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Wer den Galerieraum betritt, findet sich in einem gewaltigen, dreidimensionalen All-over-Kunstwerk wieder. Mit Mitteln der Installation kreiert Max Frisinger eine Farbflächen-„Malerei“, die aus Sperrmüll und Baumaterialien besteht. Es hängen Aluröhren von der Decke, es verschränken sich Leitern, daran lehnen sich Drahtgeflechte. Was zunächst wie das verwahrloste Reich eines manischen Schrottverwerters oder das El Dorado eines Messies aussieht, verrät nach längerem Hinsehen eine Ordnung, die zwar nicht gänzlich durchschaubar ist, jedoch einem System zu folgen scheint. Durch das Verweben unterschiedlicher Medien entsteht ein Bild mit realer Tiefe, das vielschichtig aufgebaut und genauestens komponiert ist. Während der Hintergrund durch dunkle Farben und flache Materialien bestimmt wird, finden sich im Mittel- und Vordergrund eher skulpturale, verspielte Elemente.

Die hemmungslose und chaotische Anhäufung scheinbar beliebiger Gebrauchsgüter erzeugt eine Energie, die den Betrachter unwillkürlich einnimmt. Die Komposition der Gegenstände folgt nicht der Logik ihrer ursprünglichen Bestimmung, sondern einer genauestens ausgeloteten formalen und farblichen Anordnung. Darüber hinaus flicht der Künstler unauffällig inhaltliche Andeutungen ein. So findet sich bei dieser Ausstellung ein Möbiusschleifen-Garten oben links oder das Bild von Amor und Psyche sowie dem stürzenden Ikarus in der Installation. Max Frisinger nutzt Spolien der Wirklichkeit, um Mythologien oder Metaphern zu erschaffen. Es sind Beispiele für kleine Referenzen, die im kraftvollen All-over aufgespürt werden wollen.

Der Materialschlacht geht ein arbeitsintensiver Prozess voran: Der Künstler begibt sich zunächst auf die Suche nach geeigneten Materialien. Mit geschärftem Blick streift er die Umgebung ab, um seine “Beute” zu sammeln. Deren Verfügbarkeit und Auffinden haftet stets etwas Zufälliges und Situatives an, was später eine gewünschte Herausforderung für die Bildfindung bzw. -komposition ist. Der Künstler greift auf das Konzept des Ready-made zurück und kombiniert es mit der Idee von Skulptur und Malerei, die sich endlos erweitern und gedanklich fortführen lässt.

Max Frisinger wurde 1980 in Bremen geboren. Seit 2006 studiert er an der HfbK Hamburg bei Pia Stadtbäumer, Andrea Tippel und Norbert Schwontkowski.

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Max Frisinger
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