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LOUISE BOURGEOIS
Unbeirrbarer Widerstand
Zu sehen vom 22. September 2023 bis 28. Jänner 2024 im Unteren Belvedere

Das malerische Werk von Louise Bourgeois als Entdeckung und einer der Höhepunkte von 300 Jahre Belvedere: Erstmals in Europa zeigt das Belvedere in einer großen Solopräsentation die kaum bekannten Gemälde einer der bedeutendsten Künstler*innenpersönlichkeiten des 20. und 21. Jahrhunderts im Kontext ihres Gesamtwerks.

Generaldirektorin Stella Rollig: Nach fast 20 Jahren ist es längst überfällig, Louise Bourgeois mit einer großen Einzelausstellung in Wien zu würdigen. Mit rund sechzig Gemälden stellen wir eine gänzlich neue Facette von Louise Bourgeois’ Werk vor und zeigen diese als Ursprung und Wurzel ihrer bildhauerischen und grafischen Praxis.

Mit ikonischen Werken wie den monumentalen Spinnen und den raumgreifenden Zellen erlangte Bourgeois ab den 1990er-Jahren weit über das Kunstpublikum hinaus internationales Renommee. Kaum bekannt ist jedoch das malerische Frühwerk, in dem die Ausnahmekünstlerin den formalen und inhaltlichen Grundstein für ihr späteres Schaffen gelegt hat. Neben malerischen Hauptwerken wie der Serie Femme Maison oder The Runaway Girl sind großteils selten ausgestellte Arbeiten zu sehen.

Ohne Zweifel reagierte Bourgeois in ihrem Werk auf die zwischen Mann und Frau herrschenden Machtverhältnisse und reflektierte die gesellschaftliche Rolle der Frau in den damals immer noch dominierenden patriarchalen Strukturen, so Kuratorin Sabine Fellner.

Begleitet von Zitaten der Künstlerin setzt die Schau die Malerei mit skulpturalen Hauptwerken wie Arch of Hysteria, Fillette und Janus Fleuri, ihren Zellen und zahlreichen Grafikzyklen in einen intensiven Dialog. Der Bedeutung der Psychoanalyse in Bourgeois’ Leben und Werk wird in der Stadt Sigmund Freuds ein Schwerpunkt gewidmet, in dem von ihrer eigenen Analyse motivierte Schriften persönliche Einblicke in ihre Arbeit erlauben. Komplettiert wird die Ausstellung mit einer monumentalen Bronzespinne, die prominent platziert im barocken Gartenensemble des Belvedere thront.

Über sieben Jahrzehnte spannt sich das medial vielseitige Werk von Louise Bourgeois. Bereits in ihren frühen Ölbildern aus den Jahren von 1938 bis 1949 entwickelte die franko-amerikanische Künstlerin ihr unverwechselbares künstlerisches Vokabular und fand zu den Themen, die sich durch ihr gesamtes Schaffen ziehen.

Kuratorin Johanna Hofer: In den Gemälden beginnt Louise Bourgeois Kunst und Leben untrennbar miteinander zu verflechten. Sie entdeckt die Kunst als ihren Weg, sich den eigenen Ängsten, der Wut, dem Zorn, der Traurigkeit, den Selbstzweifeln zu stellen.

Emotionale Zustände und innere Konflikte, existenzielle Themen wie Liebe, Verlustangst, Geburt, Sexualität und Tod bestimmen ihre Kunst, die intuitiv verständlich ist und dennoch in ihrer Komplexität oft rätselhaft bleibt. Unbeeinflusst von künstlerischen Strömungen der Zeit wie dem Surrealismus in Paris oder dem abstrakten Expressionismus in New York bleibt Bourgeois’ Werk eigenständig, unangepasst und weitgehend figurativ. In ihrer Kunst vereint Bourgeois Gegensätzliches wie männlich und weiblich, bewusst und unbewusst, Gegenständlichkeit und Abstraktion.