press release

Schneeweiß und Nachtschwarz
Ausstellung vom 13. März 2016 bis 8. Januar 2017

Der Einsatz von Kontrasten ist ein wesentliches Merkmal der Malerei Franz Radziwills (1895-1983). Effektvoll nutzte der Künstler das Nebeneinander von Hell und Dunkel, um das Motiv mit einer metaphysischen Stimmung aufzuladen.

Radziwills Auseinandersetzung mit der Wirkung von Kontrasten begann schon um 1920, als er erste Holzschnitte schuf. Im expressionistischen Stil vervielfältigte er seine Bildideen im Zweifarbendruck: Schwarz auf Weiß. Die Kenntnisse um die Wirkung der Kontraste blieben zeitlebens ein wesentlicher Bestandteil seiner Malerei.

Bei seinem Studium der alten Meister fand Radziwill in Rembrandt van Rijn ein großes Vorbild. Von dessen berühmter Hell-Dunkel-Malerei inspiriert, zeichnen sich Radziwills Gemälde ab 1923 durch eine reduzierte Farbgebung aus, die der Palette Rembrandts entspricht: Schwarz und Weiß dominieren neben Rot und Tönen von Ocker, Gelb und Gold. Das Ölbild „Zwei Männer und eine Frau in einer Loge“ aus dem Jahr 1923 ist ein Beispiel dafür.

Auch Radziwills Landschaftsbilder zeichnen sich durch auffällige Kontraste aus. Zur Betonung von Hell und Dunkel wählte er für seine Inszenierungen die Nacht - die für ihn als Maler eine besondere Herausforderung darstellte. Als Raum der Träume bot ihm die Schattenseite der Welt Ideen für unheimliche Szenarien. Sein künstlerisches Interesse galt nicht nur der Schwärze, auch den vielen Facetten von Weiß, die er in den Schneelandschaften entdeckte. Das Erlebnis verschneiter Gefilde verbindet bedrohliche Vorstellungen von Eiszeit mit spürbarer Sehnsucht nach ursprünglicher Einheit mit der Natur.

Gezeigt werden Beispiele früher Druckgrafik über spukartige Nachtstücke und romantische Winterbilder bis hin zu apokalyptisch anmutenden Spätwerken - darunter einige wiederentdeckte Seltenheiten wie das „Stillleben mit Bartnelke“, 1937. Dazu erscheint ein Katalog mit Abbildungen aller Exponate und Fachbeiträgen von Barbara Alms, Birgit Denizel und Gerd Presler, die den thematischen Schwerpunkten der Schau gewidmet sind.

Das Oeuvre von Franz Radziwill ist ebenso eigenwillig wie einzigartig. Erstmals werden die typischen Charakteristika herausgearbeitet, die seine Werke so unverkennbar machen. Welche Strategien und Methoden hat der Maler entwickelt, die ihm heute den Titel der „Ausnahmeerscheinung“ in der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts einbringen? Die Ausstellung Schneeweiß und Nachtschwarz bildet den Auftakt zu einer grundlegenden Analyse der formalen Bildstrategien Franz Radziwills, der in den kommenden Jahren die Beachtung von Farbeinsatz, Perspektive, Flächengestaltung und Lichtführung folgen wird. Mit dem Jubiläumsprojekt möchte die Franz Gesellschaft den 125jährigen Geburtstag des Malers im Jahr 2020 feiern.

Begleitend zur Ausstellung findet ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm statt. Das etablierte Künstlergespräch findet ebenso seine Fortsetzung wie die Hausmusik zum Advent. Neu im Programm sind Wochenendkurse für Kinder und Erwachsene, die im Garten des Künstlerhauses stattfinden.