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Mahmoud Khaled (*1982 in Alexandria, Ägypten) ist ein sozial engagierter Künstler, der in seiner Arbeit auf die Untersuchung der oft kodierten und mächtigen sozialen Strukturen seiner unmittelbaren Umgebung fokussiert. Durch die Prozesse subtiler Interventionen ermutigt Khaled das Publikum die diversen sozio-politischen Faktoren, welche ihre individuellen und sozialen Identitäten formen, zu überdenken.

"15 Minutes of Acting as if I'm in my House" ist die Erweiterung eines Projektes, welches der Künstler während eines Workshops in der Stadt Aley, Libanon, im Sommer 2005 entwickelte. Khaled wählte das ehemalige Wohnhaus einer Familie, das während des Bürgerkrieges teilweise zerstört worden war, zum Ort seiner prozessorientierten Installation. Das heruntergekommene, leerstehende Gebäude war ein sich ständig verändernder öffentlicher Raum geworden - manchmal ein Zufluchtsort für Liebespaare, andere Male eine Hütte für irgend jemandes Hund. Khaleds Projekt war es, das Haus wieder in einen privaten Raum zurück zu verwandeln. Tagelang unterzog er sich der Aufgabe der Reinigung des Hauses und seiner Adaption an die Notwendigkeiten des häuslichen Lebens, schließlich zog er ein und machte es zu seinem temporären Heim. "15 Minutes of Acting as if I'm in my House" nimmt diese Idee wieder auf und wird in Form von 190 Stills aus einem fünfzehn minütigen Video präsentiert, welches den Künstler beim Putzen der Veranda zeigt.

Anstatt das Video selbst zu zeigen, entschloss sich Khaled, sein Reinigungs-Experiment und seine nachträglichen Gedanken in einem Muybridge ähnlichen Arrangement aus seriellen Bildern und eingestreuten Texten zu präsentieren. Der in die Stills implizierte staubende und säubernde Prozess zeigt den Versuch des Künstlers, die "öffentliche Vergangenheit" des Ortes auszulöschen - was normalerweise ein Akt von Sozialisation ist, wird ein Akt der Desozialisation.

Andererseits, arbeiten die freimütigen Sätze, die uns über Erkenntnisse wie "here I can eat the way I like to” informieren, daran, die Identität des Ortes als einen privaten Raum zu etablieren. Doch die meisten der vom Künstler angeführten Statements suggerieren Freiheiten (anders als das vorhin erwähnte) , welche am Rand des Daseins oder an der Grenze zur Tabuisierung stehen. Man könnte in Khaleds Wortwahl landestypische soziale Subtexte lesen, doch was seine Statements kommunizieren, ist weit humanistischer und reflektiver.

Durch die Verbindung der time-based Stills mit den offenen Sätzen mag Mahmoud Khaled andeuten, dass die Transformation des Ortes vom privaten zum öffentlichen und wieder umgekehrt vom öffentlichen zum privaten Raum aus fast dem gleichen Grund eingetreten sein könnte: Dem menschlichen Bedürfnis nach einem Raum, worin wir unsere grundlegenden Bedürfnisse, Gefühle und Sehnsüchte ausdrücken können.

Diese Arbeit führt den Betrachter zur Überprüfung seiner vorgefassten Vorstellungen über private und öffentliche Räume und ihrer Unterschiede jenseits physischer Erscheinungen. Sie wirft auch die Frage auf, bis zu welchem Ausmaß unsere Wahrnehmungen öffentlicher und privater Räume durch unsere Bedürfnisse und inneren Antriebe geformt werden.

Bassam El-Baroni Dezember, 2005

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