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Bereits vor drei Jahren waren in der Galerie Supper Arbeiten des japanischen Künstlers Naoko unter dem gleich lautenden Titel zu sehen. Damals jedoch handelte es sich in der Mehrheit um Reihen klein- oder mittelformatiger Arbeiten wie die „Reiterinnen“. Diesmal sind zumeist großformatige Bilder ausgestellt. Im Mittelpunkt steht immer eine einzelne Frauengestalt. Schon rein kompositorisch ins Zentrum gerückt, bildet ihr Rückrad quasi die Bildachse. Davon ausgehend spannt sich über die meist gespreizten Beine und häufig, mit angewinkeltem Ellenbogen ausgestreckten Arme, ein sorgfältig ausbalanciertes Gefüge diagonaler Kompositionslinien. Diesem Prozess der Einbindung der Figur in die Gesamtkomposition, das ausponderieren der Proportionen und Bewegungslinien, das auf- und ab teils paralleler, teils gegenläufiger Linien, kommt innerhalb der Bildfindung eine zentrale Bedeutung zu. Dabei erinnern die Bewegungen der Frauenfiguren zuweilen an Gliederpuppen oder leicht ungelenken Tanzbewegungen. Sie erscheinen als Pose, als gewollt und zeigen das Modell in einer bewusst forcierten Haltung, stehend, sitzend oder auch in einer ungeklärten Schwebesituation, unsichtbar im Bild verankert. Naokos Frauenfiguren changieren zwischen Heiliger und Hure. Sie posieren fröhlich, manchmal fast kindlich selbstvergessen oder lasziv, provozierend. Ein andermal erscheinen sie streng frontal, stehend, in langen Gewändern. „Saskia“ posiert ausgelassen vor einem Hintergrund poppig bunter Farbflächen, sie wird begleitet von einem Papageienpaar und einem Strudel, teils verrenkter Kinderpuppen, die einem Engelssturz gleich, in die Tiefe purzeln.

Seine Frauen erscheinen nicht vor einer Landschaft, nicht in einem Raum, sondern vor einer Folie von Ornament. Hier spielt der Künstler mit Formen aus den verschiedensten Kulturkreisen. Er lässt sich inspirieren von asiatischen Formen ebenso, wie von maurischen Kacheln, Stoffdrucken, irisch-keltischem Ornament oder Tapisserien. Wahrhaft multikulturell oder anders ausgedrückt, universell erscheint so das Ewig Weibliche eingebunden. Interessant ist dabei dass zuweilen das Folienhafte allover des Hintergrundornaments aufgebrochen wird und der plastische herausgearbeitete Frauenkörper sich auf magische Weise mit dem Ornament überlagert.

Die Tätowierung einer Rückenfigur wächst über den Körper hinaus, in den Hintergrund hinein. Figur und Untergrund werden so untrennbar verwoben. Dadurch erhält das Ornament eine fast vegetative Eigenständigkeit. Obwohl abstrakt, stilisiert suggeriert es Wachstum und deutet noch einmal auf den ewigen Kreislauf des Lebens. Das Metamorphosenhafte dieses Überlagerns wird deutlich, wenn der Künstler auf den Fisch, ein traditionelles japanisches Glückssymbol verweist, das sich laut Legende in einen Drachen verwandeln kann. Wie stark asiatische und europäische Einflüsse hier zusammenkommen zeigt sich, wenn der Künstler selbst sein Verweben von Figur und Grund mit dem Frauenbild des Jugendstilkünstlers Gustav Klimt in Verbindung bringt.

Regina M. Fischer M.A.

Naoko wurde 1960 in Nagoya, Japan geboren und absolvierte 1981-86 ein Grafik-Design-Studium an der Kunstuniversität Osaka, Japan das er 1986 mit Diplom abschloss. 1987-89 war er an dieser Assistent für Graphik-Design. 1990-96 hängte er ein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, bei Prof. Küchenmeister, Prof. Caramelle, Antonio Dias und Karin Sander an. 1996 schloss er auch hier mit Diplom ab. Seit 2003 wird Naoko von der GALERIE Supper vertreten.

Es erscheint ein Katalog

Pressetext

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Naoko  "Das Ewig-Weibliche II“
Malerei