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KUNSTHALLE
04.11.2023 – 03.03.2024

Die Kraft der Melancholie. Alexander Camaro und Seelenverwandte.
Eine Ausstellung mit Werken von Alexander Camaro, Werner Heldt, Karl Hofer, Hermann Bachmann, Horst Strempel und anderen.

Zwischen der Kunstproduktion des Malers Alexander Camaro und der Kulturlandschaft der ehemaligen DDR lässt sich auf den ersten Blick kein unmittelbarer Zusammenhang erahnen. Bei der regelmäßigen formalästhetischen Unterscheidung der stilistischen Lager und der wachsenden Bevorzugung einer abstrakten Geltungskunst, wurde der Vertreter der West-Berliner Nachkriegsmoderne Alexander Camaro den größten Teil seines Schaffens als seltener Sonderfall betrachtet. Im westlichen Nachkriegsstaat blieb er mit seinen gegenstandsbezogenen Bildern, die ihn dort stets in die Nähe von Werner Heldt rückten, in den Augen der Kunstkritik eine „interessante Ausnahme, ein distinguiertes Überbleibsel“ (Anthony Thwaites, 1961) der Zwischenkriegsmoderne. Auch innerhalb des kulturpolitischen Bewertungsschemas der Sowjetischen Besatzungszone, wo man ab 1948 offiziell eine sozialistisch-realistische Kunst etablieren wollte, fiel Camaro durch das Raster. Dennoch erwarb das Kunstmuseum Moritzburg 1948, unter seinem damaligen Direktor Gerhard Händler, vier Gemälde Camaros. Durch seine Sammlungspolitik versuchte Händler die durch die nationalsozialistischen Säuberungsaktionen verursachten Verluste auszugleichen. Dabei entstand durch die Erwerbung von Werken Strempels, Heldts, Lahs´ und Hofers eine für Halle besondere Stimmung, die mit einer gewissen Melancholie umschrieben werden könnte. Zeitgleich zeigt der Galerist Eduard Henning ebenfalls Hofer, den jüngeren Hermann Bachmann und Ulrich Knispel.
Grenzüberschreitend entstand in Halle für kurze Zeit ein Klima der künstlerischen Freiheit und Selbstbestimmung welche lange Zeit nachwirkte und Generationen prägte.

Dieser besonderen Stimmung geht die Ausstellung in der Kunsthalle “Talstrasse“ nach, in dem sie Werke von Alexander Camaro in den Mittelpunkt rückt und ihm Arbeiten ausgewählter Zeitgenossen und Seelenverwandter zur Seite stellt. Dabei sind weder Kategorien der Formalismus-Debatte, Herkunft oder politische Implikationen entscheidend, sondern eben dieses besondere melancholische Kolorit einer zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit schwebenden Malerei.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.