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MARIA BUSSMANN | SEVDA CHKOUTOVA | KAREN HOLLÄNDER | SUSE KRAWAGNA

Vernissage: Sa, 20. Mai um 18:00 Uhr
Zur Eröffnung spricht Roman Grabner, Universalmuseum Joanneum Graz

Ausstellung bis 1. Juli 2017
Mo – Sa 9 – 19 Uhr, So nach Voranmeldung

MARIA BUSSMANN

1966 geboren in Würzburg, Deutschland
1987-93 Akademie der bildenden Künste in Nürnberg und Wien
1999 Ph.D. der Kunstphilosophie, Universität Wien u. Univ. der angewandten Kunst, Wien
2002-04 Erwin-Schrödinger-Stipendium, Gastwissenschaftler an der State University, NY
2008-09 ISCP – International. Studio & Kuratorisches Programm, NY

Objekte:
Maria Bussmann hat sich als kluge Zeichnerin philosophischer Themen und miniaturisierter, philosophisch verdichteter Welten etabliert. Ihre subtilen Objekte, die man als parallel bestehenden Werk-Block betrachten kann, beschäftigen sich mit einer erweiterten Auffassung von Zeichnung. Ihnen gelingt mittels eines scheinbar naiven und zugleich humorvollen Zugangs ein reizvolles Wechselspiel zwischen einer dahinter liegenden Philosophie, der Sichtbarmachung von Natur- und Gesellschaftsphänomenen und dem Aufzeigen ideal-typischen Abbilder.

Serie „Beach People“:
40-teilig, 2016 in Long Beach, New York, entstanden, ist ein Hybrid zwischen Silhouetten-Zeichnungen und Objekten. Ein Verbindungselement zu den Objekten ist sowohl die Farbigkeit der Serie (Aquarellfarben), als auch die typisierende und damit über den Moment hinausgehende Stilisierung der Figuren und Formen.
Die Technik des Scherenschnittes wurde im Biedermeier gerne zur Charakterisierung individueller Porträts benützt. Hier leitet sie den Betrachter - mit gewisser Ironie - zu einer Studie unsere Freizeitkultur hin. Bei den flüchtigen Bewegungen der Badenden fühlt man sich an Narziß erinnert, an einem gesellschaftlich dominierten Körperkult.
(Maria Bussmann)

SEVDA CHKOUTOVA

1978 geboren in Sofia, Bulgarien
1991-96 Gymnasium für angewandte Kunst, Sofia
1996-97 Kunstgeschichte an der neuen Bulgarischen Universität, Sofia
1997-98 Kunstgeschichte an der Universität Wien
1998-02 Akademie der Bildenden Künste, Wien, Prof. Sue Williams u. Muntean/Rosenblum
2006 Art Award Strabag

Körper:
„….Die Auseinandersetzung mit Körperbewusstsein und Körperlichkeit spielen eine zentrale Rolle in Chkoutovas Arbeiten. Die 2016 entstandene Serie „s_01 bis s_1000b“ stellt Körpergefühle dar. Die Körper werden auseinandergenommen, zerrissen oder aufgebläht dargestellt – oft sind sie nur noch schwer als menschliche Gestalten zu erkennen. Tabuisierte Bereiche werden explizit betont und zeichnerisch hervorgehoben. Gegebenheiten, die ein typisiertes Menschenbild insinuieren, rücken somit in den Hintergrund. Stimmungen und innerer Ausdruck prägen Chkoutovas Zeichnungen…“

„Paradiesvögel“:
„… In den großformatigen Zeichnungen aus der Serie „Paradiesvögel“ bringt Sevda Chkoutova ihre narrativen Erfahrungen aus Vergangenheit und Kindheit zum Ausdruck und arbeitet dabei auch ihre Rolle als Frau auf…. Ihr Realismus und der illustrierende Stil, vor allem auch die Größe dokumentieren ihre Verbindung zu ihrer bulgarischen Vergangenheit, die Kenntnis der politischen Propagandakunst. Freilich die politischen Botschaften werden hier durch private, gigantisch vergrößerte Snapshots ersetzt. ….Sevda Chkoutova, die offensichtlich von einer realistisch fotografierten Vorlage ausgeht, privaten Erinnerungsbildern, oft erotisch ambivalenten Beziehungen von Personen festhaltend, überführt durch die Dimension und die zeichnerische Virtuosität des Private ins Plakative, ein Zustand, auf den die Künstlerin hindeutet, der aber instabil ist, als ob er kurz davor wäre, wieder zu verschwinden.“
(Auszug aus dem Text „Narratives“ von Peter Weiermair)

KAREN HOLLÄNDER

1964 geboren in Tübingen, Deutschland
1983-84 Studienaufenthalt in Paris, Académie Peninghen
1984-89 Akademie der bildenden Künste, Wien, Prof. Rudolf Hausner u. Prof. Arik Brauer
1989-90 Akademie der bildenden Künste, Wien, Prof. Joannis Avramidis
2007 Ach hätte, könnte, wäre ich, Residenz- Verlag (Anerkennungspreis der Stadt Wien)

In der neuen Serie „Lichtblicke“ setzt sich Karen Holländer mit einem Thema der Kunstgeschichte auseinander, welches in Metaphern und Symbolen unsere Kultur prägt. Mit dem Helldunkel Ihres naturalistischen Duktus schafft Karen Holländer eine atmosphärische Spannung zwischen der existentiellen Figur und den Elementen. Damit befindet Sie sich inmitten einer zeitgenössischen Auseinandersetzung mit Edward Hopper.

Weiters fungieren bei Karen Holländer Ihr nahestehende Personen als individuelle Modelle mit Attributen, wie bei „Anna Blume“ oder „Sad“. Man fühlt sich von den Befindlichkeiten dieser Protagonisten eingebunden.
Das Sujet des Menschen in der Masse bleibt ein wiederkehrendes Thema. Dabei wirkt jedes Wesen für sich isoliert, ohne Hang zu zwischenmenschlicher Kommunikation. Das Nebeneinander der Personen ist als malerisch umgesetztes Ornament zu lesen, wie beim Objekt „Meeting 2“.

Karen Holländer befaßt sich auch mit der Kinetik in der Kunst. Dynamische Bewegungsabläufe Ihres Selbstbildes werden in eingefrorene Haltungen gefangen, welche an fotografische Körperstudien erinnern.
(Anton Gölles)

SUSE KRAWAGNA

1964 geboren in Klagenfurt
1983-88 Akademie der bildenden Künste, Wien, Prof. Arnulf Rainer
1988-90 Wohnsitz in London, Royal College of Art
1999 Anton-Faistauerpreis für Malerei des Landes Salzburg
2015 Preis der Stadt Wien

Architektonische Formen und Schemata bilden in Krawagnas Werk oftmals einen kaum noch erkennbaren Referenzpunkt, doch führt die Künstlerin die Formen gezielt in den non-repräsentativen Verhandlungsraum, den Flächenraum der Malerei über: In der Weiterentwicklung der Formkonstellation von Bild zu Bild wird jeder mögliche außerbildliche Bezug entkräftet, einzig das jeweilige „Vorbild“ ist von Bedeutung.

Die vermeintlich stabile Ordnung der vertikalen Farbfelder wird durch die latenten Modifikationen von Platzierung, Form, Farbnuancierung destabilisiert und in Unruhe versetzt. Krawagnas malerisches Interesse gilt weniger der jeweiligen Setzung, sondern der möglichen Veränderung und Abweichung, nicht der mimetischen Wiederholung der Form, sondern der liminalen Differenz zum benachbarten Bild. (…)
Angesichts dieser Simultanität aktuell wahrgenommener und imaginärer Erscheinungen wird der/die BetrachterIn der Labilität der Wahrnehmung, zugleich aber auch der eigenen Strukturierungstätigkeit gewahr. Krawagnas Bildmodulationen, die zwischen den Bildern auftretenden „Störungen“ und Abweichungen, bedingen ein vergleichendes „Sehen in freier Variation“ (Max Imdahl).

Krawagnas Malerei läßt die ikonische Wahrnehmung als einen sich stetig fortschreibenden, prinzipiell infiniten Prozess der Differenzierung erscheinen.“
(David Komary. Katalogtext zur Ausstellung "streng geometrisch", Museum Moderner Kunst Kärnten, 2011, Textauszug)