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Beständig verfolgt wird das Thema des Hasen auch in der Kunst: er ist omnipräsent von der Antike über die gesamte christliche Ikonographie bis in die Postmoderne; er kann Fruchtbarkeit und Sinneslust ebenso symbolisieren wie die Flucht des Gläubigen vor der Sünde und das Streben nach Erlösung, die Dreifaltigkeit, die Auferstehung ebenso wie die Freude darüber; er ist luxuriöses Accessoire in Stilleben, moralische Zutat in barocken und Renaissance-Allegorien, er läßt sich von Joseph Beuys und Marina Abramovic die Bilder erklären, und dargereicht von Dürer ist er als Paradebeispiel eines Kunstwerks im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit immer auch als Indikator für Trivialität und Kitsch verdächtig.

Aber es gibt noch ein geheimes Leben des Hasen in der Kunst. Es offenbart sich zum Beispiel, wenn man nur genug Atelierbesuche macht und feststellt, wie häufig auch junge, zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler auf Hasen als Motiv zurückgreifen, sei es aus temporärem Mangel an einem „seriösen“ Motiv, als Fingerübung und heuristische Setzung bei der Bildfindung, sei es als tendenziell anrüchiges kunsthistorisches Zitat oder schlicht weil der Hase unter allen Tieren doch eine der überzeugendsten Formgebungen besitzt.

Aus derartigen Beobachtungen erwuchs der Wunsch, dieses geheime Leben auch einmal öffentlich zu dokumentieren, und „Heute: Hase“ ist das Ergebnis. Die Ausstellung versammelt 9 Künstlerinnen und Künstler, in deren Schaffen der Hase zumindest zeitweise natürlich vorkommt, etliche Arbeiten sind jedoch auch eigens für die Ausstellung produziert worden. Das Spektrum reicht von direkten, teils narrativen Herangehensweisen zum Metaphorischen oder Minimalistisch-Konkreten, der Gestus von ernsthaftem Interesse am Naturschönen und Erhabenen zu eher ästhetisch-formaler Orientierung oder zur lapidaren Ironie, in der die eigene Beschäftigung mit dem derzeit eigentlich nicht kunstwürdigen Sujet thematisiert wird. Technisch ist der Bogen beinahe genauso weit gespannt: Malerei, Skulptur, Photographie, Installation, Textil und Scherenschnittartiges. Auch wenn einem beim Lesen solcher Aufzählungen schwindlig oder gar Angst werden kann (aber wer wollte schon als Hasenfuß gelten), garantieren doch die Namen der beteiligten Künstlerinnen und Künstler, dass die Grenze zum Trivialen zwar zu Untersuchungszwecken aufgesucht, aber nie überschritten werden mag. Und daß man auch auf Augenhöhe mit den aktuellen und relevanten künstlerischen Diskursen unserer Zeit durchaus einen (vor-) österlichen Heidenspaß haben kann.

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Heute: Hase

Künstler: Franz Burkhardt, Katharina Daxenberger, Fink Ossi, Heribert Heindl, Vincent Mitzev, Monika Kapfer, Nina Kohmann, Barbara Kussinger,
Valio Tchenkov