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Vernissage: 2. Juni 2016, 18 - 20 Uhr

Die Galerie KATZ CONTEMPORARY freut sich, eine Ausstellung mit neuen Werken von Stéphane Zaech (*1966 Vevey, lebt und arbeitet in Montreux und Villeneuve, Schweiz) zu präsentieren. Die Ausstellung wird vom Künstler selbst kuratiert. Seine Werke werden, wie der Ausstellungstitel beau monde (franz. für „Hautevolee“/“High Society“) bereits verrät, im Dialog sowie „in guter Gesellschaft“ mit namhaften Künstlern der Moderne wie Picasso, Giacometti, Hodler, Vallotton, de Chirico u.a. gezeigt. Zeitgleich zur Ausstellung erscheint die Publikation Stéphane Zaech - beau monde mit einer narrative Erzählung in Dialogform des Künstlers.

Stéphane Zaech vermag auch den geübtesten Betrachter seiner Werke immer wieder aufs Neue zu überraschen, zu irritieren und dessen Sehgewohnheiten zu hinterfragen. Dies geschieht jedoch meist erst auf den zweiten Blick - zu virtuos ist die Malweise und zu gekonnt und geschmeidig der Bildaufbau. Das ist erstaunlich, sind die „Unstimmigkeiten“ doch eigentlich frappant: Frauenkörper werden multiperspektivisch zerdehnt oder scheinen unter dem Blick des Betrachters zu zerfliessen. Gesichter werden dekonstruiert, nicht selten findet sich darin ein drittes Auge. Man ist versucht nach dem Gemälde zu greifen, um es gerade zu rücken, was allerdings zu keinem befriedigendem Resultat führen würde, da das einzelne Werk oft gleich mehrere Blickwinkel in sich vereint. Zaech versteht es vortrefflich, seine skurril anmutenden Bildwelten aus einzelnen, erst nicht ganz zusammenpassen wollenden, Puzzlestücken collageartig und nicht frei von Humor zu opulent-barocken Schaubildern zu komponieren.

Nebst den figürlichen Arbeiten finden sich auch immer wieder Landschaften unter seinen Ölarbeiten, von denen einige vertraut, andere wiederum exotisch-fremdländisch anmuten. Das Spektrum ist breit und sein Universum umspannt arkadisch anmutende, dann wieder undurchdringlich erscheinende Wälder, mediterrane Landschaften und karge Gebirgs- oder Winterlandschaften, die an den Japonismus erinnern. Und doch sagt der Künstler: „Je n’ai pas la curiosité exotique“. Er begebe sich nicht wie viele seiner global orientierten Künstlerkollegen auf Reisen - diese finden hauptsächlich in seiner Imagination statt, aber auch in Museen, in denen er gerne und rege die alten und neuen Meister besucht und studiert.

Zaech gelingt es, den traditionell bekannten Bildaufbau der Meister der Kunstgeschichte in seiner Malerei in die Gegenwart zu transferieren und adaptieren. So nehmen einem die in der Ausstellung gezeigten Werke auf eine Zeitreise durch die Epochen der Kunst und des Künstlers reiche Bildwelten mit. Auch wenn man vielleicht bei einigen Werken der Versuchung erliegt, die Vorbilder aufspüren zu wollen, entzieht sich das „aufgedeckte“ Motiv einer genaueren Zuordnung. So mag man bei Le vernis an Tintorettos Susanna e i vecchioni (ca. 1555/56) denken, sich an Giorgiones La Tempesta (ca. 1506-08) erinnern oder war es doch eher Cézannes Trois baigneuses (1875)? Fakt ist, das alles ist richtig und gleichzeitig doch falsch. Dem Künstler liegt nämlich gar nichts daran, dass der Betrachter irgendwelche Vorbilder in seinen Werken aufdeckt, denn das würde bedeuten, dass er diese absichtlich verschleiert hätte, was nicht seiner Absicht entspricht. Was man in seinen Werken erkennen mag, sind vielmehr Referenzen oder anders formuliert, die Erinnerung an Gesehenes, die aber noch im selben Moment erlischt, wenn Pinsel und Farbe auf die Leinwand treffen. Dann ist der Künstler ganz auf den Prozess des Malens und die Bildkomposition fokussiert und alles andere tritt in den Hintergrund.

So entgeht dem aufmerksamen Betrachter z.B. bei Stalker auch der Tizian Katalog im Arm der blonden Dame nicht. Aber weit gefehlt, mit dem berühmten Maler hat dieses Werk nichts weiter zu tun als vielleicht höchstens damit, dass dem Künstler Tizians Malerei durchaus zusagt. Zaech ging es dabei vielmehr darum, dass er, aufgrund seiner charakteristischen Form, ein Buch mit Softcover malen wollte. Wäre also nun nicht gerade dieser Tizian Katalog in Sichtweite gelegen, hätte die Dame genau so gut ein Exemplar der Gelben Seiten im Arm halten können. Stéphane Zaech ermöglicht uns mit seiner Malerei ein anderes Erleben von bereits Bekanntem, eine ganz neue Seherfahrung, die erst durch die Betrachtung des Gemäldes selbst ausgelöst und ermöglicht wird.