Filipp Rosbach, Leipzig

Spinnereistraße 7, Halle 20, Eingang D
04179 Leipzig

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Wir freuen uns besonders, ihnen mit Stefan Stößel [*1970] einen in der Baumwollspinnerei arbeitenden Leipziger Maler bei Filipp Rosbach zu präsentieren.

Hoch stapeln. Wer kennt nicht das gewinnende Lächeln Onkel Tucas? Bananenkisten sind allgegenwärtig, auch in ihrer Sekundärfunktion als Umzugshelfer: Denn sie sind leicht zu beschaffen, praktisch zu handhaben, hinreichend stabil, übereinstimmend im Format und mithin – stapelbar. Platzsparend lässt sich in ihnen verstauen, was seinen Ort wechseln oder bloß vorübergehend aus den Augen soll. Freilich ist die wieder verwendete Kiste ein Ort weniger der Archivierung als der Amnesie, entzieht sie doch das ihr Eingelagerte der Übersicht und dem Gebrauch. Die durch säuberliches Schichten, Zusammenschieben und Aufeinandertürmen vordergründig hergestellte Ordnung hat daher etwas Bedingtes und Vorläufiges – und gerade dies macht sie für Stefan Stößel bildwürdig. Seine Kistenbilder widmen sich den dreidimensionalen Behältnissen in einer betont flächigen Malerei, die den Bildträger stets präsent hält. Offenkundig provisorische Anordnungen dürfen zumindest als Gemälde auf Beständigkeit pochen und geben andererseits zu verstehen, dass der in den Kisten verborgene Kram und diese selbst nur darauf warten, sich wieder regellos im Raum auszubreiten.

Stößels nuancenreiche Malerei weiß noch aus der Ödnis grauer Pappe und der unaussprechlichen Farbe von braunem Tesafilm poetische Funken zu schlagen. Auch ohne figurativen Aufdruck wirken seine Kartons schon bildhaft, durch ihre ausgestanzten Öffnungen nämlich, deren dichte farbige Füllung etwa in Bonita jene Unordnung indiziert, um deren [vergebliche] Bewältigung es augenscheinlich geht. Die einschließenden und abdeckenden Kartons werden somit zu Anschauungstafeln zurückgedrängter, vom Zitat des Vorgefertigten übertönter peinture. Dem Billigen und jederzeit Verfügbaren hingegeben, versagt Stefan Stößel sich alles Schwelgerische und setzt seine eminente Technik sehr dezent ein. Demgegenüber stehen die Selbstanpreisungen die wie »Premium Pack«, »Sun Royal«, »Special Selection«, deren Unangemessenheit offen zutage liegt. Stößels bewusst und im doppelten Sinn auf Tiefe verzichtenden Bild-Hülsen vereinen Momente des Vorgaukelns und der Zurücknahme, des Genussversprechens und der Ernüchterung, der Überregulierung und des laissez faire, gezügelte Virtuosität und gewitzte Hochstapelei. —Heiko Damm, Kunsthistoriker, Textauszug „Figuración alemana actual“, 2006

Calypso, auf den westindischen Inseln verbreitete Liedform satirisch-kritischen Inhalts. Kalypso, (lat. Calypso) griechische Nymphe, die den schiffbrüchigen Odysseus rettet und ihn sieben Jahre bei sich behält (von kalypso „verhüllen, verbergen“).

Die Ausstellung ist von Dienstag bis Samstag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Mehr Informationen und Besuch nach Vereinbarung unter Telefon: 0172. 373 11 10. ?Über Ihren Besuch freuen sich Josef Filipp, Michaela Rosbach und Jörg Rosbach.

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Stefan Stößel »Calypso«
Kurator: Josef Filipp