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Nebel. Wie weißer Rauch schwimmt er über der bleichen, trostlosen Szenerie – ein Stein, Geröll, etwas bewegt sich, klagende Musik wie sphärische Klänge aus einer verschwommenen Erinnerung, die plötzlich klar und deutlich wie ein zuckender Blitz den Herzschlag erstarren lässt um ebenso plötzlich wieder im Halbdämmer des Ungreifbaren zu versinken. Die Filme des isländischen Videokünstlers Sigurđur Guđjónsson (*1975, Reykjavík) atmen eine beklemmende Stille, stöhnen Verzweiflung, hecheln Furcht. Die verworrenen Fragmente einer traumgleichen Geschichte von Trostlosigkeit, Scheitern am Selbst, von Ersehnen und Unerfülltem sind zusammengetreten zu einem mystischen Requiem der Schatten...

Immer wieder blendet er, auf die lineare Narrative verzichtend, greifbare Elemente und groteske Bilder in einer Symphonie unbeständiger Gefühlszustände ineinander, schließt sie mit knisterndem, raschelnden Geräusch und dem getragenen Klang einer von weit her kommenden Trompete zu einer Einheit (“Host”, 2004).

In der Galerie Adler wird vom 31. März bis 13. Mai 2006 seine neueste Arbeit “Death bed” (2005/06) präsentieren, die der Ausstellung ihren Namen gibt. In dem Video steht das verfallene Gerippe einer verlassenen Hütte im Zentrum einer verwirrenden, morbide-grotesken Fragmentage, die sich um den Versuch eines vermummten Protagonisten spinnt, die in einer schier endlosen schneebedeckten Einöde ruhenden Ruine zu erkunden. In der unheimlichen Atmosphäre begegnet er oder begegnet er nicht Figuren, geichtslosen Personen, die – Bilder aus der Vergangenheit? – zur gedämpften Salonmusik eines Pianos Lockenwickler in ihre grauen, strohigen Haare drehen und ihre halbverwesten Gliedmaßen in rotem Wasser baden...

Filmische und musikalische Elemente nehmen in Sigurđur Guđjónssons athmosphärischem Werk den gleichen Stellenwert ein, Ton, Bild und Schnitt sieht der junge isländische Künstler als gleichberechtigte kompositorische Mittel auf seiner Suche nach einer weniger intellektuell als vielmehr physisch und emotional erfahrbaren Abgründigkeit, dem im Freud’schen Sinne Unheimlichen. Die mystische, quasi-spirituelle Grundstimmung seiner Arbeiten reflektiert Seelenzustände auf einer universell erfahrbaren Ebene, die, älter als die Sprache selbst, in Worten nicht fassbar und rational nicht zu ergründendem Verstand die Grenze zur Empfindung aufweisen.

Pressetext

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Sigurdur Gudonsson
"Deathbed"
Video, Fotografie