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Vom Verlust und Wiederfinden der Linie, so ließe sich der künstlerische Werdegang des 1956 in Nantes geborenen Künstlers Jean-Charles Blais betiteln. Sein früher Welterfolg in den 1980er-Jahren mit Einzelausstellungen im Centre Pompidou und in Galerien wie Yvon Lambert, Paris, und Leo Castelli, New York, brachte eine immer größere Beschleunigung mit sich. Vielleicht rühren daher auch die gehetzten, zumeist kopflosen Figuren. Aber nicht zuletzt mittels ihrer Monumentalität stellen sich seine Figuren diesen Fliehkräften entgegen. Im Laufe der 1990er-Jahre lässt Blais sie zu einer klassischeren Formensprache reifen, die tief in der französischen Kultur der Zeichnung seit Jean-Auguste-Dominique Ingres und später Fernand Léger verwurzelt bleibt. Doch hat er sich bei aller Eloquenz und Stilsicherheit ein hohes Maß an Anarchie erhalten. Für längere Zeit wandte er sich daher einer Art Scherenschnitt-Technik zu, wobei am Ende des intensiven Arbeitsprozesses nur schmale Streifen zurückblieben, die letztlich in den Papierkorb wanderten.

Seit zweieinhalb Jahren nun hat er diese hauchdünn gewordene Linie für sich neu erfunden: Indem er sie aus dem Schwarz des bemalten Blattes herausschneidet, faltet und so das Weiß aus einer tieferen Schicht hervorleuchten lässt, formiert sich die Linie gerade durch ihr Nichtmehr-Vorhandensein. Auch durchaus bekannte Figuren beschreibt Blais dabei: So erscheinen Protagonisten der Beat-Generation wie Allen Ginsberg und William S. Burroughs. Alle sind sie in ein schattenrisshaftes Licht getaucht. Die gleißende Helligkeit liegt immer außerhalb der Figur, auf der anderen Seite des Blattes oder – bei anderen Arbeiten – zumindest im Weiß, das die Silhouette beschreibt.

Es bleibt in der Anschauung hier und jetzt die Möglichkeit, uns durch den schmalen Spalt zu zwängen oder uns am schroffen Grat von Schwarz und Weiß entlang zu sehen.

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Jean-Charles Blais
Neue Arbeiten