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Eröffnung Freitag, 12. September, 19h

Anja Kempe inszeniert in ihren Installationen Dialoge zwischen dem Betrachter und dem ihn umgebenden Raum. Sie geht von den vorgefundenen Gegebenheiten aus und setzt durch präzise Eingriffe eine Wahrnehmungsverschiebung in Gang. Ihre Hilfsmittel sind sowohl Baumarkt-Standards wie Styroporplatten, Dachlatten und Tesakrepp als auch ausgefeilte Software und spezifische, interaktive Schnittstellen. Es entstehen architektonische Ergänzungen und dynamische Raumbilder, die mit den Bewegungen der Betrachter korrespondieren. Trotz der bisweilen aufwändigen Verfahren erscheinen die Änderungen minimal. Aus den Augenwinkeln betrachtet fällt die absurde Platzierung einer Treppe in einem Schaufenster gar nicht auf. Nur bei genauem Hinsehen stellt man fest, dass sie ausschließlich aus Papier besteht. Die Attrappe erweitert den Raum um eine fiktive Dimension. Auch in Stopptrick-Filmen werden Umgebungen vermessen und ausgedehnt. Wenn Deckenplatten durch die Ausstellungshalle wandern und Zimmerecken sich auflösen, werden gängige Vorstellungen von Raum und Zeit aufgehoben. In der Arbeit „Ob der Stab...“ erfasst der Besucher sensuell die Raumdimensionen, indem er eine viel zu lange Alustange durch den Raum bewegt und dabei schwarze Striche als Spuren an den Wänden hinterlässt. Die veränderten Positionen der Stange werden zeitgleich von einer Kamera aufgenommen. Eine hierfür entwickelte Software isoliert die Bewegungen des Stabes vom Bildhintergrund und wandelt sie um in eine langsam wachsende Schraffur, eine grafische Plastik der Zeit. Die spontane Geste des Betrachters bleibt erhalten: Die ungelenke grobe Wandzeichnung und die fein geschwungene Computergrafik sind zwei Resultate derselben Bewegung.

Anja Kempe *1973 in Bad Urach, lebt und arbeitet in Köln und Leipzig Studium an der staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln Künstlerische Mitarbeit an der Hochschule für Grafik und Buchdruck Leipzig Direktion Projektraum Maxim (mit Robert Kraiss und Tina Tonagel)

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Anja Kempe