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2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal und damit verbunden der Todestag des jüngeren Sohnes von Käthe Kollwitz. Am 22. Oktober 1914 fiel Peter Kollwitz als Soldat 18jährig in Flandern. Aus diesem Anlass zeigt das Käthe Kollwitz Museum Köln eine Sonderausstellung mit rund hundert Leihgaben, die die Auseinandersetzung der deutschen Expressionisten – u. a. Otto Dix, Ludwig Meidner, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein, George Grosz – mit dem Ersten Weltkrieg beleuchtet. Den künstlerisch verarbeiteten Fronterfahrungen ihrer männlichen Kollegen steht die Position von Käthe Kollwitz als Daheimgebliebene und Soldatenmutter gegenüber.

Keine Künstlergeneration des 20. Jahrhundert wurde so beeinflusst durch eine vergleichbar biographische als auch künstlerische Zäsur in ihrem Leben und Wirken, wie die deutschen Expressionisten durch den Ersten Weltkrieg. Die „Urkatastrophe“ des beginnenden Jahrhunderts stürzte die jungen Männer in durch die traumatischen Kriegserlebnisse bedingte existentielle Erfahrungen, die sie künstlerisch zu verarbeiten suchten. Der Anblick des unermesslichen Grauens auf den Schlachtfeldern, in den Lazaretten und Schützengräbern, aber auch das durch den Verlust von Freunden und Familie erlittene seelische Leid wurden zum Auslöser eines unerschöpflichen Schaffensdrangs, der sich durch expressive Gestaltungsmittel artikulierte und entlud. Dabei war die subjektive Wahrnehmung Ausgangspunkt für das jeweilige OEuvre, dessen primäre Funktion in der Übermittlung eines psychischen Ausdrucks bestand und nicht in der Nachahmung der Wirklichkeit.

Die Expressionisten entwickelten durch ihre elementare Formensprache einen künstlerischen Stil, der es ermöglichte, die Kriegserfahrung auf vielfältige Art und Weise zu beschreiben. Insbesondere innerhalb der graphischen Medien gelangten sie zu einzigartigen Schöpfungen, wobei druckgraphische Folgen ein bevorzugtes Medium darstellten. So beeinflusst Max Pechsteins Teilnahme an der Schlacht an der Somme im Jahr 1916, die mit über einer Million toter Soldaten die verlustreichste Schlacht des Ersten Weltkrieges repräsentiert, sein künstlerisches Schaffen nachhaltig und erreicht seinen Höhepunkt in der vier Jahre später geschaffenen Radiermappe „Somme 1916“, in der Pechstein schonungslos die Auswirkungen des technisch-mechanisierten Krieges, aber auch die Brutalität des Nahkampfes in expressiven Bildkompositionen einfängt.

Einen Höhepunkt der Ausstellung bildet eine Auswahl aus Otto Dix´ 1924 entstandenem Schlachtenepos „Der Krieg“, das an Drastik und Radikalität in der Kunst der Moderne einen einzigartigen Stellenwert einnimmt. In kühnen Bildschöpfungen bannt er den Horror des Gaskrieges und der Grabenkämpfe, die bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Invaliden sowie die Brutalität gegenüber der Zivilbevölkerung.

Die Ausstellung vereint allein über 80 Zeichnungen, Holzschnitte, Aquarelle, Lithographien und Radierungen aus den expressionistischen Sammlungsbeständen führender deutscher Museen und Privatsammler, die in Interaktion mit dem Eigenbestand des Hauses treten.

Die Schau wurde zum Anlass des 100jährigen Gedenkens an den Tod von Peter Kollwitz, dem Sohn Käthes, der am 22. Oktober 1914 in Flandern fiel, konzipiert. Dessen künstlerische Verarbeitung in dem langjährigen Schaffensprozess des Mahnmals, der Trauernden Eltern, wird in der Ausstellung eindrucksvoll veranschaulicht. Persönliche Dokumente wie Briefe oder Tagebücher von Käthe Kollwitz gewähren dem Besucher darüber hinaus einen Einblick in ihre Trauer sowie ihre Reflexion über Vaterlandsbegriff und Opfertod. Sie treten in einen stillen Dialog mit der 1922-1923 entstandenen Holzschnittfolge „Krieg“, die bis heute als künstlerisch singulärer Appell für den Frieden gilt. Über dieses Werk schreibt Kollwitz 1922 in einem Brief an Romain Rolland:

"Ich habe immer wieder versucht, den Krieg zu gestalten. Ich konnte es nie fassen. Jetzt endlich habe ich eine Folge von Holzschnitten fertig gebracht, die einigermaßen das sagen, was ich sagen wollte. […] Diese Blätter sollen in alle Welt wandern und sollen allen Menschen zusammenfassend sagen: so war es – das haben wir alle getragen durch diese unaussprechlich schweren Jahre."