press release

Stephen Willats ist international bekannt für interaktive Kunstprojekte und soziologische Recherchen in Zusammenarbeit mit sozialen Gruppen aus vielen verschiedenen urbanen Kontexten. 1979 hat Willats als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD ein Jahr in Berlin gelebt. Das Ergebnis dieses Aufenthalts war das inzwischen berühmte Projekt „Leben in vorgegeben Grenzen – 4 Inseln in Berlin“, für das sich Willats mit vier verschiedenen urbanen Situationen in Westberlin beschäftigt hat. 1980/81 wurde es in der Neuen Nationalgalerie sowie an den vier im Projekt untersuchten Orten präsentiert. Seitdem ist Willats mehrfach in die Stadt zurückgekehrt, um sich über die Situation der Menschen zu informieren, mit denen er damals zusammengearbeitet hat, oder um neue Projekte zu realisieren.

Für die Ausstellung „How Tomorrow Looks From Here“ ist die Rolle der Simulation innerhalb von Willats Werk zentral. Zum ersten Mal werden „Free Zone“ (1997), eine interaktive Computersimulation, und die Installation „Imaginary Journey“ (2006) in Deutschland gezeigt, zusammen mit einer Auswahl von Diagrammen, die als Konzepte und Erklärungshilfe zu Willats Arbeiten dienen.

Zusätzlich zu seinen Projekten mit sozialen Gruppen im städtischen Kontext verfolgt Willats parallele Arbeitsweisen, die stärker auf den Galerieraum ausgerichtet sind. Oft handelt es sich um Modelle oder Simulationen von Situationen des täglichen Lebens, die die Ausstellungsbesucher zur aktiven Mitarbeit auffordern. Sie präsentieren dem Publikum Variablen und fordern Entscheidungsbildung als Ausgangspunkt einer Reflektion über soziale Beziehungen und soziale Wirklichkeit. „Seit mehr als 50 Jahren entwickelt Willats spekulative Verhaltens- und Wahrnehmungsmodelle, die vom Publikum angewendet werden können und durch die es sich seiner Rolle in der Gesellschaft und seiner Möglichkeiten, in diese gestalterisch einzugreifen, bewusst wird.“ (Philipp Ziegler in der zur Ausstellung erscheinenden Publikation „How Tomorrow Looks From Here“/ „Berlin Local“.)

Zeitgleich zu „How Tomorrow Looks From Here“ in der daadgalerie zeigt MD72 (www.md72.com) die Ausstellung „Berlin Local“ von Stephen Willats mit einer neuen, in der Umgebung des Mehringdamms entstandenen Arbeit (Eröffnung ebenfalls 8.11., 16-20h). Zu den Ausstellungen erscheint die gemeinsame Publikation „How Tomorrow Looks From Here“/ „Berlin Local“ mit Texten von Philipp Ziegler, John Kelsey und Caroline Busta sowie Interviews mit Stephen Willats von Ariane Beyn und Marianna v. Palombini.

Stephen Willats (geb. 1943 in London, lebt und arbeitet dort). Jüngste Einzelausstellungen (Auswahl): „Stephen Willats: Man from the 21st Century“, Museo Rufino Tamayo, Oaxaca, Mexiko (2014 – 2015); „Concerning our Present Way of Living“, Whitechapel Gallery, London, England (2014); „Control: Work 1962-69“, Raven Row, London, England (2014); Living for Tomorrow, Galerie Balice Hertling, Paris (2013 – 2014); „Conscious – Unconscious, In and Out the Reality Check“, Modern Art Oxford, Oxford, England (2013); „Secret Language The Code Breakers“, Galerie Thomas Schulte, Berlin (2012); „Stephen Willats: Surfing with the Attractor“, South London Gallery, London, England (2012); „The Strange Attractor“, Reena Spaulings Fine Art, New York, USA (2011). 1979/80 war Stephen Willats Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.