibt einen Kunstraum in South Jakarta und realisiert Ausstellungen, Festivals, Publikationen und Rundfunkformate. Das Kollektiv war an vielen Kooperations- und Ausstellungsprojekten beteiligt, darunter an Ausstellungen wie der Gwangju Biennale (2002 und 2018), der Istanbul Biennale (2005), der Asia Pacific Triennial of Contemporary Art (Brisbane, 2012), der Singapore Biennale (2011), der São Paulo Biennale (2014), der Aichi Triennale (Nagoya, 2016) und Cosmopolis im Centre Pompidou (Paris, 2017). Im Jahr 2016 kuratierte ruangrupa TRANSaction: Sonsbeek 2016 in Arnheim, Niederlande. Im Jahr 2018 gründeten die Akteure GUDSKUL, ein Bildungs- und Vernetzungsprojekt für Kreative, das auf kooperativer Arbeit basiert. Bei der documenta 14 war ruangrupa mit ihrem Internetradio als Partner des dezentralen Radioprojekts Every Time a Ear di Soun beteiligt, das vom 8. April bis zum 17. September 2017 acht Radiosender weltweit vernetzte.
ruangrupa ist einen gemeinnützige Organisation. Mindestens ein Mitglied der Organisation wird für die Vorbereitung der documenta 15 seinen Lebensmittelpunkt nach Kassel verlegen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta und Museum Fridericianum gGmbH Oberbürgermeister Christian Geselle begrüßt die Wahl der Findungskommission: „Für ruangrupa ist das Prinzip des Netzwerkens zentral. Von Kassel ausgehend werden interdisziplinäre künstlerische Interventionen initiiert: sie lassen die documenta Stadt international sichtbar werden und holen gleichermaßen die (Kunst-) Welt nach Kassel. Unsere Stadt kann dabei nur gewinnen. Nun freue ich mich, dass die documenta auf solch spannende Weise den Blick in die Zukunft richtet.“
Die Hessische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn betont: „Ich freue mich schon heute darauf, dass in drei Jahren mit der documenta 15 in Kassel wieder die weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst stattfinden wird. Das Land Hessen ist stolz darauf, diese Plattform für die Diskussion um Positionen der Kultur von heute und Perspektiven für die Zukunft zu ermöglichen. Mit dem Ausbau des documenta archivs zu einem unabhängigen Forschungsinstitut werden wir die zeitgenössische Kunst in Kassel weiter stärken. Ich beglückwünsche die Findungskommission, die das indonesische Künstlerkollektiv ‚ruangrupa‘ für die künstlerische Leitung der nächsten documenta vorgeschlagen hat und freue mich, dass der Aufsichtsrat diesem Vorschlag gefolgt ist. Die documenta gibt damit bewusst den außereuropäischen Blick auf die Kunstwelt Raum und bringt auf ganz neue Art die Welt nach Hessen. Ruangrupa nutzt Kunst in ihrer Heimat, um öffentliche Angelegenheiten und Probleme zum Thema zu machen. Ich bin gespannt, wie sie diese Idee in die documenta 15 einfließen lassen.“
Hortensia Völckers, Leiterin der Kulturstiftung des Bundes blickt gespannt auf die weitere Entwicklung des Konzeptes: „Als Kulturstiftung des Bundes haben wir uns sehr über den erfolgreichen Verlauf des Findungsprozesses für die Künstlerische Leitung der documenta 15 gefreut und beglückwünschen alle Beteiligten zu einem Ergebnis, das eine interessante und anregende documenta erwarten lässt. Wir freuen uns, Teil dieses Prozesses zu sein und unsere Expertise für ein so renommiertes Ausstellungsprojekt einzubringen.“
Sabine Schormann würdigt den großen Einsatz aller Mitglieder der Internationalen Findungskommission: „Mein Dank gilt der Internationalen Findungskommission für einen engagierten und intensiven Auswahlprozess, der mit der Präsentation von ruangrupa als Künstlerischer Leitung ein starkes Signal für eine lebendige und nachhaltig wirkende documenta 15 sendet. Nun freue mich darauf zu erleben, wie die partizipativen Ansätze im Prozess konkretisiert werden.“
Die Findungskommission der documenta 15 setzt sich aus folgenden Expert*innen zusammen: Ute Meta Bauer, Ute Meta Bauer, Gründungsdirektorin des NTU Centre for Contemporary Art Singapore, Charles Esche, Direktor Van Abbemuseum Eindhoven, Niederlande; Amar Kanwar, Künstler, Dokumentarfilmer, Neu-Delhi, Indien; Frances Morris, Direktorin Tate Modern London, Großbritannien; Gabi Ngcobo, Kuratorin 10. Berlin Biennale 2018, Deutschland (Südafrika); Elvira Dyangani Ose, Direktorin The Showroom London, England; Philippe Pirotte, Rektor Staatliche Hochschule für Bildende Künste – Städelschule Frankfurt/M., Deutschland (Belgien); Jochen Volz Direktor Pinacoteca do Estado de São Paulo, Brasilien
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DOCUMENTA FIFTEEN PRÄSENTIERT ERSCHEINUNGSBILD
Das Erscheinungsbild wird bei jeder documenta Ausstellung mit Spannung erwartet, ist es doch Ausdruck des jeweiligen kuratorischen Ansatzes. Am 15. Dezember 2020 stellt die documenta fifteen (18. Juni bis 25. September 2022) ihr visuelles Erscheinungsbild der Öffentlichkeit vor. Das gemeinsam mit Studierenden entwickelte Design ist inspiriert vom lumbung-Konzept der documenta.
Das aus dem Gestaltungsentwurf des Studierendenkollektivs Studio 4oo2 aus Jakarta gemeinsam weiterentwickelte Erscheinungsbild der documenta fifteen verweist mit dem Symbol der Hände auf das lumbung-Prinzip, das ruangrupa seiner documenta zugrunde gelegt hat, und dessen Kernthemen kollektive Praktiken des Teilens, Solidarität und Freundschaft sind.
lumbung ist eine aus den ländlichen Gebieten Indonesiens stammende Praxis, bei der die überschüssige Ernte zum zukünftigen Wohl der Gemeinschft in einer gemeinsamen Reisscheune gelagert und nach kollektiv bestimmten Mechanismen verteilt wird. Indem die documenta fifteen lumbung nicht nur als Thema, sondern vielmehr als zugrundeliegende Praxis begreift, zielt sie auf neue Wege, internationale künstlerische Praktiken mit einem gemeinschaftlich ausgerichteten Modell der Ressourcennutzung – ökonomisch, aber auch im Hinblick auf Ideen, Wissen, Programme und Innovationen – nachhaltig zu machen. Grundsätze wie Kollektivität und gemeinschaftliches Arbeiten, Ressourcenaufbau und gerechte Verteilung stehen dabei im Vordergrund.
Die Hände und die in ihren Umrissen visualisierten Seile als Kernelement des visuellen Erscheinungsbildes der documenta fifteen stehen für eine unbegrenzte Gemeinschaft, die eine nachhaltige Zukunftsstrategie eröffnet. Sie versinnbildlichen die Haltung und Geste von lumbung. Die Farbpalette des Designs ist von natürlichen Textilfarben inspiriert, wie sie seit Generationen bei der Herstellung traditioneller textiler Produkte in Indonesiens verwendet werden. Die eingesetzten Farben stammen größtenteils aus dem Osten Indonesiens, wo lumbung noch heute aktiv praktiziert wird.
Kollektive Entwicklung mit Studierenden
ruangrupa selbst ist Mitte der 1990er Jahre aus Netzwerken von Studierenden an den Kunsthochschulen in Jakarta und Yogyakarta hervorgegangen. Für das Künstler*innen-Kollektiv ist Vielstimmigkeit und die Integration von Perspektiven der jüngeren Generation zentral. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen hat ruangrupa Ende 2019 Studierende in Kassel und Jakarta eingeladen, sich an der Entwicklung der visuellen Identität der documenta fifteen zu beteiligen, statt nur auf etablierte Design-Agenturen zu setzen. Unter mehr als 20 Einreichungen von Gruppen und Einzelpersonen wurden zwei Designentwürfe ausgewählt: die von Studio 4oo2 aus Jakarta und von kmmn_practice aus Kassel.
Die beiden Teams haben völlig unterschiedliche Konzepte eingereicht, wobei sie ermutigt wurden, jeweils ihren eigenen Ansatz zu verfolgen. Im Prozess wurde Studio 4oo2 das Haupterscheinungsbild der documenta fifteen übertragen, während kmmn_practice die Chance erhielt, ihren partizipatorischen Ansatz für ein Erscheinungsbild des ruruHaus umzusetzen. Im Frühsommer 2020 haben die Studierenden von Studio 4oo2 mit der Berliner Markenagentur Stan Hema und documenta Inhouse-Designer Leon Schniewind die gemeinschaftliche Arbeit aufgenommen.
Präsentation im Filmclip und im Öffentlichen Raum
Die documenta fifteen präsentiert das Erscheinungsbild anhand eines Filmclips und im öffentlichen Raum Kassels. Unter anderem wird es am ruruHaus, dem ersten Spielort der documenta fifteen sichtbar: Dort wurde es in Form eines großflächigen Murals vom Kasseler Graffiti- und Streetart-Projekt KolorCubes auf die Fassade aufgebracht. Weitere Präsenzen auf Großflächen oder Litfasssäulen sind im Stadtraum zu finden. Im Detail wird das Erscheinungsbild und dessen Entwicklung in diesem Video vorgestellt: https://www.documenta.de/de/documenta-fifteen/#news/2839-cd-release.
Am heutigen Dienstag, den 15. Dezember 2020 findet um 15 Uhr ein Fototermin mit Vertreter*innen von ruangrupa, Oberbürgermeister Christian Geselle, der Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann und dem Kommunikationsteam der documenta fifteen vor der documenta Halle statt. Es handelt sich um einen reinen Fototermin unter Berücksichtigung der Hygiene- und Abstandsregelungen.
Wir bitten um Voranmeldung unter presse@documenta.de.
Fotos werden ab 17 Uhr auch unter https://www.documenta.de/de/press# verfügbar sein.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Oberbürgermeister Christian Geselle, zeigt sich erfreut über das neue Erscheinungsbild: „Nun nimmt die documenta fifteen Gestalt an. Viele ineinandergreifende Hände stehen für Zusammenhalt und ein neues Miteinander. Die großartige Umsetzung des Erscheinungsbildes in ein Mural am ruruHaus ist ein deutlicher Gruß des Kuratorenteams ruangrupa an die Stadt. Es ist eine farbenfrohe und vor allem optimistisch in die Zukunft weisende Botschaft am Ende eines für alle kräftezehrenden Jahres. Und die Vorfreude auf die nächste, mit Spannung erwartete documenta wächst.“
Studio 4oo2 über das Erscheinungsbild
„Das Konzept von lumbung wird in unserem Gestaltungsentwurf durch die Form der Hand visualisiert, einem fühlenden Teil unseres Körpers, der bei menschlichen Aktivitäten wie Halten, Geben oder Umarmen eingesetzt wird. Die Hand spielt, direkt oder auch indirekt, eine wesentliche Rolle in interaktiven Prozessen zwischen Menschen. Als Symbol ist sie unmittelbar mit dem Konzept von lumbung verbunden, einem kollektiven Aufbewahrungsort für die von einer Gemeinschaft produzierte Ernte. Diese Aktivitäten – Ernten, Zusammenhalten, nachhaltig Unterstützen – setzen allesamt die Beteiligung von Händen voraus, genauso wie der Zweck von lumbung auf die Hand referiert, die die Menschen verbindet.“, so Studio 4oo2.
Studio 4oo2 ist ein Team von vier Studierenden der Universitas Negeri Jakarta. Der Name „Studio 4oo2“ (gesprochen: „four o o two“) ist von dem Betrag abgleitet, den die Studierenden für Parkscheine (4.000 Rupiahs für zwei Motorräder) in dem Fast-Food-Restaurant aufwenden mussten, den das Team als Arbeitsplatz für die Entwicklung der Bewerbung genutzt hat, da das Lokal der einzige 24 Stunden zugängliche Ort für sie war.
Das Team besteht aus Angga Reksha Ramadhan, Larasati Fildzah Kinanti, Louisiana Wattimena und Rosyid Mahfuzh.