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Personen im Raum, sie bewegen sich, interagieren, verwenden Gegenstände, tun etwas und tun es nochmals, selbstverständlich. Doch etwas stimmt nicht. In der Ausstellung, die für den Kunstverein Schattendorf konzipiert wurde, stellt Joan Jonas' Video Song Delay von 1973 einen visuellen Ausgangspunkt dar. Menschen, die auf einem leeren Grundstück in New York einfache abstrakte Muster abschreiten, rhythmisiert von aneinander geschlagenen Holzstücken - eine Performance, das heisst die tatsächliche Bewegung von Menschen und ein Film, der in sich selbst eine Geschichte erzählt.

Sich in und quer zum Raum, dem öffentlichen Raum, bewegen - das ist zum einen eine Technik des Raumbegreifens, wie sie von den Situationisten im Begriff des Dérive zusammengefasst wurde, zum anderen Bestandteil einiger Berufe, abgebildet zum Beispiel in Why not Yellow von Lucio Auri. Oder es ist, wie in Judith Hopf / Henrik Olesen's Film The Evil Fairie eine andere, versteckte Identität, die sich in einer Geste ausdrückt, die lesbar ist, oder nicht lesbar wird - je nachdem, ob sie von jemanden gesucht wird.

Aktuell stellt sich im Bild des städtischen Raums auch eine weitere Frage. Neben dem hypertroph kapitalisierten Begriff der Immobilie, die Ausgangspunkt des massivsten Wirtschaftscrash der Nachkriegszeit wurde, hat die Stadt auch einen Gebrauchswert. Wenn all ihre Hypotheken und Zinsraten zusammengebrochen sind, lässt sie sich immer noch verwenden. Them Ornamentals and us Accidentals Never the Trains Will Meet von Florian Zeyfang / Martin Ebner gibt darüber Auskunft.

Die Ausstellung versammelt installative Videos, Fotoarbeiten und Arbeiten auf anderen Medien einer zumeist Berliner Künstlergeneration, die auf eine Erweiterung dessen, was in der Gesellschaft repräsentiert wird, abzielen. In dieser Stadt, Berlin, die zwar den Reichtum einer Industrienation darstellen soll, dennoch an jeder ihrer vielen Ecken ständig zusammenbricht und nur mühsam belebt werden kann, entsteht in der Selbstverständlichkeit und dem Nebeneinander der aus diesen Wirklichkeiten erzeugten Bilder eine neue narrative Erzählform des Alltäglichen - mit all seinen Abweichungen.