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20.07.2022 - 30.10.2022

VOM BEGINNEN
50 JAHRE SPECTRUM PHOTOGALERIE

Vor 50 Jahren wird mit der spectrum Photogalerie Hannover die erste nichtkommerzielle, vereinsgetragene Fotogalerie Deutschlands ins Leben gerufen. Die Ausstellung anlässlich ihrer Gründung im Jahr 1972 präsentiert künstlerische Positionen, die in den 19 Jahren des Bestehens ausgestellt worden sind. Die Schau gibt in konzentrierter Form Einblick in die Geschichte der Galerie und veranschaulicht ihre Bedeutung für die Arbeit des Sprengel Museum Hannover bis in die Gegenwart. „Vom Beginnen“ legt darüber hinaus die sich vollziehende künstlerische Emanzipation der Fotografie dar, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vornehmlich als angewandtes Medium begriffen wird.

DIE SPECTRUM PHOTOGALERIE
Gegründet von einem Team ehrenamtlich aktiver Fotograf*innen um Heinrich Riebesehl ist die spectrum Photogalerie Hannover, die am 7. April 1972 eröffnet, die erste nichtkommerzielle, vereinsgetragene Fotogalerie Deutschlands. Mit hohem Einsatz und Anspruch wird hier in rund 90 Ausstellungen ein breites Spektrum vor allem westeuropäischer, US-amerikanischer, historischer und Gegenwartsfotografie diskutiert und gezeigt.

Dazu Kuratorin Inka Schube: „In den Jahren 1933 bis 1945 war das Wissen um die fotografische Avantgarde der 1920er-Jahre bedingt durch Vertreibung, Verfolgung, Ermordung oder Einbindung in den nationalsozialistischen Propagandaapparat nahezu vollständig verloren gegangen bzw. in die USA emigriert. Neben dem Aufspüren der verschütteten Geschichte bilden daher das Interesse an aktuellen US-amerikanischen fotografischen Debatten und die Gewinnung eines künstlerisch-fotografischen Selbstverständnisses die Schwerpunkte der Arbeit der Galerie, die maßgeblich zur Neubewertung der Fotografie im Kontext Kunst beigetragen hat. Dass Hannover heute ein Fotohotspot ist, geht wesentlich auf die Arbeit der Galerie und vor allem auf Heinrich Riebesehl zurück.“

Nach einem ersten Gründungstreffen des Vereins im November 1971, an dem 23 Fotograf*innen teilgenommen hatten, gehören die Pressefotografin Karin Blüher, der Filmregisseur Wolfgang Borges, Arnold Kloppenburg, Marc Theis und der Theaterfotograf Kurt Julius zu den Aktiven der ersten Stunde. Der Industrie- und Modefotograf Peter Gauditz und Joachim Giesel garantieren neben Heinrich Riebesehl die Kontinuität der Galeriearbeit über den gesamten Zeitraum ihres Bestehens. Die Stadt Hannover stellt Räumlichkeiten (Karmarschstraße 4, 1974/75 vorübergehend Holzmarktstraße 6) und ein Budget von 2500 DM, später 4000 DM je Projekt zu Verfügung. Plakate und sorgfältig recherchierte Publikationen können daher zu zahlreichen Ausstellungen erscheinen.

Vernetzung ist eine zentrale Herausforderung in einer Zeit, in der dies nahezu ausschließlich über den persönlichen Kontakt möglich ist. Bald arbeitet die Galerie in engem Austausch mit Ausstellungsorten wie der Galerie Lichttropfen (1974 in Aachen gegründet, heute Kicken Berlin), der Galerie Wilde (gegründet 1972 in Köln) und der von dem Modefotografen F. C. Gundlach geführten PPS-Galerie (seit 1978 in Hamburg). Darüber hinaus lädt Heinrich Riebesehl auf der Grundlage einer umfangreichen Recherchearbeit 1975 zwanzig europäische Fotogalerien zu einer gemeinsamen Ausstellung ein. Aber auch mit Privatsammlungen und institutionellen Partnern wie dem Museum Folkwang, Essen, dem Museum Ludwig, Köln, und dem Centre Pompidou, Paris, wird kooperiert.

DIE SPECTRUM PHOTOGALERIE IM SPRENGEL MUSEUM HANNOVER
1979 schließlich zieht die Galerie in das neu errichtete Kunstmuseum Hannover mit Sammlung Sprengel, heute Sprengel Museum Hannover. Angesichts der wachsenden Aufgaben und Verantwortlichkeiten wird im Herbst 1986 der Fotograf und Dozent Thomas Weski als Mittler zwischen den ehrenamtlich Tätigen und der Institution Museum gewonnen. Nach der Auflösung der Galerie im Jahr 1991 wird 1993 eine der Fotografie gewidmete Abteilung unter Leitung von Thomas Weski eingerichtet.

VOM BEGINNEN
Die Präsentation anlässlich der Gründung der spectrum Photogalerie vor 50 Jahren gibt mit etwa 90 Werken aus den Beständen des Museums – darunter mehr als 40 Werke aus der Sammlung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung im Sprengel Museum Hannover und acht Werke Hein Gornys aus der Dauerleihgabe der Pelikan GmbH Hannover – in konzentrierter Form Einblick in die Geschichte der Galerie und veranschaulicht ihre Bedeutung für die Arbeit des Museums bis in die Gegenwart. Mit rund 90 Werken von Robert Adams, Diane Arbus, Walter Ballhause, Bernd und Hilla Becher, Karin Blüher, William Eggleston, Lee Friedlander, Andre Gelpke, Joachim Giesel, Hein Gorny, Albert Renger-Patzsch, Heinrich Riebesehl, Wilhelm Schürmann, Michael Schmidt und Umbo.

SPECTRUM INTERNATIONALER PREIS FÜR FOTOGRAFIE
Seit 1994 erinnert der alle zwei Jahre vergebene SPECTRUM Internationaler Preis für Fotografie der Stiftung Niedersachsen, einer der ersten großen internationalen Preise dieser Art, an das frühe Engagement:

ARCHIV HEINRICH RIEBESEHL
In Respekt gegenüber dem Werk und der Lebensleistung Heinrich Riebesehls übernimmt das Sprengel Museum Hannover 2001 das mehrere tausend Fotografien und Negative umfassende Archiv des Fotografen als Dauerleihgabe des Landes Niedersachsen.

Kuratorin: Inka Schube