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Mit der Doppelausstellung "Garry Winogrand - Tom Wood" eröffnet die Galerie Thomas Zander ihre neuen Räume in Köln Bayenthal.   Gezeigt werden rund 30 Aufnahmen des amerikanischen "street photographer" Garry Winogrand (1928-1984) aus den 1960er und 1970er Jahren, darunter zahlreiche der kürzlich im International Center of Photography, New York, ausgestellten Fotografien aus "1964". Der zweite Teil der Ausstellung ist der legendären Serie "Looking for Love" des Liverpooler Fotografen Tom Wood (geb. 1951) gewidmet.   Nach langen Planungen und knapp einjähriger Bauzeit eröffnet die Galerie Thomas Zander ihre neuen Räume in Köln Bayenthal. In dem speziell für die Kunst errichteten Gebäude stehen nun rund 200 Quadratmeter musealer Ausstattung zur Verfügung, die variabel bespielt werden können. Sie bieten einen adäquaten Rahmen für das ambitionierte Programm der Galerie. Schwerpunkt der künftigen Ausstellungstätigkeit wird die Erarbeitung inhaltlich anspruchsvoller Gegenüberstellungen sein.   Die erste Schau ist ein außergewöhnliches Zusammentreffen der beiden hochkarätigen Fotografen Garry Winogrand und Tom Wood. Konfrontiert werden hier ganz bewusst vermeintlich gegensätzliche Positionen: Der sehhungrige, geradezu manisch fotografierende Garry Winogrand, immer unterwegs auf den quirligen Straßen von New York oder auf den Highways der USA, und der bedächtige, seit über zwanzig Jahren in seiner Heimatstadt Liverpool arbeitende Tom Wood. Schwarz-weiss-Fotografien und Farbaufnahmen. Der Makrokosmos der Megacity beziehungsweise des riesigen Staatenverbundes und der Mikrokosmos einer Diskothek in Brigthon. Der distanziert erfassende Blick und die oft fast klaustrophobische Nahsicht. Die 1960er/70er Jahre und die Ära der 1980er Jahre ...   Bereits vor zwei Jahren zeigte die Galerie Thomas Zander Garry Winogrands "Women are beautiful" - eine thematische Auslese seiner obsessiven fotografischen Spaziergänge durch New York. In der aktuellen Ausstellung liegt der Schwerpunkt auf Aufnahmen des Jahres 1964, in dem Winogrand mit Unterstützung eines Guggenheim-Stipendiums eine mehrmonatige Reise durch die USA unternahm. Als Gefährt diente ihm ein alter Wagen seines Freundes Lee Friedlander, ein schwarzer, zweitüriger Ford Fairlane. "I left New York in mid-June and returned late in October. -The time was spent driving through the country in a slow car photographing all the time," sagte er nach der Rückkehr von seiner ersten fotografischen Expedition durch 14 amerikanische Bundesstaaten. Was wohl nicht übertrieben war: Während der Reise belichtete Winogrand fast 20.000 Bilder auf 550 Filmrollen. Davon fertigte er rund 1000 Prints an.   Seine unerschöpfliche Energie, seine rasende und rastlose Fotografiersucht, die ihn durch die Straßen New Yorks trieb, verließ ihn auch während der Reise nicht. Allerdings veränderte sich die Perspektive. Winogrand fotografierte nicht mehr als Fußgänger, sondern als Autofahrer und Reisender (viele Aufnahmen entstanden direkt aus den schmalen Fenstern des Wagens heraus). Er fotografierte nicht mehr in den dicht bevölkerten Straßenschluchten Manhattans, sondern in den breiter auseinander gezogenen Strukturen amerikanischer Städte und Landschaften. Dabei entstanden jedoch nicht grundsätzlich andere Bilder: Mit erstaunlicher Behähndigkeit erfasste Winogrands geübter fotografischer Blick auch hier unzählige Bild-Momente. Es entstanden jene für ihn typischen Bilder von Menschen in öffentlichen Räumen, Bilder, auf denen die Grenzen zwischen Witz und Trostlosigkeit, Einsamkeit und Geselligkeit, Schönheit und Hässlichkeit sich auf atemberaubende Weise aufzulösen scheinen.   Mit Aufnahmen aus der Serie "Looking for Love" lenkt die Galerie Thomas Zander den Blick auf das Frühwerk von Tom Wood, dessen seit über zwanzig Jahren entstehendes Oeuvre erst in den letzten Jahren internationale Beachtung erfährt. Die Schau "Bus Odyssey" war 2001/2002 in Aachen, Wilhelmshaven, Kassel, Wolfsburg und Chicago zu sehen. Seit über zwanzig Jahren findet Tom Wood seine Bilderwelt in der englischen Industriestadt Liverpool. Damit gehört er zu den wenigen Meistern seines Metiers, die heutzutage dem verlockenden Angebot der Jet-Set-Allgegenwärtigkeit widerstehen. Einer, der es nicht nötig hat, für ein kleines Konzept Motivmaterial aus aller Welt zu bemühen, sondern dessen fotografischer Blick, gelenkt von einem sicheren Gefühl für ästhetische Qualitäten und menschlichem Empfinden, in Liverpool seit Jahrzehnten genug zu sehen bekommt.   Tom Woods Fotografien sind geprägt von Respekt, einer großen Nähe und prinzipieller Vertrautheit mit den Abgebildeten. Diese Grundhaltung, die alle seine Aufnahmen wie ein Wasserzeichen durchdringt, überzeugte übrigens auch die Jury des letzten Fotofestival von Arles: sie ehrte Tom Wood mit dem Prix Dialogue De L'Humanité (Outreach Award) 2002. Die Serie "Looking for Love" entstand zwischen 1984 und 1987 in der Diskothek "Chelsea Reach" in New Brighton. Hier ging man am Wochenende hin und aufeinander los, die jungen Frauen aufgebretzelt bis zum Anschlag, die Männer eher unauffällig, das Bierglas in rüde abwartender Geste vor den Körper haltend. Tom Wood mitten unter ihnen, einer von ihnen, der hier viele Gesichter wiedersah, die er schon ein paar Jahre zuvor auf der Strandpromenade fotografiert hatte. Aus unglaublicher Nähe hielt Wood die Rituale der Suche nach dem sexuellen Abenteuer fest, nach der großen Liebe, dem Glück des Lebens. Ob sie es wohl gefunden haben? Das fragt man sich beim Betrachten dieser ebenso historischen wie zeitlosen Bilder. Die Mode mag sich geändert haben, die Rituale vielleicht auch - die Suche jedoch ist dieselbe geblieben.   Wir laden zur Berichterstattung ein. Sollten Sie an weiteren Informationen zur Ausstellung oder an zusätzlichem Bildmaterial interessiert sein, können Sie sich gerne jederzeit an uns wenden. Pressetext