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Ausstellung Schloss Dätzingen
22. Juli – 16. September 2023
Eröffnung: 22. Juli 2023, um 16 Uhr
Es spricht Dr. Günter Baumann.

Der Berg ruft / Gebirge, Fels, Geröll in der Malerei

Der Berg braucht kein schmückendes Beiwort. Er ist da. Als Sommerausstellung konzipiert, folgt sie zwar anderen Ausstellungen in Schloss Dätzingen – etwa zu den Themen Blumen und, allgemein, zur Landschaft. Sie will weder ein Idyll des Alpenglühens noch eine romantische Wanderseligkeit propagieren. Es geht meist um ›den‹ Berg, der noch nicht einmal benannt werden muss und oft auch nicht kann. Wir zeigen Berge im Ensemble (Gebirge), als einzelnen Eindruck (Fels) und in seiner Fragmentierung (Geröll, Stein). Immer bleibt ein Gefühl der Wucht, der vom Berg ausgeht. Freilich: der Schrecken früherer Zeiten ist vergangen, und die Möglichkeit, mit der Seilbahn bequem imposante Höhen zu erreichen, lässt auch die Mühe schwinden, die nötig ist, um den Berg als einzigartiges Phänomen der Natur erleben zu können. Wo sonst glaubt man über den – alltäglichen – Dingen zu stehen und zugleich die Relativität der eigenen Größe zu erfahren? Die schiere Masse des Gesteins kann niemand wirklich ermessen, und auch die Jahrmillionen nicht, deren es bedarf, bis sich ein Gebirge formt. Und selbst wenn sich ein Vulkan, immerhin auch eine Gestalt des Berges, durch Eruption von Gestein und Lava in kürzerer Zeit erschafft, ist die Wucht in der Anschauung nur umso atemberaubender. Heute sind die Berge zwar weitgehend erschlossen, sie sind neben der touristischen Begehbarkeit und der ästhetischen Augenweide auch geografisch, historisch, ökologisch, kunsthistorisch und – was die Infrastruktur angeht – zudem soziologisch erforscht. Dennoch ist die Bergwelt immer noch ein Ort des Numinosen. Respekt zollt man dem Berg, bis hin zur Bewunderung, gemischt noch immer mit einer Portion Furcht. Dem Berg wohnt ein Zauber inne, was einem der wichtigsten Romane der deutschen Literatur den Titel eintrug: Thomas Manns »Zauberberg«. »Dieses Emporgehobenwerden in Regionen, wo er« – der Protagonist Hans Castorp – »noch nie geatmet und wo, wie er wusste, völlig ungewohnte, eigentümlich dünne und spärliche Lebensbedingungen herrschten, – es fing an, ihn zu erregen, ihn mit einer gewissen Ängstlichkeit zu erfüllen.« Der Fokus der Ausstellung legt sich auf wenige Gegenwarts-Künstler*innen: Anna Bittersohl, Sven Drühl, Ralph Fleck, Jan Gemeinhardt, Volker Lehnert, Tina Trumpp und Xianwei Zhu. Die Präsentation zeitgenössischer Positionen wird begleitet von einzelnen älteren Künstlern, die mit exemplarischen Arbeiten die Bergschau flankieren.

Die Künstler und Künstlerinnen der Ausstellung:
Heinrich Altherr, Eduard Bargheer, Anna Bittersohl, Emil Cimiotti, Sven Drühl, Ralph Fleck, Jan Gemeinhardt, HAP Grieshaber, Manfred Henninger, Felix Hollenberg, Adolf Hölzel, Wassily Kandinsky, Alfred Lehmann, Volker Lehnert, Albert Mueller, Eilert Adelsteen Normann, Tina Trumpp, Hans Schreiner, Emil Schumacher, Brigitte Wagner, Lambert Maria Wintersberger, Xianwei Zhu