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Die “Inseln" und die “Portraits" sind 2 Arbeiten von Göran Gnaudschun, die sich nicht gegenseitig bedingen, die sich aber gegenseitig ergänzen können. Jede Arbeit nimmt einen Teil der anderen auf. Die Landschaften verorten dabei nicht die Portraits, sondern fungieren als Assoziationsräume, die im emotionalen Gleichklang mit den Portraits stehen.

Die “Inseln" sind Baumgruppen, Orte, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden sondern um die seit Urzeiten herumgepflügt wird - sie bleiben als Störstellen in einer sonst einheitlichen Fläche, die sie jedoch gleichzeitig strukturieren. Gnaudschun ist auf der Suche, nach der “perfekten" Baumgruppe, nach einer Konstellation, die alles in sich vereint: die Kieferngruppe auf dem abgeernteten, umgegrabenen Feld; der Himmel an dem die Wolken so gleichmäßig verteilt sind, dass er weiß wirkt; eine Landschaftsformation die Offenheit und Geschlossenheit, Horizontale und Vertikale in eine innere Einheit bringt, sodass Deutungsräume entstehen.

In einem ähnlichen Spannungsraum von Nähe und Distanz, von Einheit und Deutung agieren die “Porträts" von Göran Gnaudschun. In Anlehnung an Simmel sieht er die Aufgabe eines Porträts, “den Sinn seiner Erscheinung nicht den Sinn hinter seiner Erscheinung zur reinen Darstellung zu bringen." Er bezieht sich hier also auf die reine Oberfläche, es geht weder darum, zu einer Art 'inneren Seele', die sich dahinter verbirgt, durchzustoßen, noch darum, dass all das Abgebildete ein Zeichen für etwas anderes darstellt, als es ist.

In seiner künstlerischen Arbeit thematisiert Ulrich Gebert immer wieder die normativen Kategorien und Ordnungsphantasien der Moderne. In der neuen, umfangreichen Arbeit "Typus" untersucht er am Beispiel von 'unverdächtigen' Nadelholzgewächsen den enzyklopädischen Charakter von fotografischen Typologien, die gerade im 19. Jahrhundert in besonderer Weise zur Einteilung der Welt und zur positivistischen Grundierung des modernen Wissens bis hin zuseinen rassistischen Deformationen beigetragen haben. Hierzu wird auch in derForm eines botanischen Atlanten ein aufwendig gestaltetes Künstlerbuch erscheinen.

Mehreren nach Gattungen geordneten Wandtableaux, die eine morphologische Standardisierung (der Herausbildung des Typus) zu etablieren vorgeben, ordnet Gebert ein "Verzeichnis ungültiger Namen" zu. Diese Liste enthält unüblich gewordene lateinische Bezeichnungen und summiert stellvertetend "Wortopfer" einer - in diesem Falle semantischen - Standardisierung. Durch die Überhöhung des Ordnungsimpetus naturgeschichtlicher Taxonomien verdeutlicht sich die machtvolle Geste des Ein- und Ausschlusses als kultureller Prozess.

Pressetext

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A Thousand Leaves
Ulrich Gebert / Göran Gnaudschun