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Im Jahr 1994 wurden das südafrikanische System der Apartheid und die weiße Vorherrschaft durch die ersten freien Wahlen unter Staatspräsident Nelson Mandela abgeschafft. Zum Jubiläum 10 Jahre danach befindet sich Südafrika auf dem schwierigen Weg eines Vielvölkerstaates im Wandel zur Demokratie. Die Ausstellung "Jo?burg Now! Baustelle Südafrika" im Architekturzentrum Wien wirft einen Blick in die Metropole Johannesburg, die als Mikrokosmos des Landes gilt und ein kulturelles Kaleidoskop der Vergangenheit und der Zukunft darstellt. Johannesburg ist eine Stadt der Extreme: trotz der spezifischen Prägung durch das jahrzehntelang wirksame Unrechtsystem der Apartheid steht sie exemplarisch für Metropolen der 3. Welt. Außerdem ist die Stadt Beispiel dafür, wie extreme soziale Gegensätze durch zahlreiche Initiativen in funktionale Zusammenhänge gebracht werden können. In einer Nahaufnahme wird ein solches Projekt der Abteilung für Wohnbau und Entwerfen / TU-Wien präsentiert, im Rahmen dessen zwei Bauten für die Township Orange Farm in Johannesburg realisiert werden konnten. Das Projekt steht in engem Zusammenhang mit der 2003 mit großem Erfolg präsentierten Ausstellung "just build it! Die Bauten des Rural Studio": damit hatte das Az W den Aufruf gestartet, architektonische Sozialinterventionen in das Architekturstudium mit aufzunehmen. Im Zuge einer neu fokusierten Architekturausbildung und basierend auf sozialem Engagement sollten von Architektur-StudentInnen unter Minimalbedingungen Projekte realisiert, und in Folge architektonisch hochwertige Angebote für sozial Unterprivilegierte geschaffen werden.

DIE AUSSTELLUNG I m ersten Teil der Ausstellung, der von einem in Johannesburg ansässigen Team von ArchitektInnen (Thorsten Deckler, Anne Graupner, Henning Rasmuss) bereits bei der 5. Architektur Biennale in Sao Paolo gezeigt wurde, werden die Entwicklung der Stadt, deren Besonderheiten und Widersprüchlichkeiten veranschaulicht. Das junge Jo?burg (1886 gegründet) hat in seiner kurzen Geschichte die Metamorphose von einem kolonialen Zentrum des Kapitals hin zu einer Stadt vollzogen, deren Strukturen durch die Politik der Apartheid geformt waren und in der sich seit 1994 der Wandel in eine demokratische Gesellschaft vollzieht. Jo?burg steht repräsentativ für Südafrika, welches ein Paradebeispiel einer friedlichen Umwälzung ist. Neben all den in Südafrika und im speziellen in Johannesburg evidenten Problemen wie etwa der extremen sozialen Segregation wird ein positives Bild der im Umbruch befindlichen Stadt gezeichnet: eine multi-ethnische Metropole, in der vorhandene Strukturen und Substanzen umgenutzt werden, Neues entsteht und die gegenwärtigen Probleme offensiv angegangen werden. Aktuelle städtebauliche Projekte und architektonische Antworten auf die planerischen und sozialen Herausforderungen der Gegenwart stehen in der Ausstellung neben Projekten, die etwa die wilde Schönheit der industriellen Landschaft darstellen. Anhand von großformatigen Paneelen, Photoessays und Dokumentationen wird ein differenziertes Porträt der spannungsreichen Geschichte Johannesburgs gezeichnet.

Vor diesem Hintergrund werden im zweiten Teil der Ausstellung die kürzlich in Johannesburg realisierten Projekte der Abteilung für Wohnbau und Entwerfen / TU-Wien präsentiert: 25 ArchitekturstudentInnen entwickelten unter der Leitung der ArchitektInnen Peter Fattinger, Sabine Gretner und Franziska Orso zwei Sozialbauten für "Orange Farm", eine typische Township der Postapartheidzeit in der Peripherie von Jo?burg. Ziel des Projektes war es, nach einer theoretischen Vorbereitungs- und Entwurfsphase in Wien, vor Ort mit einfachen, günstigen und lokalen Baumaterialien unter Anwendung innovativer und experimenteller Detaillösungen dringend benötigte Räumlichkeiten für die Township zu schaffen. Für das Masibambane College wurde von den StudentInnen ein multifunktionales Gebäude errichtet. Es besteht aus zwei Schlafräumen für je 4 Personen, überdeckten Terrassen mit integrierten Koch- und Sitzgelegenheiten, Sanitäranlagen und einer über dem Gebäude liegenden Aussichtsplattform, die über verschiedene Kletterwände erschlossen wird. Ein Freiluftklassenzimmer mit Bühne erweitert die Anlage. Für die in Orange Farm ansässige Behindertenorganisation "Modimo o Moholo" wurde eine Tagesheimstätte realisiert: mit einer Grundfläche von 250 m2 gliedert sich das Gebäude in 3 Baukörper, die einen geschützten Innenhof bilden. Neben dem großzügigen Gemeinschafts- und Arbeitsraum gibt es witterungsgeschützte Flächen, die ein Arbeiten im Freien ermöglichen. Sanitär-, Lager- und Büroräumlichkeiten sind ebenfalls durch großzügige Dächer miteinander verbunden.

"Die beeindruckendste Erfahrung ist, dass man etwas erschafft, das wirklich benötigt wird. Einfach etwas leistet, das Sinn macht." (berichtet eine der beteiligten Studentinnen).

Anhand einer Vielzahl von Videoclips und Fotosequenzen wird der Bauprozess dokumentiert und ein Einblick in die Township Orange Farm gewährt, eine Installation der StudentInnen im Hof des Az W verdeutlicht die Ungleichheit der realen Lebenssituation in Johannesburg. http://www.orangefarm.net.tc Projektkoordination Az W: Caroline Kufferath, Alexandra Viehhauser Förderer der Ausstellung: Südafrikanische Botschaft, Helmut Zilk-Fonds für internationale Beziehungen, Schnauer Raumzellenbau GmbH. Pressetext

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Jo´Burg Now! Baustelle Südafrika
an der Ausstellung beteiligte Teams / Wien: Franziska Orso, Sabine Gretner, Peter Fattinger, Michelle Riedmatten / Johannesburg: Thorsten Deckler, Anne Graupner, Henning Rasmuss