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14. Mai bis zum 11. September 2022
Vernissage: Freitag, 13. Mai 2022, 19:00 Uhr

Thorsten Brinkmann - Kastell Inn

Kornwestheim. Vom 14. Mai bis zum 11. September 2022 präsentiert das Museum im Kleihues-Bau eine umfassende Werkschau des Hamburger Künstlers Thorsten Brinkmann.

Das "Kastell Inn" ist eines der ausgestellten Werke - eine begehbare Rauminstallation in Containergröße, die mit dunklen Farbtönen und Einrichtungsgegenständen vom Sperrmüll den Schaffenskosmos' von Thorsten Brinkmann verkörpert. Die Installation ist bis in den letzten Winkel ausgestaltet und lässt erahnen, wie Brinkmanns Vision eines Burghotels in einer Mischung aus Horror Show, folkloristischem Sammelsurium und kunsthistorischer Wunderkammer aussehen könnte.

In der Ausstellung ist diese begehbare Wunderkammer, deren äußeres Erscheinungsbild zunächst wie eine riesige Transportkiste wirkt, eingebettet in ein Regalsystem mit einzeln präsentierten Skulpturen und Sammelobjekten. Die teils bizarren Alltagsobjekte schlüpfen in die unterschiedlichsten Rollen, stellen in einer seriellen Fotoarbeit das Prinzip Sockel in Frage, tauchen als kunsthistorische Anspielungen in zahlreichen großformatigen Assemblagen wieder auf oder werden in kleinteiligen Schaukästen verbaut.

Zwischen Fotografie, Skulptur, Malerei, Installation und Performance

Die Assemblagen aus Portraitfotografien und diversen Fundstücken basieren auf Thorsten Brinkmanns bekanntester Fotoserie, den „Portraits of a Serialsammler“. Diese fotografischen Dokumente beinhalten aufgrund der stets involvierten Künstlerpersönlichkeit auch die lange Tradition des Selbstportraits, konterkarieren es gleichzeitig durch ihre Maskerade und führen es ad absurdum.

Vor dem Selbstauslöser seiner Kamera wirft sich Brinkmann in würdevolle bis eitle Posen und kombiniert diese mit dazu in Gegensatz stehender, skurriler Kleidung. Die Kunstfigur des „Serialsammlers“, in die Brinkmann schlüpft, ist es, die in einer Mischung aus Besessenheit und Leidenschaft einen künstlerisch unverzichtbaren Fundus in seinen Atelierräumen anhäuft. Die Überbleibsel von Konsumgütern sind dabei seine Arbeitsmaterialien. Mit den Ablagerungen der modernen Kultur in den Händen bewegt sich der Künstler zwischen den Genres Fotografie, Skulptur, Malerei, Installation und Performance. Er geht dabei sehr spielerisch und gleichzeitig konzeptuell vor und hinterfragt mit seinen vielschichtigen Arbeiten die Strategien von Kunst im Allgemeinen, indem er mithilfe künstlerischer Strategien und der Neubewertung scheinbar wertloser Dinge wertvolle Kunstobjekte entstehen lässt.

Bis zur Unkenntlichkeit verhüllt

Auf seinen surreal anmutenden Portraits ist Thorsten Brinkmann stets bis zur Unkenntlichkeit maskiert und verkleidet. Niemals sieht man sein Gesicht. Eingehüllt in wild gemusterte, gebrauchte Kleidungsstücke und Alltagsobjekte, verwandelt er sich in anonyme, manchmal groteske oder auch androgyne Figuren.

Angesichts der Werke drängt sich die Frage auf, welche formalen und motivischen Parallelen es braucht, um mit der Kunstgeschichte in Korrespondenz zu treten. Brinkmanns zeitgenössische Position schlägt dazu eine Brücke und bedient sich an deren Gestaltungsmerkmalen. Bei der Betrachtung seiner Arbeiten stellen sich Assoziationen zu René Magritte, Oskar Schlemmer, Edouard Manet, Piero della Francesca und anderen ein. Es entsteht eine Balanceakt zwischen scheinbar wertlosen Gegenständen und den hochkarätigsten Fragen der Kunstwelt: Was ist eigentlich Kunst?