press release

Rita McBride - leitplanken
Eröffnung: Donnerstag, 30.11.2017 18:00 - 21:00 Uhr
Ausstellung: 30.11.2017 - 17.02.2018

Leitplanken zählen zu einer Kategorie von funktionalen Objekten, die im Allgemeinen nur peripher wahrgenommen und erfahren werden. In der optischen Theorie wird dieses Phänomen der Wahrnehmung an den Rändern des Gesichtsfeldes als Bewegungsunschärfe oder Zeitschliere (Smear-Effekt) bezeichnet. In ihrer Ausstellung untersucht Rita McBride diese, für unser Vermögen, uns in der Welt zurechtzufinden, einem Kurs zu folgen, essentiellen Objekte. Leitplanken sind derartige Orientierungshilfen, die bei hoher Geschwindigkeit mit der Horizontlinie oder auch den unübersichtlichen Konturen von Serpentinen verschmelzen.

Die Futuristen, besonders Marinetti, entwickelten die Idee des "Objekts in Bewegung" zu ihrem Ideal. Geschwindigkeit und Dynamik wurden mit Schönheit gleichgesetzt. Die Dinge existierten nicht voneinander oder von ihrer Umgebung separiert, sondern gingen ineinander über, verschmolzen miteinander. In der realen Welt sind Leitplanken ortsfest, stationär, monoton und banal. Werden sie aber vom Blickwinkel eines beweglichen Objekts aus wahrgenommen, erlangen sie die Eigenschaften der von den Futuristen so geschätzten Ideale. Sie verschmelzen und vermischen sich, sie verschwimmen und werden undeutlich. Dennoch leiten und begleiten sie uns. So definieren und repräsentieren Leitplanken für Rita McBride auch die gegenwärtige Beziehung zwischen Betrachter und betrachtetem Gegenstand.

Als tragende Struktur, die sich zugleich an der Standardlänge der Leitplanken orientiert, wählt Rita McBride die Form eines fünfeckigen Baukörpers, der, im Gegensatz zum statischen Container des White Cube, eine gewisse Dynamik impliziert. Fünfecke (Pentagons) finden sich in ebenso vielen Formen wie Bedeutungen, etwa in den Bauplänen von Verteidigungsanlagen der Renaissance, dem festungsartigen Pentagon in Washington, D.C., aber auch in der organischen Chemie, dem Problem der Kachelung in der Mathematik oder auch beim "Magischen Fünfeck", in dem verschiedene Wirtschaftsparameter balanciert werden. Beim Fünfeck handelt es sich um eine hochflexible und dynamische Geometrie, die in Geist und Form dem Menschen besonders zugänglich zu sein scheint.

Rita McBride wurde 1960 in Des Moines, Iowa geboren. Sie lebt in Düsseldorf und Los Angeles. Zu ihren größeren Arbeiten im öffentlichen Raum zählen Particulates, Dia Art Foundation, New York; Obelisk of Tutankhamum; Köln, (2017); Donkey’s Way, Mönchengladbach (2016); and Mae West, München, (2011). Als wichtige Einzelausstellungen wären zu nennen: Rita McBride: Particulates, Dia:Chelsea, New York (läuft bis zum 2. Juni 2018), Rita McBride: Explorer, Wiels, Brüssel, (läuft bis zum 7. Januar 2018), Gesellschaft, Kestnergesellschaft/Kunsthalle Düsseldorf (2015-2016); Public Tilt; Museum of Contemporary Art San Diego (2014); Public Transaction, Museo Tamayo, Mexico City (2013-14); Public Tender, Museu d'Art Contemporani de Barcelona [MACBA], Spain (2012); Previously, Kunstmuseum Winterthur, Switzerland (2010); Public Works, Museum Abteiberg, Mönchengladbach, (2008). Seit 2003 lehrt Rita McBride an der Kunstakademie Düsseldorf und war von 2013 bis 2017 ihre Rektorin.