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-162°C, 450 kg/m3
Fossile Energie, fragile Zukunft 9. März bis 5. Mai 2024 In Wilhelmshaven ging im Dezember 2022 das erste Terminal zum Import von Flüssigerdgas (LNG) in Betrieb. Für den Überseetransport wird das fossile Gas in einem komplexen Verfahren auf -162 °C abgekühlt und auf etwa 450 kg/m3 verdichtet. Das Verhältnis zwischen Energiegewinnung, Klimagerechtigkeit und Umweltschutz steht im Mittelpunkt der Ausstellung -162 °C, 450 kg/m3 – Fossile Energie, fragile Zukunft.

Für Wilhelmshaven und die Umgebung bildet das erste LNG-Terminal den Auftakt für eine Reihe von Infrastrukturprojekten, die mit erheblichen Eingriffen in lokale Ökosysteme und die Landschaft verbunden sind. Sie sollen den Standort zu einer Energiedrehscheibe der Zukunft machen.

In der Ausstellung thematisieren multimediale künstlerische Positionen den Umgang mit Erdgas, Erdöl und Kohle in verschiedenen Ländern der Welt und zeigen Formen des Widerstandes gegen den Ausbau fossiler Infrastrukturen. Auch der Abbau von Rohstoffen wie Uran und Lithium, das für Batterien benötigt wird und im Zuge der Energiewende eine immer größere Rolle spielt, wird in den Blick genommen. Oliver Resslers Arbeit zeigt beispielsweise die Baumbesetzung des Hambacher Forstes, der für den größten europäischen Tagebau gerodet werden sollte. Mit seinem Film The Path is Never the Same folgt Ressler den Aktivist:innen in die Baumwipfel.

Earthing Discharge ist Teil von Marjolijn Dijkmans künstlerischer Forschung zur Geschichte der Elektrizität und deren ökologischer Folgen. Die fotografische Serie zeigt mit Lithium versetzte Minerale, die in Manono in der Demokratischen Republik Kongo abgebaut wurden. In ihrem großformatigen Wandteppich Fossil Fuel Mnemosyne verwebt Miriam Sentler Mythen aus unterschiedlichen Regionen rund um die Nordsee. Der Wandteppich zeigt eine umfangreiche Ikonographie von Figuren und Symbolen aus verschiedenen Zeiten, die Erdöl und Wasser mythologisieren. Bram Kuypers beschäftigt sich mit der Ikonografie von Windturbinen. Beinahe allgegenwärtig in unterschiedlichen Landschaften und in Küstennähe sind sie zu einem Symbolbild für erneuerbare Energien geworden. In seiner Performance Ogoni Cleanup versucht Ayọ̀, Akínwándé mit bloßen Händen einen Flusslauf in Ogoniland im Nigerdelta zu säubern. Mehr als ein halbes Jahrhundert der Ölförderung haben in der Region Umweltschäden und Wasserverschmutzung von gigantischem Ausmaß hinterlassen.

Zusätzlich zur Ausstellung sind Podcasts im Austausch mit internationalen Akteur*innen, Lyrik- und Prosa-Lesungen sowie Exkursionen zum LNG-Terminal in Wilhelmshaven geplant. Es erscheint ein zweisprachiger Katalog. Künstler*innen: Ana Alenso, Ayọ̀I Akínwándé, Andrew Castrucci, Marjolijn Dijkman, Sonja Hornung & Daniele Tognozzi, Susanne Kriemann, Bram Kuypers, Rachel O’Reilly, Oliver Ressler, Miriam Sentler und andere.

Kuratorin: Lena Johanna Reisner