press release only in german

Daniel Schibli inszeniert für seine Papierfiguren kurze Momente von Selbstvergessenheit, die jedoch immer in Enttäuschung enden: Die Figuren verheddern sich in ihren Fäden, bleiben an der Kante eines Teiches hängen, stossen, eben noch rasant schaukelnd, im winzigen Bühnenraum an oder werden wie Fische am Angelhaken herausgezogen. Für die Dauer eines kurzen Spiels jedoch scheinen die fragilen Fascetten des Lebendigen, die Netze der Abhängigkeiten und Freiheiten modellhaft auf und werden mit sichtbaren Spuren von Versehrung und Vergänglichkeit ausgestattet. Die technischen Möglichkeiten einer täuschenden, wle echt wirkenden Imitation des Realen werden dabei völlig ignoriert. Daniel Schibli agiert als Puppenspieler, er produziert die kleinen Videotheater an Ort und Stelle, leiht den Figuren die Stimme und zieht an ihren Fäden, wobei zufällige Geräusche oder das Material selbst, wenn Papier auf Papier schleift, das Geschehen vertonen. So wird die künstlerische Aktion im Raum unmittelbar umgesetzt, ohne Kamerabewegungen, Nachbearbeiltungen, Schnitte. Auch die Fotoarbeiten setzen auf den Augenblick, in dem die Bewegungen der Dinge das Lebendige suggerieren, zugleich aber die Objektstarre betont bleibt. Jedes Bild repräsentiert einen sorgfältig inszenierten Raum, den der Künstler in seinem Atelier mit unterschiedlichen Gegenständen und Möbeln aufgebaut hat. So sehen wir auf der Fotografie etwa ein japanisch kühles Raumgefüge, das sich in den flüssig erscheinenden Farbflächen auf dem Fussboden spiegelt und an bodenlos tiefe Gewässer erinnert. Zahlreiche Papierblätter, die an Fäden von der Decke hängen, sind in der Bewegungsunschärfe festgehalten und heften sich - einem Kippbild gleich - wie Malerei auf Böden und Wände.

SUSANN WINTSCH

Pressetext

only in german

Daniel Schibli
Fotografien und Videos