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15.06.2023 – 15.10.2023

HITO STEYERL
THE CITY OF BROKEN WINDOWS

Die Künstlerin Hito Steyerl thematisiert in ihren Arbeiten häufig politische wie soziale Konflikte in einer globalisierten Welt und verschränkt diese mit lokalen Situationen. Das gilt auch für The City of Broken Windows, eine Installation, die Steyerl in der ursprünglichen Fassung für ihre Ausstellung in Turin (Castello di Rivoli, 2019) entwickelte und nun für die große Eckterrasse des MdbK und den Ort Leipzig adaptiert.

Auf gegenübergestellten Monitoren in der Mitte des Raumes, der von umlaufenden Texten und stilisierte Fensterscheiben bestimmt wird, laufen kurze Videos mit dokumentarischem Charakter, die unterschiedliche Perspektiven auf Fensterscheiben vorführen. Auf der einen Seite geht es um den visuellen und psychologischen Eindruck, den fehlende bzw. zerstörte Fenster hervorrufen. Nach der sogenannten „Broken Glass Theory“ verfallen Häuser oder Straßenzüge umso rascher, je mehr Anzeichen von Verwahrlosung und Zerstörung sie aufweisen. Auf einer weiteren Sinnebene spricht Hito Steyerl das Geräusch zerberstenden Glases als Gewaltakt an, wie er auch vorkommt, um Energie zu gewinnen. Um an die Ressourcen der Erde zu gelangen, kommt es zu Zerstörung, wird Glas zerbrochen. Schließlich nimmt die Leipziger Version von The City of Broken Windows Bezug auf den Ort, das gläsern umbaute Geviert des MdbK: die Gegend um den Brühl zählte zu den am dichtesten bebauten Gebieten Leipzigs. 1943 wurden die Häuserzeilen bei einem Luftangriff zerstört. Es folgten Abriss und Nachkriegsbebauung und schließlich, ab 1968, die Neugestaltung als Sachsenplatz, die ihrerseits dem heutigen Stadtbild und damit dem Neubau des Museums mit seinen Glasfassaden weichen musste, sodass die Geschichte des Ortes von Glas und Glasbruch geprägt ist.