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Nachdem Michel Carmantrand im Kontext verschiedener, in diesem Jahr gezeigter Ausstellungen der Zweigstelle Berlin bereits als Autor und Kurator in Erscheinung getreten ist, kommt es nun zu seiner ersten Einzelausstellung unter dem Namen ‚die Schnecke (+Zickzack)‘.

Carmantrands Malerei vereint Komisches und Tragisches, ist so rasant wie ruhig. Sie entwickelt sich „dialektisch im Laufe der Zeit“. Über ein Notizbuch vermittelt uns der Künstler seine persönliche Weltinnensicht, wie sie sich im Atelier in ständiger Konfrontation mit den Leinwänden ausdrückt. Eine Auswahl von Textpassagen, die vom 12. Januar bis zum 27. Oktober dieses Jahres reichen, sind übersetzt worden und können uns Anhaltspunkte zu einer Entstehungsgeschichte seiner Malereien liefern, voll von jener dialektischen Beschaffenheit, die für Carmantrands Arbeiten so ausschlaggebend ist. In knappen Auszügen sollen diese Introspektiven hier angeschnitten werden:

„18. Februar: Gestern war ein Tag großer malerischer Versessenheit, mit gutem oder schlechtem Ergebnis, das sehen wir später. [...]

28. April: Von einer kleinen Leinwand entnervt, die ich ganz weiß machen wollte, was ich nicht schaffte, weil das Weiß nie ausreichend „solide“ und die Oberfläche nie ausreichend „Oberfläche“ war, ganz gleich wie ich die Sache anging – die sukzessiven Waschungen und Schleifungen, die Schichten Gesso die ich mal so mal so auftrug, usw. Den ganzen Tag habe ich mit diesem Bild gekämpft, das ich vorvorgestern angefangen hatte, aber es scheint mir, dass ich jetzt ein Resultat erlangt habe, das der besagten Solidität schon sehr nahe kommt, denn gestern Abend fand ich, dass das Bild neben dem Schwarzen standhielt, in dessen Nähe es aufgehängt war. Aber nichts ist sicher.

2. August: Ich gehöre zu den Malern, die sich für die Umstände bei der Wahrnehmung interessieren, nicht auf theoretische Weise, aber einfach indem ich versuche, dies in meinen Bildern auszudrücken. Was einen wenig konzeptuellen Ansatz und eine relative Gleichgültigkeit gegenüber dem Motiv voraussetzt, das nur dazu da ist, die verschiedenen Stufen des Wahrnehmungsprozesses ans Licht zu bringen. Hat sich Cézanne wirklich so sehr für den Berg Sainte-Victoire interessiert? [...]“

Text: Christoph Stolz Zitate: Michel Carmantrand: Notizbuch (Auswahl) Übersetzung: Lea Marie Kaiser, 2011

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Michel Carmantrand
Die Schnecke (+ Zickzack)